Die Kontrollen auf Befall mit den Raupen des Eichenprozessionsspinners sind auch am heutigen Freitag (6. Juni) fortgesetzt worden. Nachdem Fredenbaumpark und dem Mengender Volksgarten ist nun auch der Hoeschpark betroffen. Im Hoeschpark sind heute rund 60 Bäume mit den Raupen aufgefallen. Die Stadt hat daher den Park mitsamt der Sportanlagen vorsorglich mit sofortiger Wirkung abgesperrt. Für das Freibad Stockheide gilt die Sperrung erst ab Samstag. Glück im Unglück: Im Revierpark Wischlingen waren nur wenige Bäume betroffen – sie konnten „abgesaugt“ werden. Daher kann das Poloerweisen-Festival am Sonntag steigen. Der Eichenprozessionsspinner ist hauptsächlich in den nördlichen Stadtteilen Dortmunds unterwegs: Mengede, Eving, Scharnhorst, Innenstadt-Nord und Brackel. In Wickede musste bereits am vergangenen Wochenende ein verletztes Kind stationär im Krankenhaus behandelt werden.
Das beliebte Familienfest der Bosnier im Mengender Volksgarten muss ausfallen
Bereits am Donnerstag wurde der Mengeder Volksgarten gesperrt – 80 Bäume sind hier befallen. Die Sperrung hat zur Folge, dass das Familienfest der Bosnier an Pfingsten, zu dem über 1.000 BesucherInnen erwartet werden, dort nicht stattfinden kann.
Auch Im Fredenbaumpark müssen aufgrund des Raupenbefalls zunächst zwei Konzerte der Reihe „MusikSommer Fredenbaum“ abgesagt werden: „Happy Brass Band“ am Pfingstsonntag (9.6.19, 15- 17 Uhr), sowie „Shanty Chor“ am Pfingstmontag (10.6.19, 15-17 Uhr). Falls es Nachholtermine geben sollte, werden sie bekannt gegeben.
Der Eichenprozessionsspinner kriecht ebenso an einigen Bäumen im Schulte-Witten-Park in Dorstfeld, hier wurden Teilbereiche abgesperrt.In der Grünanlage am Brauksweg in Brackel sind ca. 30 Bäume befallen. Im Wohngebiet Hohenbuschei hat das Tiefbauamt rund 90 Eichen gezählt, an denen die Raupen kriechen.
Diese Bäume, die fast alle schon vor der Bebauung dort wuchsen, sind aber so angeordnet, dass Anwohner trotz einzelner Absperrungen noch zu ihren Häusern kommen können. Generell werden einzelne Bäume vom Tiefbauamt in einem Radius von 250 bis 300 Metern abgesperrt. Erst bei vielen Überlappungen werden ganze Areale geschlossen.
Befallene Bäume an Schulen und Kitas werden bevorzugt behandelt
Wenn Schulen und Kindertageseinrichtungen befallene Bäume melden, werden diese bevorzugt behandelt, damit der Betrieb hier möglichst schnell wieder aufgenommen werden kann. In der Regel handelt es sich um kleineren Befall einzelner Bäume.
Die Kommunikation mit den Eltern funktioniert hier nach bewährtem Muster – wie in anderen Situationen, in denen der Unterricht kurzfristig ausfällt oder eine Kindergärtnerin krank ist. Für die Betreuung der Kinder konnte bislang in allen Fällen ein Ersatz organisiert werden. Die Eltern sind daher immer rechtzeitig eingebunden.
Lehrern und Kinderbetreuern sind Merkzettel mit Verhaltenstipps zur Verfügung gestellt worden und es gibt Ansprechpartner für Fragen. Der Eichenprozessionsspinner und seine Raupen ist in vielen Klassen inzwischen auch Unterrichtsthema.
Die Baumexperten im Tiefbauamt rechnen auch an Pfingsten und danach mit weiteren Fundstellen. Parks und Straßen werden wiederholend kontrolliert, Meldungen von Bürgern wird nachgegangen. Nach der Beseitigung der Raupen und ihrer Nester durch die Spezialisten, werden die Bereiche erst nach einer weiteren Kontrolle durch das Tiefbauamt wieder frei gegeben.
