Von Gerd Wüsthoff
Die Emschergenossenschaft und die Stadt Dortmund schaffen einen neuen Weinberg am Rüpingsbach auf einer renaturierten Fläche, die 1985 Teil der Bundesgartenschau gewesen ist. Der Klimawandel ermöglicht es, das Wein auch nördlich der üblichen verdächtigen Anbaugebiete angebaut werden kann. Der Weinanbau in Dortmund kann in jedem Fall durchstarten und an mittelalterliche Traditionen anknüpfen. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister Ulrich Sierau pflanzten die letzten Weinstöcke zur „Eröffnung“ des neuen Weinberges.
„Cabernet Noir“ und „Phoenix-Rebe“ knüpfen an alte Traditionen an und schaffen neue
Nachdem bereits am Phoenix-See ein erster Weinberg in Dortmund Furore macht – hier wird die „Phoenix-Rebe“ angebaut, nun ein weiterer Weinberg im Umweltkulturpark an der Osterbergstraße in Barop – hier wird die „Cabernet Noir“ Rebe angebaut.
Diese Traube ist der „Cabernet Sauvignon“ nicht unähnlich. Während sich der Weinberg am Phoenix-See fast auf historischem Anbauboden befindet, ist der Standort in Barop „Neuland“. Während der Pflanzung der Rebstöcke erhielten die Beteiligten und ihre Helfern übrigens wegen der vorangegangenen Dürre „Löschwasserhilfe“ von der Dortmunder Feuerwehr.
Sierau verwies in seiner Ansprache auf die mittelalterliche Weinbau-Tradition bis in das 13. Jahrhundert, die mit einer Klimakaltphase endete und zur Bierbrau Tradition in Dortmund führte. „Das beste am Wein ist das Bier danach“, zitierte der OB Sierau launig seinen Vor-Vorgänger Günter Samtlebe mit dessen Bon-Mot.
Weiter lobte Sierau den sozialen Charakter des Weinanbaues in Dortmund: „Die Dortmunder Weinberge sind Mitmach-Weinberge, in denen sich die Bürger Dortmunds tatkräftig mit einbringen können – dadurch, dass sie mitarbeiten können und dürfen.“
„Es mag vielleicht verwundern, warum sich ein Wasserwirtschaftsverband mit Weinanbau und Böden beschäftigt. Aber renaturierte Böden sind wichtig für die Wasserwirtschaft, nicht nur die Renaturierung von Wasserläufen wie der Emscher“, erklärt Paetzel. „Die Bodenrenaturierung dient der Wasserwirtschaft, schützt vor Überflutungen bei Starkregenfällen, und wertet wie renaturierte Wasserläufe Wohngebiete auf.“
Ökologischer Weinbau fördert die Biodiversität und die Lebensqualität
Sierau und Paetzel pflanzen zur Einweihung des neuen Weinberges die beiden letzten Rebstöcke und wurden dabei von der Essener Önologin Tina Krachten unterstützt. Dabei lernten die beiden Chefs, wie die anwesenden WeininteressentInnen, das Rebstöcke in einem Abstand von 1,10 Metern stehen müssen.
„Weinreben benötigen diesen Abstand um miteinander kommunizieren zu können. Weniger Abstand ist, wie auch ein größerer Abstand, schädlich“, lernte Nordstadtblogger von Andreas Maurer von Gartengestaltung Maurer – Gärten, Biotope, Landespflege. Maurer erklärte weiter, warum der Weinberg neben den Reben, Raps, Alant, wilder Oregano (auch Majoran), Malven und anderen Wildkräutern platz bietet.
Verschiedenste Wildkräuter fördern und schützen die Rebstöcke, wie sie auch der Insektenvielfalt zuträglich sind. „Der Bienenfreund, eigentlich die Fazelia, ein Wildkraut, ist dabei besonders wichtig, da diese Pflanze an den Wurzeln kleine Knollen bildet, die Stickstoff enthalten und diesen an die Reben angeben“, erklärt Maurer auf Nachfrage von Nordstadtblogger. „Alant düngt nicht nur die Reben, sondern ist auch eine alte Heilpflanze“, sagt Maurer.
„Die Kräuter zwischen den Reben, werden nach dem ersten Frost abgeschnitten und in einer Fallrichtung liegen gelassen, damit sie in der Folge die Rebstöcke düngen“, zeigt Maurer. Denn im ersten Blick sieht der neue Weinberg etwas zauselig aus, also nicht wie Weinberge üblicher Weise gezeigt werden, mit möglichst wenig Bewuchs zwischen den Rebstöcken, die im übrigen sehr tiefe Wurzeln bilden um so an Wasser zu kommen. Die Wasserzuvor erhalten die Reben nicht vom Regen, sondern auch von den abregnenden eigenen Blättern und denen der Kräuter, nach einem Regen.
Reader Comments
Alfred Krull
Diese Nachricht hat mich neugierig gemacht.
Als alter Baroper, der auch die Ostenberg- Grundschule besucht hat, interessiert micv nun, wie sich meine alte Heimat verändert hat. Ich habe Dortmund- Barop 1987 den Rücken gekehrt.
Im Sommer werde ich zurückkommen und schauen, wie sich de Stadtteil verändert hat.
Darauf bin ich wirklich neugierig.
Alfred Krull
Karl L. Holtz
Als alter Dortmunder (seit 1972 lebe ich in Heidelberg und Südfrankreich) habe ich den Weinanbau in Dortmund mit Interesse verfolgt. Mein Schulweg zum Humboldt-Gymnasium führte täglich über Hörde ‚Am Weinberg‘ entlang. Da ich seit 20 Jahren auch einen Weinberg in Südfrankreich habe und Wein (Banyuls und Collioure) produziere, würde ich gerne ein paar Reben (z.B. Grenache) spenden und auch die in Südfrankreich übliche Form der Reberziehung (Gobelet) zeigen. Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.
Karl L. Holtz
Siegfried M. Fakesch
Bin wegen Interesse am Weinbau auf diesen Artikel gestoßen und habe gestern endlich mal den Phönixsee in Dortmund und den dortigen Weinberg besucht. Anschließend bin ich dann auch noch zum anderen Weinberg an der Osterbergstraße gefahren und habe mir auch diesen Weinberg angeschaut. Für die „kurze“ Zeit, in der die beide Weinberge bestehen, ist das schon ein ordentliches Ergebnis, wenn man diese Weinberge mit den professionellen Anbaugebieten vergleicht. Ich war vor kurzem auch in Hünxe, wo ehemalige Bergleute auch einen kleinen Weinberg auf dem Gelände des stillgelegten Bergwergschachtes ehrenamtlich betreiben und war ebenso überrascht. Ich selber betreue einige Reben in meinem Garten und mache aus der kleinen Ernte eine schöne und leckere Traubenmarmelade. Für eigenen Wein reicht die Ernte leider noch nicht.
22.08.2021 MfG von Siegfried aus 46149 Oberhausen