Im Oktober gibt’s wieder „Green Movies“ im sweetSixteen – ÖkoNetzwerk Dortmund bietet „grüne“ Alternativen

Die VeranstalterInnen (v.l.): Andrea von der Heydt, Peter Fotheringham, Suse Sollbach, Stephan Becker und Tanja Hauptstock. Foto: Alex Völkel
Die VeranstalterInnen (v.l.) Andrea von der Heydt, Peter Fotheringham, Suse Solbach, Stephan Becker und Tanja Hauptstock möchten ein ökologisches und ökonomisches, soziales Interessennetzwerk schaffen. Foto: Alex Völkel

Das sweetSixteen-Programmkino im Dortmunder Depot ist bekannt dafür, sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander zu setzen. Im letzten Jahr feierte die Filmreihe „Green Movies“ ihre Premiere und von drei Vorstellungen war eine komplett ausgebucht und zwei mehr als gut besucht. Ein Zeichen, dass die Themen Ökologie, Ökonomie und Soziales die BürgerInnen in Dortmund und der Region beschäftigen und sie mehr erfahren möchten. Aus diesem Grund geht die Reihe im Oktober in die zweite Runde. An den ersten drei Dienstagen des Monats wird jeweils ein themenbezogener Film gezeigt. Im Anschluss an die Vorführungen wird es wieder einen kleinen Imbiss und die Möglichkeit zum Austausch geben.

„Green Washing“: Wie die Wirtschaft versucht das Verbrauchergewissen zu manipulieren

Das Logo des ÖkoNetzwerkes Dortmund.
Das Logo des ÖkoNetzwerkes Dortmund.

„Es wird in diesem Jahr um ganz aktuelle Themen gehen. Ein Film befasst sich beispielsweise mit dem sogenannten Green-Washing. Gemeint ist die unlautere bzw. täuschende Nutzung von Bio-Zertifikaten und Siegeln“, erläutert Stephan Becker. Er ist Vorstandvorsitzender des ÖkoNetzwerkes Dortmund, das die „Green Movies“ zusammen mit dem Team des sweetSixteen realisiert.

Wo Bio draufsteht ist noch lange nicht Bio drin. VerbraucherInnen sind oftmals zu gutgläubig, denn die Wirtschaft versteht sich ebenso darauf Bedürfnisse zu befriedigen als auch neue zu wecken. Plakativ wird der ökologische Nachhaltigkeitsgedanke für eigene Zwecke entfremdet. Bio- und Fair Trade-Zertifikate werden inflationär von wirtschaftlichen Interessengemeinschaften oder besser noch vom Unternehmen selbst ausgestellt.

„Es gibt Beispiele, bei denen die Einhaltung von Bio- oder Fair Trade-Richtlinien in der Produktion von Instanzen geprüft werden, die auf der Gehaltsliste der Produzenten stehen. Dass dabei keine objektive Begutachtung zustande kommt, ist aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit logisch“, erläutert Peter Fotheringham vom Sweet Sixteen die Problematik.

Es ist wichtig, dass Siegel und Zertifikate unabhängig vergeben werden

Screenshot der Website der Christlichen Initiative Romero mit Siegelübersicht.
Screenshot der Website der Christlichen Initiative Romero mit Siegelübersicht.

„Viele Textilienhersteller werben mit ihren Baumwollprodukten. Schaut man sich die Etikette dann jedoch mal genauer an, entdeckt man, dass es teilweise gerade mal einen 20-prozentigen Anteil an Baumwolle gibt. Der Rest ist beispielsweise Polyester“, so Andrea von der Heydt vom ÖkoNetzwerk Dortmund.

Siegel und Zertifikate seien grundsätzlich ja nicht falsch aber es müsse Wert darauf gelegt werden, dass diese unabhängig vergeben würden. Es gibt auch vertrauenswürdige und bewährte Varianten. Eine Übersicht über die seriösen Siegel bietet die Christliche Initiative Romero auf ihrer Website. Interessierte LeserInnen finden den Link im Anhang des Artikels.

Die engagierten VeranstalterInnen der „Green Movies“ wollen nicht nur aufklären und diskutieren, sondern es geht ihnen vor allem auch darum, Vernetzungen zu schaffen und aufzuzeigen welche Alternativen und Perspektiven wir hier in unserer Region bereits haben und was noch passieren muss. 

Gesprächsrunden dienen dazu, ein Interessennetzwerk zu schaffen

Hierfür dient ihnen die Dialogrunde mit den BesucherInnen. Neben dem Austausch und der Diskussion wollen die Verantwortlichen hier auch Unternehmen, Organisationen und Initiativen der Region vorstellen, die sich durch ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit auszeichnen. So soll im besten Fall ein Interessennetzwerk aus Privatleuten und Initiativen entstehen.

