Dominik Bartz war lange Zeit arbeitssuchend. Dieses Schicksal teilt der 29-Jährige mit vielen anderen in Dortmund. Der gelernte Parkettverleger verlor seine Stelle im Ausbildungsbetrieb aufgrund des zunehmenden Kundenrückgangs und der Umstellung auf Klicksysteme. Im Anschluss reihte sich ein kurzes Beschäftigungsverhältnis an das nächste – hauptsächlich in der Möbelmontage. In seinem erlernten Beruf konnte er nicht mehr Fuß fassen.
Dominik Bartz erhielt Arbeitsvertrag von der Walter Viet Stahl-und Metallbau GmbH
„Ich wollte unbedingt wieder ein festes und sicheres Arbeitsumfeld. Ich liebe es, mit Werkstoffen zu arbeiten. Dabei kann ich meine Kreativität und mein handwerkliches Geschick auf vielfältige Weise einbringen“ erklärt Bartz. „Ein entscheidender Schritt war für mich, den Kreislauf der unbeständigen Tätigkeiten zu durchbrechen. Ich hatte vor allem die Befürchtung, dass sich sonst beim nächsten Job oder der nächsten Maßnahme wieder nichts an meiner Situation ändert.“
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Diese berechtigte Sorge konnte ihm die neue Initiative „Match and Win“, die im Rahmen des Projektes „Selbstwert aus Wachstum: Neue Arbeitsplätze aus der Mitte der Stadtgesellschaft“ des Unternehmensverbandes Östliches Ruhrgebiet e. V. in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Dortmund und unterstützt durch die Mandat Managementberatung GmbH entstanden ist, nehmen.
Mithilfe des Programms wechselte Bartz in den ersten Arbeitsmarkt und erhielt einen Arbeitsvertrag bei der Walter Viet Stahl- und Metallbau GmbH. Bei der Intensivierung des Kontakts zur Aplerbecker Firma wurde auch die „Allianz für Dortmund“, bestehend aus dem Oberbürgermeister der Stadt sowie den Geschäftsführern von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden, eingebunden.
Langzeitarbeitslosigkeit als wirtschaftliche und menschliche Herausforderung der Stadtgesellschaft
Dortmund hat seit den 1970er Jahren circa 35.000 Helferarbeitsplätze, einfache Tätigkeiten, verloren. Bis heute ist dies eine der Ursachen für die relativ hohe Langzeitarbeitslosigkeit. „Diese stellt eine gravierende wirtschaftliche und menschliche Herausforderung für unsere Stadtgesellschaft dar. Einiges wurde versucht und Erfolge wurden erzielt.
Doch zeigt die Erfahrung, dass die eingesetzten arbeitsmarktpolitischen Instrumente alleine, die vielfach auf finanzielle, oft zeitlich befristete, Förderung setzen, nicht genügen, um langfristig Wirkung zu erzielen – für die Betroffenen und die Unternehmen“, erklärt Ernst-Peter Brasse, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Dortmund und Umgebung.
„Match & Win“ verfolgt einen betriebswirtschaftlichen Ansatz mit dem Ziel, langzeitarbeitslosen Menschen aus echtem unternehmerischen Interesse einen wertschöpfenden Arbeitsplatz zu vermitteln – ohne zusätzlichen Einsatz öffentlicher Fördermittel und zum Vorteil aller Beteiligten.
Durch Neueinstellungen können vor allem Fachkräfte entlastet werden
Das Konzept basiert unter anderem auf der Annahme, dass in Unternehmen zahlreiche erforderliche Tätigkeiten verrichtet werden, die keine hochrangige Qualifikation erfordern. Helfertätigkeiten sind also nicht vollständig verloren gegangen, sondern werden heute häufig nicht mehr einzeln wahrgenommen.
Sie werden von überqualifizierten Fachkräften „miterledigt“, was jene MitarbeiterInnen von ihrer eigentlichen Arbeit abhält. „Im Dialog und bei der Erprobung der Initiative mit einigen Dortmunder Unternehmen haben wir diesen unentdeckten, betriebswirtschaftlich begründbaren Bedarf bestätigen können“, erläutert Prof. Dr. Guido Quelle, Geschäftsführender Gesellschafter der Mandat Managementberatung GmbH, die das Konzept entwickelt hat.
„Auf Basis der ermittelten Ergebnisse haben wir daraufhin einen Indikatoren-Check konzipiert, um genau diese Anforderungen und Potenzialbereiche systematisch herauszufinden.“ Nach der betrieblichen Analyse ermitteln die Spezialisten von „Match & Win“ gemeinsam mit dem Jobcenter Dortmund einen adäquaten Kandidaten.
Vermittlung des passenden Kandidaten durch Bedarfsanalyse und Kennelern-Praktikum
Im Anschluss begleiten sie beide Seiten beim Kennenlern-Praktikum und bestenfalls beim darauffolgenden Start in die Arbeitswelt – so wie bei Dominik Bartz.
„Wir freuen uns über einen sehr engagierten und motivierten neuen Mitarbeiter in unseren Reihen. Dominik Bartz hat sich gut in das Team eingefügt und entlastet unsere Fachkräfte. Damit werden in unserem Betrieb Kapazitäten freigesetzt und Arbeitsabläufe optimiert. Es hat sich für uns gelohnt, sich auf ,Match & Win’ einzulassen“, betont Dipl.-Ing. Christian Sprenger, Vertretungsberechtigter Geschäftsführer der Walter Viet Stahl- und Metallbau GmbH.
Und Linda Vollberg, Senior-Beraterin der Mandat Managementberatung GmbH und gemeinsam mit ihrem Mann Fabian Vollberg operativ projektverantwortlich, ergänzt: „Wir sind sowohl verlängerter Arm der Unternehmen als auch ihre ‚110’ und genau so nehmen wir uns Zeit für die Kunden des Jobcenters, hören uns ihre Geschichten an und sorgen dafür, dass beide Parteien – Unternehmer und potenzielle neue Mitarbeiter – mit passenden Erwartungen aufeinandertreffen. Das ist ein wesentlicher Beitrag für ein erfolgreiches Matching“.
Im Rahmen der Initiative werden weitere interessierte Unternehmen gesucht
Unternehmerverbände und Wirtschaftsförderung hoffen, dass weitere Arbeitgeber das Potenzial der Initiative und der Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen erkennen und einen möglichen Bedarf gemeinsam mit den „Match & Win“-Verantwortlichen herausarbeiten möchten.
„Egal ob Handel, Dienstleistung oder Industrie, die Beschäftigung von gering qualifizierten Arbeitskräften ermöglicht gerade im Zuge des Fachkräftemangels außerordentliche Chancen für Unternehmen. Fachkräfte können ohne Ablenkung ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen – das erhöht die Produktivität und die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Auch die internen und externen Arbeitsprozesse werden hierdurch effizienter und die Kundenzufriedenheit wächst“, sagt Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund.
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