Nachdem erst vor wenigen Wochen ein Kirchenasyl in Dortmund erfolgreich zu Ende ging, hat jetzt eine andere Kirchengemeinde ein Kirchenasyl eröffnet. Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund teilt mit, dass das Presbyterium der Kirchengemeinde und der Kirchenkreis einvernehmlich davon überzeugt seien, dass hier ein besonderer Härtefall vorliegt, also eine Gefahr für Leib und Leben.
Junge, alleinstehende Frau christlichen Glaubens aus Nigeria durch Menschenhandel bedroht
Es handelt sich um eine junge, alleinstehende Frau christlichen Glaubens aus Nigeria. Sie soll nach Italien zurückgebracht werden, ist dort aber von Menschhändlern bedroht. „Experten haben uns versichert: Die Behörden dort können ihr derzeit keine sichere Unterbringung garantieren“, so der für die Kirchenasylberatung zuständige Pfarrer Friedrich Stiller.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurde entsprechend den zwischen Staat und Kirche 2015 verabredeten Regeln vorab informiert. Denn ein Kirchenasyl ist nach Auffassung der Evangelischen Kirche kein Verstecken von Flüchtlingen und beansprucht keinen rechtsfreien Raum. Vielmehr stellt sich die asylgewährende Gemeinde vorübergehend zwischen Behörde und Betroffene.
Dazu ist ein Beschluss des Leitungsgremiums der Gemeinde notwendig. Dieses Vorgehen hatte erst vor wenigen Tagen die westfälische Präses Anette Kurschuss, die leitende Geistliche der Landeskirche, bekräftigt. Sie spricht von einem Zeitfenster, einem Moratorium, dass Gelegenheit gibt, den Einzelfall im Detail erneut zu überprüfen.
Bisherigen Fälle von Kirchenasyl in Dortmund gingen für die Geflüchteten positiv aus
Bei den bisherigen Kirchenasylen in evangelischen Gemeinden Dortmunds konnte erreicht werden, dass die Geflüchteten ihren Fall doch hier in Deutschland vortragen durften. Das erhoffen sich die Kirchenleute auch diesmal.
Für die Kirchengemeinden ist Kirchenasyl eine große Verantwortung, weil sie die existentielle Grundversorgung mit Nahrung, Kleidung und Wohnung, notfalls auch ärztliche Hilfe organisieren und finanzieren muss. Darum wurde ein Kreis aktiver Ehrenamtliche als Unterstützer gebildet. Wichtig ist für die Gemeinde auch die seelsorgliche Begleitung.
Der Ort der Kirchenasyls sowie die Gemeinde selbst nennt der Evangelische Kirchenkreis Dortmund nicht, da erneut mit Repressionen und auch Kundgebungen durch Neonazis zu rechnen ist. Dies war auch einer der Gründe, die die katholische Stadtkirche in Dortmund im Frühjahr veranlasst hatte, „ihren“ Fall von Kirchenasyl geheim zu halten. Auch dieses Kirchenasyl ging für die Familie gut aus.
Bei den vorangegangenen Fällen hatte die Neonazi-Splitter-Partei „Die Rechte“ mit geschmacklosen Fahnungsplakaten im Wild-West-Stil nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort gesucht und auch eine Belohnung ausgesetzt.
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