Sechs neue Stationen des begehbaren Nordstadt-Lexikons des Projektes „Bilderflut“ präsentierte der Planerladen unter der Woche. Beim Rundgang durch den Norden mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau, den Hauseigentümern und Tülin Kabis-Staubach vom Planerladen konnten die neu gestalteten Hausfassaden bewundert werden.
„Bilderflut“ hat im letzten Jahr seine 3. Projektphase abgeschlossen. Diesmal stand die künstlerische Fassadengestaltung gründerzeitlicher Häuser im Vordergrund. Bedingt durch die historisch wertvolle Architektur mit vielen Stuckelementen und Verzierungen gelang dem Künstlerteam eine dezent gestaltete neue Optik der Hausfronten. Seit 1999 gibt es das überdimensionale Bilderlexikon. Mittlerweile ist auf dreißig Bilderstationen angewachsen.
Die Fassaden vermitteln Wissen auf spielerische Art. Oft gibt es einen Bezug zum Straßennamen
Die Fassadengestaltungen erfüllen nicht nur dekorative Zwecke, sondern vermitteln auf spielerisch Art auch Wissen. Immer in einem engen Bezug zur Straße und der Umgebung und auf Ideen der Bewohner und Hauseigentümer zurückgreifend, werden die Ideen für die Häuser entwickelt.
So ist es naheliegend das, das Haus in der Schillerstraße Bezug auf den Dichter Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759-1805) und dessen bekanntes Lied von der Glocke nimmt. Andreas Kracht, Eigentümer des Hauses. „Für mich stand von vornherein fest, dass bei meinem Objekt ein Bezug zum Namensgeber der Straße hergestellt werden sollte.“ Krachts Haus in der Straße ist das erste gründerzeitliche Haus in der Reihe. „Aus Rücksicht auf deren Besonderheit haben wir für die Gestaltung ausschließlich typografische Elemente verwendet, um daneben weiterhin die Formensprache der Gründerzeitornamente wirken zu lassen“, beschreibt Architektin Tülin Kabis-Staubach die Gestaltung des Hauses. Andreas Kracht, der selbst einmal in diesem Haus gewohnt hat freut sich,“…dass es wieder die Möglichkeit gibt, Häuserfassaden … zu gestalten.“
In der einjährigen Umsetzungsphase konnten, gefördert im Rahmen des Programms „Wir setzen Zeichen!“ des Ministeriums für Bauen und Verkehr NRW (heute: Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr NRW) und der Stadt Dortmund, Fördermittel in Höhe von 130.700 Euro abgerufen werden.
Mit Hilfe des Online-Programms Wordle wurde eine Word-Cloud geschaffen, wie man sie von vielen Internetseiten kennt. Je nach Häufigkeit der Nennung eines Wortes ergeben sich unterschiedliche Schriftgrößen. Das schafft einen neuen Zugang zu Schillers Text.
Eigentümer und Bewohner der Häuser halfen bei der Ideenfindung
Noch frisch scheint die Farbe an den Häusern in der Blumenstraße. Am Morgen des Tages der Begehung wurden die Fassaden von den Gerüsten der Maler befreit. Julia Rüding ist seit August letzten Jahres frischgebackene Hauseigentümerin. Die Pädagogin, die seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt in der Nordstadt gefunden hat, ist begeistert vom Stadtbezirk.
„Ich wollte hier immer etwas gestalten“, sagt sie mit Blick auf die Fassade ihrer Häuser. Ach hier wurde der Straßenname zum Programm. „Der Entwurf und besonders die Textelemente basieren auf einem Fragebogen (u.a. zu Lieblingsblume, lustige und symbolische Blumennamen/Teekesselchen, Verwendung von Blumen), der von den Hausbewohnern beantwortet wurde. Auf dem Westgiebel sind die lustigsten Blumennamen aufgelistet: von Ackersenf über echte Hundezange und nickendes Leimkraut bis zur Zaunwinde. Fingerhut und Frauenschuh sind hier als Teekesselchen bildhaft dargestellt“ steht in der Beschreibung zum Haus.
Julia Rüding selbst wohnt in der Gneisenaustraße, möchte aber sobald als möglich in ihre Häuser umziehen.
Reduktion auf typographische Elemente erlaubt auch die Gestaltung von gründerzeitlichen Fassaden
Nächste Station des Rundgang ist das Haus der Miteigentümer Anne Frank und Franjo Eulering in der Gronaustraße. Auch hier ein Bau mit gründerzeitlicher Fassade. „Zuerst dachten wir das Haus kommt wegen seiner Fassade nicht in Frage, doch das Haus in der Schillerstraße überzeugte uns“, erklären sie.
„Die zahlreichen Stuckelemente dieser Zeit (Figuren, Ornamente, Verzierungen…) wurden in Musterbüchern gesammelt und katalogisiert. Musterbücher als Vorläufer des Katalogs dienten zur Abstimmung zwischen Bauherr, Architekt und Stuckateur.
Aufgrund der Gründerzeitfassade des Objektes in der Gronaustraße 62 verzichtet die künstlerische Gestaltung auch hier auf Bildelemente. Bilderflut präsentiert hier eine kleine Auswahl von Begriffen der Baustilkunde des Historismus. Die rein typografische, dem Schlagwortverzeichnis eines Musterbuchs ähnelnde Gestaltung der Fassade wird mit Namen historistischer Architekten abgerundet“, beschreiben die Initiatoren die Idee zur Gestaltung des Hauses in der Gronaustraße.
Weitere Stationen: Station Verleger, Schützenstraße 82, Station Hippie, Mallinckrodtstraße 236, Station Vielfalt, Unnaer Straße 44
Informationen über die aktuellen Fördermöglichkeiten können bei der Abteilung Stadterneuerung (Herr Weisse, Tel: 0231-5025499) geholt werden. Kontakt für interessierte Eigentümer an Bilderflut: BASTA–Büro für Architektur und Stadtentwicklung, Tülin Kabis-Staubach, Tel: 0231-7281971, Mail: basta.do@cityweb.de