Es ist davon auszugehen, dass das Problem Eichenprozessionsspinner nicht überall vollständig beseitigt werden kann. Es ist daher unbedingt notwendig, die eigene Verhaltensweise umsichtig der Gefahr anzupassen. Der Kontakt mit den Brennhaaren der Raupe sollte vermieden werden.
Kind wurde in Wickede verletzt und musste stationär behandelt werden
„Bisher sind der Stadt jedoch keine Fälle bekannt, in denen Personen sich Verletzungen aufgrund der gefährlichen Brennhaare zugezogen hätten“, heißt es von Seiten der Stadt. Allerdings hat es bereits in Wickede einen Fall mit einem verletzten Kind gegeben.
Eine Fünfjährige, die die FABIDO-Kita im Molnerweg besucht, wurde am vergangenen Samstag in die Kinderklinik eingeliefert. Da das Kind unter Asthma leidet, vermuteten die Eltern einen Zusammenhang damit, als die Atembeschwerden der Fünfjährigen immer schlimmer wurden.
Erst als der Hinweis auf einen Befall mit Eichenprozessionsspinner in der Einrichtung aufkam, konnten sich die Ärzte das ungewöhnliche Krankheitsbild erklären und auch behandeln. Mittlerweile geht es der Kleinen wieder besser. In vielen Kitas müssen die Kinder drinnen spielen, wenn es draußen einen Befall gibt. Denn die feinen Härchen fliegen durch die Luft – so kam auch das Kind damit in Kontakt.
Wenn ein Befall in privaten Gärten festgestellt wird, ist immer der Eigentümer des Grundstücks gefragt. Er muss eine Fachfirma mit der Bekämpfung beauftragen. Diese kann Biozid einsetzen oder Absaugmaßnahmen durchführen. Aus Umweltschutzgründen ist jedoch ein breiter Einsatz von Insektiziden nicht erwünscht, da die Mittel oft über eine Breitbandwirkung verfügen und dann auch Nützlinge abtöten. Sind der Befall und das Belastungsrisiko gering, reicht eine Überwachung des Befalls.
Woher kommt der Eichenprozessionsspinner?
- Die Klimaerwärmung begünstigt die Vermehrung von wärmeliebenden Insekten. So breitet sich der Eichenprozessionsspinner (EPS) in Deutschland und Nordrhein-Westfalen immer weiter aus.
- Der EPS ist ein Pflanzenschädling, stellt aber auch für den Menschen, Haustiere und Wildtiere eine Gesundheitsgefahr dar.
- Er liebt die Wärme und bevorzugt freistehende und von der Sonne beschienene Einzelbäume. Im Mai schlüpfen die Raupen, die sich tagsüber in den Nestern verstecken.
- Abends wandern sie als Prozession vom Nest in die Baumkrone und fressen die Blätter – bei Massenvorkommen bis die Krone völlig kahl ist.
- Die Verpuppung findet ebenfalls in den Nestern statt. Im Spätsommer schlüpfen aus den Puppen die fertigen Nachtfalter, die im Umkreis von 2 km erneut an Eichenzweigen ihre Eier ablegen.
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Stadt Dortmund (Pressemitteilung)
Zwischenbilanz nach Pfingsten zum Eichprozessionsspinner in Dortmund
Der extra eingerichtete Notdienst der Baumexperten vom Tiefbauamt hat über die Pfingsttage nur kleinere Stellen mit Nestern des Eichenprozessionsspinners entdeckt, abgesperrt und ihre Bekämpfung beauftragt. Die zahlreichen Veranstaltungen an Pfingsten konnten ohne größere Einschränkungen über die Bühne gehen.
Am Samstag waren jedoch etliche Menschen zu beobachten, die Absperrungen ignoriert und nicht beachtet haben, darunter Familien, die mit kleinen Kindern leichtsinnig in den Sperrzonen unterwegs waren. Die Stadt appelliert noch einmal an die Bürger, Hinweise ernst zu nehmen und sich an Absperrungen und Verhaltenstipps zu halten.
