Von Jennifer Pahlke
Smart-Homes, VR-Brillen und E-Autos – schon lange beschäftigen wir uns mit dem wohl wichtigsten Zukunftsthema überhaupt – der Digitalisierung. In allen Lebensbereichen ist sie schon zu spüren und sie wird immer besser. Vom 13. bis zum 15. Februar stellt die „elektrotechnik“, die Fachmesse für Gebäude-, Industrie-, Energie- und Lichttechnik in den Westfalenhallen die neusten Trends und technische Lösungen für Handwerk und Industrie vor.
Automatische Rollläden und Jalousien sind von gestern – die Zukunft heißt Sprachsteuerung und Smart
Einer der größten Stände ist das „Smart Living im E-Haus“. Es ist ein Modell eines komplett digitalisierten Hauses. An der Haustür fängt es schon an. Eine integrierte Gesichtserkennung ermöglicht zukünftig ein Öffnen der Tür, ganz ohne Schlüssel. Aber auch von Innen kann man die Tür öffnen, ohne sich auch nur in ihre Nähe zu begeben – dank Sprachsteuerung.
Sprachsteuerung ist ein Element, dass sich in allen Räumen des Hauses wiederfinden lässt. Besonders eindrucksvoll sieht man es im Badezimmer. Mit einem Sprachbefehl werden gleichzeitig die Fensterscheiben blickdicht, Lichtelemente und Wasser gehen an und Musik fängt an zu spielen.
Per Alexa oder Siri lassen sich ganz leicht Befehle geben, die dann an das System des Smart-Hauses weitergegeben und ausgeführt werden. Somit ist es auch für nicht so technisch-affine Menschen relativ einfach zu bedienen.
Auch im Badezimmer findet man über erneuerbare Energie laufende Infrarotheizungen und auch einen smarten Bilderrahmen. In diesem Bilderrahmen ist ein ganzer Computer mit Touchscreen integriert. Über einen Smart-Spiegel verfügt das Badezimmer ebenfalls, der unter anderem Wetterdaten und Uhrzeit anzeigt.
Digitalisierung mit Komfort und Barrierefreiheit im Blick
Die Küche verbindet Digitalisierung mit Barrierefreiheit. Auf den ersten Blick wirkt sie ganz analog.
Doch per Klick auf dem Tablet (oder auch per Sprachbefehl) lässt sich die Höhe der Schränke verstellen, sodass man auch die oberen Schränke locker aus einem Rollstuhl erreichen kann.
Lange Einkauflisten schreiben, sich nicht mehr sicher sein, was noch im Kühlschrank ist – mit dieser Problematik muss man sich in Zukunft auch nicht mehr beschäftigen.
Die Digitalisierung ist jetzt sogar in den Kühlschrank vorgedrungen. Bei jedem Öffnen des Kühlschranks wird ein Bild vom Innenraum gemacht und an eine App übertragen. So weiß man immer, wie voll (oder leer) der Kühlschrank ist.
Mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden – Sensoren und Kameras überall
Aber auch das Thema körperliche Sicherheit und Gesundheitszustand sind im Smart-Home berücksichtigt. Im Bett befindet sich ein Sensor, der die Körperfunktion überwacht.
Sollte jemand also plötzlich abfallenden Blutdruck oder einen Herzinfarkt erleiden, wird das direkt in der App fixiert und man kann entsprechende Maßnahmen treffen.
Auch die Böden des Schlafzimmers sind mit Sensoren ausgestattet. Wenn man zu lange an einem Platz verharrt, gibt es einen Alarm in der App. Zusätzlich dienen auch noch an der Decke befestigte 3D-Kameras als weiteres Sicherheitselement. Mit ihrer Hilfe kann man z.B. überwachen, ob die Kinder tatsächlich im Bett sind oder um festzustellen, ob wirklich jemand gestürzt ist.
Andreas Habermehl vom Zentralverband der deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) kann das alles auch in einen preislichen Rahmen fassen: „Ein volles High-End-System für ein Einfamilienhaus liegt bei 5000 Euro. Es ist dann auch kompatibel mit allen Systemen. Einzelne Pakete fangen schon preislich bei 1000 Euro an.“
Elektro Mobilität nicht nur wirtschaftlich lukrativ und umweltfreundlich – es macht auch Spaß
Ein weiterer großer Aspekt der Messe ist die Mobilität – genauer gesagt die Elektromobilität. Schon lange sind E-Autos ein Thema, das die Autofahrer-Nation spaltet. Besser für die Umwelt? Auf jeden Fall. Gleicher Fahrspaß? Eher nein. Und teuer sollen sie auch noch sein.