Sie kooperieren beispielsweise mit dem Energieanbieter Naturstrom AG. Wer sich für einen Wechsel zum neuen Anbieter entscheiden sollte, erhält zwei Gutscheine von zwei Unternehmen die ebenfalls Mitglied im ÖkoNetzwerk Dortmund sind.

„Wir wollen die Menschen breit informieren. Das Thema Klimawandel zum Beispiel ist eigentlich ein alter Hut. Doch mittlerweile werden die Auswirkungen immer spürbarer, so dass selbst Zweifler nun nicht mehr die Augen vor den Tatsachen verschließen können. Hier ist einfach trotz besseren Wissens jahrelang nichts passiert. Dem wollen wir Abhilfe schaffen“, so die VeranstalterInnen.

Es gibt echte „grüne“ Alternativen und Perspektiven – auch in Dortmund

Die Filmvorführungen dienen quasi als Auftakt zum Gespräch, wodurch im besten Fall ein regionaler Überblick zu den Themen Ökologie, Ökonomie und sozialer Nachhaltigkeit entsteht. Die Arbeit des ÖkoNetzwerks Dortmund lässt sich in die Kategorien Konsum und Dienstleistungen, Architektur, Bau und Wohnen und Lebensmittel gliedern. Diese Themenfelder werden auch von den Programmfilmen aufgegriffen.

Los geht’s am 2. Oktober um 19 Uhr mit dem Film „Die grüne Lüge“. Die Dokumentation von Regisseur Werner Boote befasst sich mit dem Thema „Green Washing“ und hinterfragt ob wir durch unsere Kaufentscheidungen tatsächlich die Welt retten können oder ob das gute Gewissen, fair und ökologisch nachhaltig produzierte Waren zu kaufen uns von den Konzernen nur vorgegaukelt wird.

Es gibt echte „grüne Alternativen. Diese sind aber nicht leicht zu finden. Welche dies in Dortmund und der Region sind, dass wollen die VeranstalterInnen gemeinsam mit den ZuschauerInnen beim anschließenden Dialog herausfinden.

„Seed – Unser Saatgut“ wird als exklusive Preview im sweetSixteen gezeigt

Die US-amerikanische Produktion „Seed“ zeigt, wie wichtig Saatgut für das Leben auf unserem Planeten ist. Samen sind kostbar und lebensnotwendig, sie heilen und ernähren uns, geben uns Kleidung und liefern die wichtigsten Rohstoffe für unseren Alltag.

Der Film basiert auf der erschreckenden Tatsache, dass 90 Prozent aller Saatgutsorten bereits von der Erde verschwunden sind. Stattdessen erzeugen die Industriegiganten genetisch veränderte Monokulturen, Hybriden, die sich nicht fortpflanzen können und machen so die Landwirtschaft von sich abhängig. 

Gerade durch die Übernahme des amerikanischen Saatgutunternehmens Monsanto durch den deutschen Chemiekonzern Bayer-haben sich die Regisseure hiermit eines brandaktuellen und wichtigen Themas angenommen. Protagonisten des Films sind unter anderem die berühmten Umweltaktivisten Vandana Shiva, Jane Goddall und Raj Patel. „Seed“ wird im sweetSixteen am 9. Oktober als exklusive Preview vorgeführt, bevor er am 11. Oktober offiziell in den deutschen Kinos anläuft. 

Die VeranstalterInnen bitten aus organisatorischen Gründen um Reservierungen

Der dritte Film der Reihe „Green Movies“ , der am Abend des 16. Oktober gezeigt wird, macht deutlich, dass es Alternativen und Perspektiven zur unbedachten Wegwerfgesellschaft und zum hemmungslosen Konsum auf Kosten anderer und der Umwelt gibt. Am 16. Oktober ist es „Zeit für Utopien“ im sweetSixteen. 

Die österreichische Produktion von Regisseur Kurt Langbein zeigt lebensbejahende, positive Beispiele, wie man mit Ideen und Gemeinschaftssinn viel erreichen kann. So können Smartphones auch fair produziert werden, urbanes Wohnen ist mit dem Bruchteil der Energiemenge möglich, die momentan pro Kopf verbraucht wird und Unternehmen können auch bestehen wenn sie sich von Großkonzernen und Mutterfirmen trennen.

„Zeit für Utopien“ ist eine inspirierende, filmische Entdeckungsreise zu den Einsteigern in eine neue Gesellschaft. Alle Filme beginnen jeweils um 19 Uhr. Der Eintritt pro Film kostet sieben Euro, ermäßigt 6 Euro. Aus organisatorischen Gründen bitten die VeranstalterInnen um Kartenreservierungen. 

ÖkoNetzwerk und sweetSixteen arbeiten ohne Fördermittel nur durch privates Engagement

(Bild v.l.n.r.) Stephan Becker, Ralf Barthel, Tanja Hauptstock, Andrea von der Heydt und Gode Klingemann. Foto: Stefan Schlepütz.
Statt die Erlöse des Weihnachtsbaumverkaufs zu spenden, sollen sie in neue Projekte fließen.

