Extremwetterlagen treten weltweit immer häufiger auf. Der Klimawandel ist keine Schwarzmalerei übermotivierter Ökos und UmweltschützerInnen, sondern faktische Realität, deren Auswirkungen immer spürbarer werden. Auch wenn gewisse Wetterphänomene in der Vergangenheit bereits aufgetreten sind, so nimmt deren Häufigkeit doch auffällig zu. Grund genug, sich Gedanken darüber zu machen, wie Städte auf die Veränderungen und Entwicklungen reagieren können, um ihre Widerstandsfähigkeit zu maximieren. Selbst im Jahrhundertsommer 2018 kam es in NRW zu lokalen Starkregenereignissen.
Es geht darum, die BürgerInnen für das Thema zu sensibilisieren
Hiervon kann jeder betroffen sein. Aus diesem Grund hat die Stadtentwässerung Dortmund eine Starkregengefahrenkarte für die Dortmunder Stadtverwaltung erstellt, die bei Verabschiedung durch die politischen Gremien des Stadtrates ab Juli auch den BürgerInnen zur Verfügung stehen soll.
„Wir wollen hier nichts dramatisieren. Dortmund gehört durch seine topografische Beschaffenheit nicht zu den durch Starkregenereignisse besonders gefährdeten Gebieten“, stellen die Verantwortlichen der Dortmunder Stadtentwässerung klar. Da hätten es Städte mit einer überwiegend flachen Topografie, wie beispielsweise Münster, wesentlich schwerer.
___STEADY_PAYWALL___
Man habe aber auch nicht die Bilder des Starkregenvorfalls im Sommer 2008 in Dortmund vergessen, der vor allem in den westlichen Stadtgebieten für massive Verwüstungen sorgte. Damals waren in einem vierstündigen Gewittersturm rund 230 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gefallen.
Sinn der Kartenaktion ist, durch prophylaktische Maßnahmen zur Schadensbegrenzung im Falle von Starkregenereignissen beizutragen. Außerdem sollen die BürgerInnen für das Thema sensibilisiert werden.
Die Gefahrenkarte ist die Darstellung besonders gefährdeter Bereiche, sogenannter Hotspots, durch Starkregen. Die Informationen, die sich hierdurch ergeben stehen allen Bereichen der Stadtverwaltung zur Verfügung. So können bei Bauvorhaben vorab die Risiken eines Grundstückes eingeschätzt und vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Auch für den Straßenbau bietet die Karte wichtige Informationen.
Gefahrenkarte als Meilenstein in der Starkregenprophylaxe der Stadtentwässerung
„Schauen Sie sich nur an, was in Nordamerika gerade wieder durch die Tornados geschieht. Solche Wetterphänomene nehmen zu. Für uns als Stadtentwässerung mit über 2000 km Abwasseranlagen, die wir in Dortmund verwalten, ist es eine Standardaufgabe, uns um die Starkregenproblematik zu kümmern. Die Gefahrenkarte markiert in diesem Zusammenhang einen Meilenstein unserer Arbeit“, so Dr. Christian Falk, der Leiter der Stadtentwässerung Dortmund.
Doch nicht nur die Verwaltungsorgane profitieren. Ab Juli soll die Gefahrenkarte auch den Dortmunder BürgerInnen online zur Verfügung gestellt werden. Eigentümerinnen können sich über die Gefährdung ihres Grundstückes informieren und Maßnahmen ergreifen, um sich und ihre Sachwerte wie das Gebäude oder aber auch technische Anlagen etc. zu schützen.
Hierbei lassen die Verantwortlichen der Stadtentwässerung die BürgerInnen nicht allein. „Eine wirkungsvolle und vernünftige Starkregenprophylaxe ist nur durch die Gemeinschaftsarbeit aller AkteurInnen möglich. Aus diesem Grund wollen wir sie auch mit in diesen Prozess nehmen. Nachdem die Hotspots bestimmt sind, geht es nun darum, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, für die wir einen langen Atem brauchen werden“, so Falk.
Individuelle Beratung für EigentümerInnen durch zertifizierte Berater der Stadtentwässerung
Neben der Kooperation mit den einzelnen AkteurInnen der Stadtverwaltung bietet die Stadtentwässerung kostenlose, begleitende Beratungsangebote und Sprechstunden für EigentümerInnen an. Zwei zertifizierte Berater kümmern sich individuell um die Belange des Einzelnen und können ein reiches Portofolio an Hilfestellungen zur Verbesserung des eigenen Grundstückes anbieten.
Die Starkregengefahrenkarte gibt Auskunft über die maximal rechnerisch ermittelten Wasserstände an der Geländeoberfläche für ein Regenereignis, das statistisch alle 100 Jahre einmal auftritt. Die Karte zeigt somit Gefahren für das gesamte Stadtgebiet, die bei Starkregen auftreten können.
„Oftmals reichen einfache Maßnahmen, die große Schäden verhindern können. Generell sind Grundstücke in Hanglagen oder Senken natürlich gefährdeter, da dort das Wasser entlang fließt oder sich sammeln kann. Unsere Lösungen sind darauf ausgelegt, dem Wasser neue Wege zu bieten, neue Notwasserwege zu schaffen“, erläutert der kaufmännische Leiter der Stadtentwässerung Mario Niggemann.
Gefahrenkarte voraussichtlich ab Mitte Juli für die BürgerInnen online abrufbar
Außerdem können anhand der Daten der Karte langfristig Flächen definiert werden, die bei Starkregenereignissen als Zwischenspeicher und Rückhaltebecken dienen. Die Starkregengefahrenkarte wurde in der Stadtverwaltung bereits eingeführt und steht dort den einzelnen Ämtern und Fachbereichen zur Verfügung. Sie soll regelmäßig im Arbeitskreis Überflutungsvorsorge besprochen werden und als Grundlage für Projekte der Stadtentwässerung beispielsweise im Bereich Kanalbau dienen.
Als nächster Schritt soll sie den Bezirksvertretungen und den politischen Gremien des Stadtrates vorgelegt werden. Bei Annahme der Karte als öffentliches Angebot der Stadtverwaltung soll sie dann voraussichtlich ab Mitte Juli den BürgerInnen zur Verfügung stehen.
Ein vollumfänglicher Schutz ist unmöglich zu garantieren aber die Starkregengefahrenkarte sorgt für Risikominimierung. Stadtverwaltung, EigentümerInnen, BürgerInnen, Gewerbetreibende und Unternehmen können alle entsprechend ihrer Möglichkeiten zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Starkregen beitragen.