Gerade für E-Autos existieren einige Förderprogramme. Beim Kauf eines E-Autos bekommt man einen Bundes-Umweltbonus von 4.000 Euro. In NRW gibt es seit Anfang Februar 2019 eine neue Kaufprämie, wenn sich Unternehmen für eine Anschaffung eines E-Mobils entscheiden. Sie bekommen zusätzlich zum Bundes-Umweltbonus einen weiteren Zuschuss von 4.000 Euro pro Fahrzeug. Nutzfahrzeuge werden mit 8.000 Euro bezuschusst.
Aber auch andere wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle: E-Autos sind sparsamer im Verbrauch, sie sind zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit und haben eine Reichweite, die für BerufspendlerInnen und Gewerbetreibende ausreichend sein können. Der Fahrspaß bleibt auch nicht auf der Strecke: E-Autos ermöglichen eine besonders gute Beschleunigung, da ihnen sofort das volle Drehmoment zur Verfügung steht.
„Mobilität muss umweltfreundlicher werden. Und je früher man damit anfängt, desto erfolgreicher ist man“, Dr. Mathias Dürr, Leiter ElektroMobilität NRW.
HandwerkerInnen sollen in Zukunft vermehrt digital und mit VR-Brillen arbeiten
Die Digitalisierung soll sich zukünftig auch in handwerklichen Arbeiten bemerkbar machen. Immer mehr HandwerkerInnen (besonders FliesenlegerInnen) sollen nun mit VR-Brillen („Virtual Reality“-Brillen) ausgestattet werden. So können sie Bauprojekte nun virtuell planen.
„Diese Brillen sind in sofern nützlich, dass man den Kunden das Projekt zeigen kann, zum Beispiel in verschiedenen Lichtsituationen“, erklärt Rainer Holtz vom Kompetenzzentrum Digitales Handwerk. „Man muss es sich nicht mehr nur vorstellen. Außerdem kann man Änderungen wie Farbe und Material mit drei Klicks am PC ändern, was in der Realität nicht möglich ist.“
Auch sogenannte AR-Brillen („Augmented Reality“ Brillen) werden schon vermehrt im Elektrohandwerk eingesetzt, unter anderem beim Austausch von Serviceinformationen. Der Unterschied: Bei der AR-Brille nimmt man seine Umgebung im Vergleich zu den VR-Brillen noch wahr und Hologramme werden eingeblendet. Was früher mit persönlichen Treffen oder Telefon- bzw. Videokonferenzen funktionierte, geht heute per virtuellem Mausklick.
Neue Technologie – Erkennung eines Fehlers anhand der Akustik
Eine neue Technologie für die Industrie stellte Heike Helbig vom Fraunhofer-Institut vor. So sollen fehlerhafte Materialoberflächen anhand ihres Geräusches (des Luftschalls) und mit Hilfe von Algorithmen bestimmt werden. Veranschaulicht wurde das ganze in einem Versuch.
Drei verschieden beschichtete Kugeln rollten eine Murmelbahn herunter. Von jeder wurde das Geräusch des Rollens aufgezeichnet und später mit einem Algorythmus im Computer ausgerechnet. Dieser konnte dann die „richtige“ Kugel von den Blindgängern unterscheiden. Dass soll so auch in der echten Produktion angewendet werden.
„Die Treffergenauigkeit des Programms liegt bei 98 Prozent“, sagt Helbig. Momentan wird diese Technik in drei konkreten Bereichen angewendet: 1. bei der vorausschauenden Wartung, etwa beim Klang des Motors, 2. beim Produktionsverfahren selbst und 3. beim Testen des Endprodukts. Also immer dann, wenn visuelle Verfahren an ihre Grenzen stoßen.
Reader Comments
Florian
Interessant, dass Digitalisierung sogar die Küche erreicht hat. Ich finde es cool, dass man per App checken kann, ob der Kühlschrank leer oder nicht ist. Das finde ich praktisch, sodass ich genau weiß, was und wann ich einkaufen soll. Danke für den Beitrag, sehr interessante Perspektive über die Elektrotechnik der Zukunft.
Joachim Hussing
Mir gefällt die Idee, eine Küche mit Digitalisierung und Zugänglichkeit zu kombinieren. In meinem Haus müssen einige elektrische Reparaturen durchgeführt werden. Ich werde mit einem Elektriker sprechen, um mehr darüber zu erfahren, wie ich die Digitalisierung in meine Küche integrieren kann, während ich die elektrischen Arbeiten in meinem Haus repariere.