Kinokarten können per Mail unter info@sweetSixteen-kino.de und telefonisch unter 0231/910 66 23 vorgenommen werden. Für die Reservierung ist es zwingend notwendig den Wunschtermin, die Personenzahl, Namen und Rufnummer oder Mailadresse zu hinterlassen. Vorbestellte Karten sollten bis 30 Minuten vor Filmbeginn abgeholt werden, da sie ansonsten wieder in den offenen Verkauf gehen.

„Wir freuen uns wieder auf möglichst viele BesucherInnen. Wir sind sehr stolz, die „Green Movies“ in die zweite Runde schicken zu können. Und das alles ohne jegliche Fördermittel“, so Stephan Becker vom ÖkoNetzwerk. Stattdessen hat sich die Initiative dazu entschlossen, die Erlöse aus ihrem jährlichen Bio-Weihnachtsbaumverkauf auf dem Vorplatz der Nicolai-Kirche im Dortmunder Kreuzviertel nicht mehr nur einer Organisation oder Initiative zu spenden, sondern das Geld in Projekte wie die „Green Movies“ zu reinvestieren.

So wie der Betrieb des sweetSixteen ist also auch die Verwirklichung der „Green Movies“ rein privatem Engagement zu verdanken. Peter Fotheringham und Suse Solbach betreiben das Kino ehrenamtlich und werden von freiwilligen HelferInnen unterstützt. Allein im Jahr 2017 wurden hier 328 Filme in 984 Vorstellungen an 359 Spieltagen präsentiert. Für das stets facettenreiche Programm arbeiten die Ehrenamtlichen eng mit über 13 Kooperationspartnern zusammen. Ganze 66 Prozent der Filme waren Dokumentationen und 72 Prozent waren deutschsprachige Produktionen.

sweetSixteen ist seit 2009 kulturelle Bereicherung der Dortmunder Nordstadt

Peter Fotheringham hier bei der Feinjustierung einer Analogprojektion. Foto: sweetSixteen
Peter Fotheringham hier bei der Feinjustierung einer Analogprojektion. Foto: sweetSixteen

Neben dem normalen Programm gibt es immer wieder Sonderveranstaltungen wie Previews oder Stummfilmvorstellungen. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Programme für Schulen und Kinder. Das sweetSixteen setzt bei seinen Vorstellungen auf altbewährte analoge Technologie, auch wenn digitales Equipment vorhanden ist. Um diese zu erhalten ist Pflege und Archivierung notwendig, die vom 16mm-Filmarchiv erledigt wird.

Das Kino ist vollständig barrierefrei und verfügt über 40 rollstuhlgerechte Sitzplätze im Vorführsaal. Passend zu den „Green Movies“ werden als Erfrischungen und Snacks regionale, biologische und fair gehandelte Lebensmittel und Getränke angeboten.

Wirtschaftlich steht das sweetSixteen-Kino aktuell an einem Wendepunkt. In den letzten Jahren sind die BesucherInnen- und Umsatzzahlen kontinuierlich gestiegen. Um diesen Trend aufrecht zu erhalten, ist es notwendig eine Rechtsform, eine Beteriebsorganisation und Strukturen aufzubauen. Ehrenamtliche HelferInnen sind auf Dauer schwer zu halten, wodurch der Einsatz von bezahlten MitarbeiterInnen zumThema geworden ist.

sweetSixteen-Kino steht 2018 an einem wirtschaftlichen Wendepunkt

Der Blick aus dem Projektionsraum auf die Leinwand. Foto: sweetSixteen
Der Blick aus dem Projektionsraum auf die Leinwand. Foto: sweetSixteen

Und auch die ehrenamtlichen Betreiber Suse Solbach und Peter Fotheringham haben sich eine Anerkennung ihres Engagements redlich verdient. Durch den bisherigen Verzicht auf Personalkosten war das Kino ziemlich schnell schuldenfrei. Auch wenn die größeren und moderneren Kinos im Dortmunder Stadtgebiet mittlerweile Programmkino im Stil vom sweetSixteen anbieten und so immer mehr zur Konkurrenz werden, sollten diese Schritte dabei helfen, das Angebot weiter auszubauen und sich auf dem Markt zu behaupten.

Als bisher einziges Dortmunder Kino wurde das sweetSixteen seit 2012 jährlich mit einem Preis des Staatsministeriums für Kultur und Medien ausgezeichnet. Ebenfalls jährlich erhielt das Kino seit 2011 eine Auszeichnung der Film- und Medienstiftung NRW. Seit 2017 gehört es in diesem Wettbewerb zu den fünf am höchsten dotierten Kinos.

Peter Fotheringham und Suse Solbach erhielten für ihr ehrenamtliches Engagement unter anderem den „Engel der Nordstadt“ und waren 2016 nominiert für den Deutschen Engagementspreis des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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