Das partizipative Kunstprojekt „Public Residence: Die Chance“ nimmt Form an. Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und der Verein Machbarschaft Borsig11 haben in einem deutschlandweiten Ausschreibungsverfahren vier KünstlerInnen gesucht und gefunden, die ein Jahr lang am Dortmunder Borsigplatz in „Public Residence“ leben und arbeiten.
Ziel: Lebensqualität und das soziale Miteinander in der Nachbarschaft verbessern
Von Juni 2014 an werden Susanne Bosch, Frank Bölter, Angela Ljiljanic und Henrik Mayer mit ihren NachbarInnen gemeinsame Kunstprojekte verwirklichen. Dabei ist die Beteiligung der BewohnerInnen gleichzeitig Voraussetzung und Ziel der Arbeit.
Die Machbarschaft Borsig11 hatte mit ihrem Konzept sozialer Kreativität die Auslobung des Förderpreises faktor kunst 2013 der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft für sich entscheiden können.
Ziel der gemeinsamen künstlerischen Projekte ist, die Lebensqualität und das soziale Miteinander in der Nachbarschaft zu verbessern und die BewohnerInnen in die Lage zu versetzen, bei der Gestaltung ihrer Umgebung aktiv mitzuwirken.
Mit einer Kunstwährung, den „Chancen“, die im Quartier verteilt werden, kann jeder Anwohner die Projekte der KünstlerInnen fördern und sich durch aktives Beteiligen neue „Chancen“ verdienen. Mit unterschiedlichen Konzepten und Strategien sollen die KünstlerInnen vor Ort eine möglichst breite Partizipation erreichen und nachhaltige Veränderungen bewirken.
Die Künstlerinnen und Künstler:
Susanne Bosch
Die Künstlerin und Kunstforschende Susanne Bosch reist direkt von Malaysia ins Ruhrgebiet. Sie bringt langjährige Erfahrung aus internationalen partizipatorischen Kunstprojekten wie zum Beispiel aus Palästina, Spanien, der Türkei und Irland mit, wo sie sich mit bekannten Künstlerkollegen und den Anwohnern vor Ort mit dem Demokratiebegriff auseinandersetzt. Dabei spielen das Überleben, Geld und Arbeit, Migration, gesellschaftliche Visionen und Beteiligungsmodelle eine entscheidende Rolle.
Frank Bölter
Der Wahlkölner Frank Bölter verbindet Teilhabe mit Hingabe. Partizipation und Eigenverantwortung schafft er mit dem langfristigen Arbeiten an einzelnen Ideen. Dabei konzentriert er sich auf lokale Umgebungen und die Menschen, die unmittelbar davon berührt werden. In einem kleinen ostwestfälischen Dorf zum Beispiel baute er mit seinen NachbarInnen ein lebensgroßes Papierhaus. Eingebettet in einen Kommunikationsprozess lässt er Soldaten und Flüchtlinge aus Kriegsgebieten je einen Panzer aus Papier falten und sieht, wie der eine im Müll und der andere im Museum landet.
Angela Ljiljanic
Was verbindet deutsche Frauen und Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien? Angela Ljiljanic findet eine Antwort auf diese Frage in den Schnittmusterbögen von Burdamoden, die historische, kulturelle und persönliche Lebensentwürfe skizzieren. Im fertigen Kleidungsstück kommen diese Gemeinsamkeiten zum Ausdruck, Kleiderschränke werden Archive gelebter Geschichten. Angela Ljiljanic interessieren soziokulturelle Räume, die zwischen der Möglichkeit zu scheitern und der Hervorbringung überraschender Handlungsorientierungen lavieren. An solchen Orten helfen keine sozialromantischen Utopien, sondern nur die Annäherung an die konkrete Wirklichkeit.
Henrik Mayer
Mobiles Fitnessstudio, Migration Learning Center, Global Dinner: Was nicht nach Kunst klingt, da steckt ganz viel Kunst drin. Henrik Mayer ist mit seinem Partner Martin Keil als REINIGUNGSGESELLSCHAFT in den Städten dieser Welt unterwegs. Wie die Gebrüder Grimm sammelt er die Geschichten von Anwohnern, um sie im öffentlichen Raum wieder zu erzählen. So zeigt Mayer etwa mit öffentlich zugänglichen Spinning Bikes, die Strom produzieren, spielerische Lösungsansätze für gesellschaftliche Problematiken wie Gesundheit, Demographie und erneuerbare Energien auf. Nach Dortmund reist er allein. Ein Grund mehr, mit den Anwohnern in Kontakt zu treten.
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