Am 4. April 2016 jährt sich zum zehnten Mal der Todestag von Mehmet Kubasik. Zum Gedenken an den von Mördern des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) heimtückisch erschossenen türkischen Kiosk-Besitzer ruft ein breites Bündnis von dreißig Vereinen, Parteien Institutionen und Organisationen zum „4. Tag der Solidarität“ und Gedenken an die Opfer des NSU-Terrors auf.
Demonstration am Gedenkstein für Mehmet Kubasik an der Mallinckrodtstraße beginnt um 17:30 Uhr
Eine Demonstration und eine Kundgebung sind geplant. Vom Gedenkstein am ehemaligen Kiosk von Kubasik an der Mallinckrodtstraße 190 führt der Aufzug um 17.30 Uhr zur Gedenkstätte für die Opfer der NSU am Nordausgang des Hauptbahnhofs an der Auslandsgesellschaft.
Es spricht Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Anschließend ist um 19.30 Uhr in der Auslandsgesellschaft eine Podiumsdiskussion zum Thema „NSU & Rassismus“ geplant.
In ihrem Aufruf werfen die Initiatoren des Gedenktages den Ermittlungsbehörden vor, nicht in die Tiefe zu gehen, Hintergründe aufzudecken und die Vernetzung der Täter im jeweiligen lokalen Umfeld aufzudecken und bekannt zu geben.
Des Weiteren schwebt auch der Vorwurf des institutionellen Rassismus im Raum. „Nach den Mordanschlägen des NSU ermittelt die Polizei zunächst nur gegen die Familien und angehörigen der Opfer“, schreiben die Veranstalter im Aufruf.
Die Polizei soll die Suche nach rassistischen Tatmotiven und Tätern und Täterinnen gezielt vernachlässigt haben. Auch fordern sie die Abschaffung des Verfassungsschutzes und seines V-Mann-Systems. „Wir unterstützen die Forderungen der Angehörigen nach umfassender Aufklärung und Gerechtigkeit“, so die Initiatoren des Gedenken.
Die Veranstaltungen vor und nach dem „4. Tag der Solidarität“:
- 30. März um 18.45 Uhr: Film-Dokumentation „Der Kuaför aus der Keupstraße“, Sweetsixteen-kino, Immermannstr. 29, 44147 Dortmund
- 2. April um 18 Uhr: Jugendpodium „Wir lassen uns nicht spalten – Die Zukunft gehört uns!“, Bezent. e.V., Münsterstr. 56, 44145 Dortmund
- 3. April um 13:30 Uhr: Vernissage und Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“, Bezent. e.V., Münsterstr. 56, 44145 Dortmund
- 4. April um 17:30 Uhr: Tag der Solidarität, Demonstration ab Mallinckrodtstraße 190 mit anschließender Kundgebung am Mahnmal für die Opfer der NSU an der Steinwache
- 4. April um 19:30: Podiumsdiskussion „NSU und Rassismus“, Auslandsgesellschaft NRW e.V., Steinstraße 48, 44147 Dortmund
- 11. April um 18.00 Uhr: Workshop für Jugendliche – „Engagement für Miteinander sowie Solidarität und gegen Rassismus“, Treffpunkt Stollenpark, Bergmannstr. 51, 44145 Dortmund
- 29.April um 17 Uhr: NSU: Blick in den Abgrund. Vortrag und Diskussion mit Friedrich Burschel (Radio Lotte Weimar, NSU-Watch, Rosa Luxemburg Stiftung Berlin).Campus TU Dortmund
Mehr Infos auf nordstadtblogger.de:
Auf der Suche nach Gerechtigkeit – Gedenken am Jahrestag des Dortmunder NSU-Mordes an Mehmet Kubasik
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Marco Bülow (SPD MdB)
Gedenken an Dortmunder NSU-Opfer Kubașik: Wir brauchen endlich lückenlose Aufklärung!
Am 4. April 2006 – vor 10 Jahren – wurde Mehmet Kubașik vor seinem Kiosk in Dortmund erschossen. Er war Opfer der Terrorgruppe NSU, die über viele Jahre hinweg aus rassistischen und fremdenfeindlichen Motiven mindestens zehn Morde, sowie Sprengstoffanschläge und brutale Überfälle verübt hat, deren Hintergründe heute immer noch nicht vollständig aufgeklärt sind.
Dazu erklärt der Dortmunder SPD-Bundestagabgeordnete Marco Bülow:
„Seit zehn Jahren muss die Familie Kubașik ebenso wie die anderen Opferfamilien mit der Ungewissheit leben, wer ihren Vater und Ehemann ermordet hat. Das ist sehr bitter und schmerzhaft für die Opfer des NSU und ihre Angehörigen.
Der NSU-Prozess in München dauert mittlerweile drei Jahre. Ursprünglich sollten es 85 Verhandlungstage sein, inzwischen sind es über 275 Tage. Hunderte von Zeugen sind verhört worden. Doch ein Urteil gegen Beate Zschäpe und Co. ist nicht in Sicht.
Die Behörden haben es bisher nicht geschafft, die Morde des NSU aufzuklären. Die Untersuchungsausschüsse des Bundestags und der Länder haben bisher wenig zur Aufklärung beigetragen, insbesondere in Bezug auf mögliche Unterstützer der Terrorzelle und Fehler von Sicherheits- und Ermittlungsbehörden. Viele Fragen sind offen geblieben. Ich hoffe deshalb sehr, dass der Ende 2015 eingesetzte neue Untersuchungsausschuss endlich mehr Aufklärung und wichtige Erkenntnisse zu Tage bringt.
Es muss vollständig geklärt werden, welche Mitglieder der Terrorgruppe für die Taten verantwortlich sind, von welchen Personen und Netzwerken sie unterstützt wurden und wie die grausamen Taten begangen werden konnten. Auch muss deutlich werden, warum die Behörden in diesen Fällen so eklatant versagt haben. Das muss dann auch Konsequenzen haben. Gerade in Behörden und in der Polizei brauchen wir dringend mehr Sensibilität für rassistisch motivierte Straftaten.“