Insbesondere an windigen Tagen wie dem vergangenen Samstag können die Brennhaare der Raupe weit über die Absperrungen hinaus durch die Luft fliegen. Insbesondere dann, wenn Vögel wie Meisen an den Raupen und ihren Nestern picken, was mehrfach beobachtet wurde. Das wirbelt die Brennhaare zusätzlich umher, weil die Gespinste aufgerissen werden.
Der Stadt sind zwar bislang keine Fälle bekannt, in denen Personen sich durch die Brennhaare am Wochenende verletzt hätten. Dies kann jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, zumal keine Meldepflicht besteht. Es gibt daher keinen Anlass für die Ignoranz der Empfehlungen zum Schutz vor dem Eichenprozessionsspinner und seinen Raupen.
Gerade bei dem Wind am Samstag war zu beobachten, dass einzelne Info-Schilder umgeweht wurden. Nicht immer kann jemand das sein, der die Schilder wieder korrekt aufstellt. Daher bittet die Stadt auch darum, sich mit Hilfe der lokalen Medien und der Homepage der Stadt Dortmund auf dem Laufenden zu halten über größere abgesperrte Flächen.
Die Schmetterlingsweibchen legen ihre Eier in Eipaketen von 30 bis 300 Eiern ab. Alle Raupen eines Eipakets schlüpfen in der Regel zum gleichen Zeitpunkt und entwickeln sich mit der gleichen Geschwindigkeit. Wie reif die Eipakete sind, kann sich aber unterscheiden, daher kann es auch viele Tage nach erfolgreicher Bekämpfung zu einem Wiederbefall an benachbarter Stelle kommen.
Vorsicht geboten ist auch in den nördlichen Waldgebieten der Stadt. In den südlichen Wäldern sind Eichen vergleichsweise seltener. Insbesondere im Kurler Busch, im Grävingholz, im Bodelschwingher und im Rahmer Wald wird ein Befall mit dem Eichenprozessionsspinner vermutet. Hier ist es aber kaum möglich Gegenmaßnahmen zu ergreifen, weil die Bereiche mit Hubwagen und Spezialausrüstung nicht gut zugänglich sind. Allenfalls an den Hauptwegen könnten die Raupen und Nester demnächst abgesaugt werden. Ein Spaziergang ist daher vorerst nicht zu empfehlen.
Wichtig zu wissen: Die Stadt kann nur auf den eigenen Flächen eingreifen. Andere Eigentümer stehen auf ihren Arealen selbst in der Pflicht. Das betrifft nicht nur die privaten Gärten, sondern auch Flächen, die von Wohnungsunternehmen, Deutsche Bahn, Emschergenossenschaft oder Straßen.NRW betreut werden.
Häufige Fragen und Antworten zum Eichenprozessionsspinner (EPS)
Was ist eigentlich der Eichenprozessionsspinner (EPS) für ein Tier?
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtfalter, also ein Schmetterling. Es ist kein eingewandertes Tier, sondern war immer schon heimisch in Mitteleuropa. Es gibt Hinweise auf EPS-Plagen schon vor 200 Jahren.
Wo halten sich die Tiere am liebsten auf?
Der Eichen-Prozessionsspinner lebt wirtsspezifisch. Das bedeutet er kommt nur an Eichen fast jeder Art, insbesondere an der deutschen Eiche vor. Gelegentlich, wenn der Befallsdruck sehr hoch ist, gibt er sich auch mit der Hainbuche zufrieden. Den Wirtssprung hat er noch nicht geschafft. Allerdings: Auch im direkten Umfeld der Eichen können Raupenpopulationen gefunden werden, zum Beispiel an Spielgeräten neben oder unter Eichen.
Warum sind die EPS vorwiegend in den nördlichen Stadtteilen?
In den nördlichen Stadtteilen ist der Bestand an Eichen deutlich höher als in den südlichen Bezirken. Viele Weibchen legen ihre Eier in der direkten Umgebung der Stelle ab, wo sie aus der Puppe geschlüpft sind. Geschätzt wird, dass das Areal sich durchschnittlich um 7,5 km pro Jahr erweitert. Daher sind Gebiete, in denen der EPS stark auftritt, auch im Folgejahr wieder gefährdet.
Warum sind die Raupen eigentlich ein Problem?
