Am Wochenende wurde der 21. Deutsche Karikaturenpreis virtuell verliehen. Ausgezeichnet für ihre Werke wurden MARUNDE, Miriam Wurster – und der bekannte Dortmunder Künstler Ari Plikat. Der Preis, ausgelobt von der Sächsischen Zeitung und Weser-Kurier, ist mit insgesamt 11.000 Euro dotiert.
Ist weniger wirklich mehr? – Karikaturen setzen sich kritisch mit kritischer Distanz zum Zeitgeist auseinander
Ebenso spannend wie emotional fand im Beisein von Jurymitglied Dietmar Wischmeyer am Samstagabend die Preisverleihung des 21. Deutschen Karikaturenpreises statt – aufgrund von Corona erstmals virtuell in der Geschichte des Wettbewerbs. Das diesjährige Motto lautete: „Weniger ist mehr“. ___STEADY_PAYWALL___
Ob die Ursachen des Klimawandels oder die Corona-Krise, Stress in der Arbeitswelt, allgegenwärtige Trends zur Selbstoptimierung, Konsumwahn oder Überforderung durch elektronische Medien: immer mehr Menschen kommt all das zu viel, zu schnell, zu falsch vor!
„Weniger ist mehr“ scheint die Lösung all unserer Probleme zu sein. Aber ist das wirklich so? Wie kann dieses „Weniger“ aussehen und wie sieht das daraus resultierende „Mehr“ konkret aus?
Diese Fragen lustig, pointiert, bissig, grotesk und fantasievoll zu beantworten, war in diesem Jahr die Aufgabe der an dem Wettbewerb teilnehmenden Künstler*innen. Zur Preisverleihung des Deutschen Karikaturenpreises war keine lange Anreise vonnöten: er wurde am Samstagabend zum ersten Mal im Rahmen eines virtuellen Künstlertstammtisches in Bremen verliehen.
Karikaturist*innen verfolgten am Samstagabend die virtuelle Preisverleihung an ihren Bildschirmen daheim
Knapp 80 Karikaturisten aus allen Teilen des Landes sowie Österreich waren der Einladung zur virtuellen Preisverleihung gefolgt. Die Bremer Crew des Deutschen Karikaturenpreises übertrug die die gut einstündige Würdigung der Preisträger ins heimische Wohnzimmer.
Es war nicht wirklich ein Ersatz für das beliebte Stammtisch-Klassentreffen der Zeichner*innen, aber Jurymitglied und Laudator Dietmar Wischmeyer und Kabarettist und Moderator Bernd Gieseking sorgten für einen unterhaltsamen Ausgleich.
Mit dem „Geflügelten Bleistift in Gold“ wurde der Hamburger MARUNDE für sein Werk „Wenn einem soviel Gutes widerfährt“ geehrt. Der „Geflügelte Bleistift in Silber“ ging an die Hamburgerin Miriam Wurster für „Einzeltäter“, den „Geflügelten Bleistift in Bronze“ sicherte sich der Dortmunder Ari Plikat mit „Nicht den Opa“. Felix Gropper aus Krefeld wurde für „Applaus am Fließband“ als bester Newcomer ebenfalls mit einem „Geflügelten Bleistift“ ausgezeichnet.
Ari Plikat: ein Dortmunder Künstler mit bissigem Blick für gesellschaftliche Blindstellen
Ari Plikat, Jahrgang 1958, geboren in Lüdenscheid, machte zunächst eine Ausbildung zum Grafiker in Hagen; es folgte sein Studium Visuelle Kommunikation in Leeds und Dortmund, wo seitdem freiberuflich Illustrationen, Cartoons, komische Bilder und Drucke entstehen.
Cartoons erscheinen z.B. in Titanic, taz, Stern, Eulenspiegel, Zitty, Pardon, Italien, Berliner Tagesspiegel, FAZ, Häuptling Eigener Herd, Raben-Kalender, Spiegel Online, Nebelspalter, U-Comix, usf.
Die nun prämierte Karikatur „Nicht den Opa“ setzt sich mit den Corona-Folgen und gesellschaftlichen Umgehensweisen auseinander. Schützt die Alten, die Schwachen vor dem Virus! Sonst könnten wir sie als überflüssige Mitesser*innen eh gleichsam im Meer versenken. Unseren Opa sollen sie nicht kriegen!
Virtuelle Preisverleihung als Veranstaltungskonzept
Die Preise sind mit 4.000 Euro für die Siegerkarikatur, 3.000 Euro für den zweiten Platz, 2.000 Euro für den dritten Platz sowie mit 1.000 Euro für den besten Newcomer dotiert. Der Publikumspreis – ermittelt aus den Stimmen der Ausstellungsbesucher – wird im März 2021 auf der Leipziger Buchmesse verliehen und ist ebenfalls mit 1.000 Euro dotiert.
Die virtuelle Preisverleihung ist ein den Zeiten von Corona angepasstes, völlig neues Veranstaltungskonzept, um somit zumindest auf virtueller Ebene die Sieger würdigen zu können und ein Zeichen für die deutsche Karikatur zu setzen. 262 Künstler hatten sich mit über 1.000 Werken an dem Wettbewerb beteiligt.
Ausstellung der besten Einsendungen in Dresden und Bremen voraussichtlich ab dem 1. Dezember
Die Ausstellung zum 21. Deutschen Karikaturenpreis wird die besten Einsendungen des Wettbewerbs der Öffentlichkeit präsentieren. Stattfinden soll sie in Dresden (Haus der Presse) und Bremen (Lichthof des WKCafés), jeweils voraussichtlich vom 1. Dezember 2020 bis 21. Februar 2021.
Der Katalog zum Wettbewerb ist zum Preis von 19,90 Euro in der Ausstellung sowie ab dem 16. November bei der DDV-Edition (www.ddv-lokal.de), im Weser-Kurier-Shop (www.weser-kurier.de/shop) und im Buchhandel erhältlich. Die Wettbewerbs-Karikaturen sind online zu sehen auf https://www.deutscherkarikaturenpreis.de/galerie/
Der Deutsche Karikaturenpreis wurde im Jahr 2000 von der Sächsischen Zeitung ins Leben gerufen und ist mittlerweile eine der renommiertesten Auszeichnungen für Karikaturist*innen im deutschsprachigen Raum. Seit 2016 wird der Preis gemeinsam von der Sächsischen Zeitung und dem Weser-Kurier Bremen verliehen. Medienpartner des Wettbewerbs sind auch in diesem Jahr der Deutschlandfunk und der Mitteldeutsche Rundfunk Sachsen.
Weitere Informationen:
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Reader Comments
Olga Betermieux
Hallo,
schön, dass Sie hier Platz gefunden haben über den Deutschen Karikaturenpreis 2020 zu berichten! Und vielen Dank, dass Sie meine Karikatur hier untergebracht haben! Mit Dortmund war ich viele Jahre lang eng verbunden.
Eine kleine Anmerkung: in meinem Nachnamen ist ein r zu viel. Aber das Problem begegnet mir häufiger, bei dem Namen kein Wunder! 😉
Herzliche Grüße aus Freiburg,
Olga Betermieux (BTX)