Von Robert Bielefeld (Text und Fotos)
Das „Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie“ (IFR) der Feuerwehr Dortmund präsentierte vor der SPD-Fraktion die Fortschritte zu ihrem jüngsten und prominentesten Forschungsprojekt: Rettungsroboter sollen schon bald BeamtInnen in Extremsituationen assistieren können. Seit Jahren wird intensiv an dem Vorhaben gearbeitet, doch kurz vor dem Endspurt laufen die dringend nötigen Forschungsgelder aus.
Rettungsroboter sind schon bald keine Zukunftsmusik mehr: IFR stellt ersten Demonstrator fertig
Gedanke hinter der Forschung ist die Minimierung von Gefahren bei Großbränden für die Einsatzkräfte. Denn gerade das hohe Risiko in Gefahrenzonen führt dazu, dass häufig Retter vor Ort nur mit großen Bedenken eingesetzt werden können.
Und gerade die stetige Gefahr, Menschenleben auch in den eigenen Reihen zu verlieren, schränkt die Feuerwehr in ihrem Handeln enorm ein.
Die Einsatzkräfte sollten sich nicht selbst in Lebensgefahr bringen müssen, dafür sollen künftig Roboter unzugängliche Areale erkunden oder Gegenstände sichern. So eröffnen ferngesteuerte Vehikel im Bereich der Informationsbeschaffung ein immenses Potenzial.
Privatisierung des Projekts legt Fortschritt auf Eis
Doch zu sehen war beim Besuch der SPD-Fraktion von dem besagten Roboter noch nichts. Das Projekt befindet sich momentan in der Entwicklungsphase zum Prototyp.
„Wir dürfen im Rahmen von diesen Fördergeldern nur einen sogenannten Demonstrator entwickeln, das ist in der Regel etwas, das nur unter Laborbedingungen läuft, aber nicht spritzwassergeschützt, wettergeschützt, temperatur- und rauchgeschützt ist“, erklärt Dr. Hauke Speth, Leiter des IFR.
Das Institut würde den Prototypen gerne entwickeln, sieht sich aber ohne Fördergelder dazu nicht in der Lage. „Wir als öffentliche Hand können da nichts machen“, kommentiert Speth.
Forschung kann erst unter Kooperation von privaten Investoren aufgenommen werden – SPD applaudiert
Bisher bezog das IFR Gelder in einer Höhe von 20 Millionen Euro von der Stadt Dortmund, dem Land NRW und der EU, um das Forschungsprojekt zu finanzieren.
Jedoch sind jegliche Fördermittel zur Entwicklung eines Prototyps des Roboters oder sogar Endprodukts jetzt ausgelaufen. Die Finalisierung und Produktion des Roboters sollen private Partner letztlich übernehmen.
Somit steht ein Weiterkommen in Sachen Rettungsroboter in Dortmund still. Dafür soll auf dem Gelände Phoenix-West ein Forschungstrakt mit zusätzlicher Produktionshalle entstehen. In ihm soll die Arbeit an dem Vorhaben in Kooperation mit den privaten Investitionspartnern fortgesetzt werden.
Daten für den Baubeginn – wie Details für den weiteren Umgang mit dem Projekt – sind noch nicht spruchreif. Nach Schätzungen des IFR ist erst in acht Jahren mit der ersten Generation fertiger Produkte auf dem Markt zu rechnen.
Der Ordnungspolitische Sprecher der SPD, Dirk Goosmann, sieht allerdings in dem Forschungsstopp kein Problem. Eine Kommerzialisierung der neuen Technologie sei für Dortmund eine enorme wirtschaftliche Gelegenheit. Er prognostiziert, dass Rettungstechnologie schon bald ähnliche Signifikanz wie der Logistikbereich für Dortmund haben könnte.
Kommentar:
Die Kommerzialisierung ist ein Spiel mit dem Feuer
Von Robert Bielefeld
Ob eine Kommerzialisierung wirklich so profitabel ist, wie von der SPD erhofft, ist in vielerlei Hinsicht fraglich. Zu bedenken ist, dass hier ein Forschungsprojekt die Hände des „Instituts für Feuerwehr- und Rettungstechnologien“ verlässt und an private Investoren weitergegeben wird. Zum Einen verzögert der Wechsel die Entwicklung des Unterfangens erheblich, zum Anderen wird eine Forschungsleistung von ca. 20 Mio. Euro aus diversen Förderkassen verschenkt, um dasselbe Produkt von einem Drittanbieter zurückzukaufen. Und nicht nur das: Zugleich verpufft die komplette Arbeitsleistung des IFR. All das, trotz der Möglichkeit, nach Bau der geplanten Produktionshalle die Rettungsroboter selber herzustellen. Eine zeitliche Verzögerung von solchem Ausmaß kann auch indirekt Leben von Leuten kosten, die durchaus in der verlorenen Zeit auf die Technologie angewiesen wären. Zuletzt ist auch eine finanzielle Perspektive nicht unwichtig. So ist nur zu hoffen, dass sich über eine Spanne von acht Jahren Technik und Bedarf nicht schneller bewegen, als man in Dortmund erwartet – und sich nicht der Spruch der Bankenkrise bewahrheitet, dass Kosten verstaatlicht und Gewinne privatisiert werden.