Ab dem dritten Raupenstadium (von 5 bis 6 Stadien) entwickeln sich bei den Larven „Brennhaare“. Diese sind mit Widerhaken besetzt, welche ein Nesselgift enthalten. Diese Haare können noch bis zu fünf Jahren toxische Reaktionen hervorheben. Daher ist es sinnvoll auch die verlassenen Nester noch abzusaugen. In den ersten beiden Raupenstadien und auch später beim fertigen Falter gibt es keine Brennhaare.
Wie können sich Spaziergänger, Kinder oder Hunde vor den Raupen schützen?
Im Wesentlichen sind drei Verhaltensweisen geboten:
Bereiche, in denen Befall festgestellt wird, sind zu meiden.
Die Raupen und insbesondere die Nester, vor allem wenn diese verlassen sind, nicht berühren oder vom Baum schlagen. Dies führt zu einer Aufwirbelung der Brennhaare.
Offene Hautpartien sind abzudecken und ggf. ein Augenschutz und ein Mund- und Nasenschutz zu tragen.
Welche Verhaltenstipps kann man geben, wenn man plötzlich an einem Baum vorbeikommt und einen Befall entdeckt (oder vermutet)?
Zuerst einmal die vorsichtige Baumbestimmung: Handelt es sich tatsächlich um eine Eiche? Es gibt andere Raupen, die an anderen Baumarten unterwegs sind und ganz ähnliche Nester bauen (Beispiel Gespinstmotte). Wenn es sich dann tatsächlich um den Eichen- Prozessionsspinner handelt, insbesondere auf die Windrichtung achten und sich von den befallenen Stellen entfernen.
Wo kommen diese Tiere plötzlich in so großer Zahl her? Hat man sie früher einfach nie beachtet, weil man die Gefahr nicht kannte?
Seit rund zwanzig Jahren ist in Deutschland ein deutlicher Anstieg der Populationsdichte des Eichenprozessionsspinners (EPS) zu verzeichnen. Grund hierfür ist vor allem der Klimawandel, der zu milderen Wintern und erheblich wärmeren und trockeneren Sommern führt. Dieses Klima in Verbindung mit geringeren Regenmengen während der Larvenentwicklung von April bis Mai begünstigt die Entwicklung des EPS in hohem Maße. Insbesondere die milden Winter sorgen dafür, dass große Teile der Population überleben können.
Wird das Problem in Zukunft noch größer?
Wie viele Städte in der Region ist Dortmund von dem sehr starken Aufkommen des EPS überrascht worden. Es ist davon auszugehen, dass der EPS auch in den kommenden Jahren auftreten wird. Die Stadt wird sich darauf vorbereiten, um zusätzlich zu den Rahmenvertragspartnern selbst in der konkreten Bekämpfung tätig werden zu können. In Zukunft sollten die bekannten Gegenmaßnahmen auch ergänzt werden durch die Stimulierung natürlicher Feinde. Straßenränder sollten biodivers statt monokulturell bepflanzt werden. Diversität an Baumarten bietet mehr Risikostreuung, auch was andere Schädlinge und Krankheiten anbelangt. Der Klimawandel forciert das Auftreten verschiedener Baumkrankheiten auch an Arten wie Kastanie, Ulme, Ahorn oder Esche.
KITZ.do (Pressemitteilung)
ForscherKITZ-Station am Big Tipi wegen Eichenprozessionsspinnerbefall geschlossen
Auch die KITZ.do-ForscherKITZ-Station am Big Tipi musste vorübergehend wegen des Eichenprozessionsspinner-Befalls im Fredenbaumpark und am Big Tipi geschlossen werden.
Die ForscherKITZ, die KITZ.do einmal in der Woche, jeweils donnerstags in der Zeit zwischen 16:00 und 18.00 Uhr, auf dem Gelände des Big Tipi anbietet, müssen wegen der Sperrung durch die Stadt Dortmund deshalb abgesagt werden.
Sobald die Stadt Dortmund das Gelände wieder frei gibt, findet das Programm wie gewohnt und auch die Sommerferien hindurch wieder statt.
Aktuelle Informationen zu der Aufhebung der Sperrung durch die Stadt Dortmund bitte den aktuellen Medien entnehmen oder unter http://www.kitzdo.de oder auf facebook.com/KITZ.do.