Anlässlich der dritten Tarif-Verhandlungsrunde am 15. März rief die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten der Krankenkasse DAK-Gesundheit zu ganztägigen Warnstreiks auf. So soll im Vorfeld noch einmal Druck auf den Arbeitgeber ausgeübt werden. Dazu fanden für NRW in Düsseldorf und Dortmund jeweils eine Kundgebung statt. Ver.di fordert in der bundesweiten Gehaltsrunde 12,5 Prozent, mindestens aber 555 Euro mehr pro Monat – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die Auszubildenden soll es 250 Euro mehr im Monat geben.
Sprecherin der Kundgebung sagt: „Wir sind jeden Cent wert“
Bundesweit arbeiten rund 12.000 Beschäftigte bei der DAK-Gesundheit. Davon 2.000 in NRW. Um die 200 Streikenden versammelten sich am 12. März auf dem Platz vor dem Dortmunder U. Doch bereits vor Beginn der Kundgebung um elf Uhr waren zahlreiche Teilnehmer:innen anwesend. Neben verschiedenen Redebeiträgen, trat auch ein Musiker auf, der die Texte bekannter Lieder wie „Schatzi, schenk mir ein Foto“ oder „Bella Ciao“ umformte. So sang der Musiker beispielsweise „Schatzi, komm doch zu ver.di“. Darüber hinaus erwähnte er in den Liedtexten aber auch immer wieder die Forderung nach 12,5 Prozent.
Eine Sprecherin formulierte zunächst generelle Kritik gegenüber dem Arbeitgeber. So berichtet sie, dass es keine Gespräche mit Mitarbeiter:innen mehr gebe. Auch die angeblich offene, freundliche und zugewandte Kultur zueinander kritisiert die Rednerin. Denn diese sei nur solang freundlich und offen, sofern alles „glatt laufe“.
Auch wolle man attraktiv für junge Menschen sein, gerade in Bezug darauf, dass Azubis für die Zukunft eines Unternehmens elementar seien. Doch diese könne man nur für sich gewinnen, wenn man am Arbeitsplatz für eine gute Umgebung sorge. Auch die Art und Weise der Kommunikation in der Tarifauseinandersetzung sei nicht wertschätzend. Die Sprecherin betonte vor allem, dass die Beschäftigten wichtiger, als das Geld seien und sagte: „Wir sind jeden Cent wert.“
Die Forderung lautet: 12,5 Prozent, mindestens aber 555 Euro mehr pro Monat
Grund für die Gehaltserhöhung sind die gestiegenen Energie- sowie Lebenshaltungskosten. Eine der Demonstrierenden kritisierte, dass die Lebensmittelpreise um 30 Prozent steigen, dafür aber 25 Prozent weniger Inhalt in den Verpackungen vorhanden ist. Zudem hätten die Beschäftigten der DAK-Gesundheit immer noch keine Inflationsausgleichprämie erhalten: „Bis heute haben wir keine Zahlung von unserem Arbeitgeber erhalten. Selbst bei Lidl hat es für Azubis Tankgutscheine gegeben“, kritisiert die Sprecherin. „Wir aber bekommen nichts.“
Zudem sei nun das Gehalt während dieses Streiks gekürzt worden. Auch die Solidargemeinschaft mit ver.di soll gekündigt worden sein. Doch die Rednerin der Kundgebung bleibt bei ihrer Forderung: „Wir sind es wert, dass wir eine ausreichende Gehaltserhöhung bekommen. Wir lassen uns vom Vorstand nicht einreden, dass wir schuld an der Erhöhung des Zusatzbeitrages sind. Das ist schäbig. Nur weil wir eine zeitgemäße Anpassung des Gehaltes fordern.“
Das Klima unter der Mitarbeitenden sei angespannt. Denn „die ganze Belegschaft“ beschwere sich in dem internen DAK-Forum über die derzeitige Situation. Darüber hinaus würden starke Arbeitsbelastungen das Thema noch zusätzlich anheizen. Doch der Arbeitgeber würde dagegen nichts unternehmen: „Die Reaktion des Arbeitgebers gleich null. Oder schlimmer: Deutlich am Thema vorbei“, kritisierte die Sprecherin.
Der reale Nettolohnverlust müsse zeitnah ausgeglichen werden
Bereits am 20. Februar dieses Jahres fanden in Hannover mit rund 800 sowie in Köln am Neumarkt mit circa 150 Teilnehmenden Streiks statt. Da diese aber nichts bewirkten, fanden heute in zwei Städten von NRW wieder Kundgebungen statt. Die Hoffnung bestehe, dass dieser Streik vor dem 15. März noch einmal Druck ausübe, damit die Verhandlungen am kommenden Freitag besser laufen werden.
Zwar stehe fest, dass die Mitarbeiter:innen am 01. August dieses Jahres eine Gehaltserhöhung von 3,8 Prozent erhalten sollen, das sei aber zu spät, betonte die Rednerin. Das wären immerhin sieben Lehrmonate. Somit wurde auch die Erhöhung von 2,4 Prozent, die es ab dem 1. August 2025 geben soll, stark kritisiert. Denn hierbei ist die Rede von ganzen 27 Monaten Laufzeit.
„Das liebe Arbeitgeber:innen, wollen wir nicht akzeptieren“, betonte die Sprecherin. „Wenn am Freitag kein besseres Angebot kommt, starten wir eine Streikflatrate.“ Der reale Nettolohnverlust müsse zeitnah ausgeglichen werden: „Wir wollen Zeichen setzten. Heute wollen wir die Öffentlichkeit auf die Missstände aufmerksam machen. Und dies bundesweit.“
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Tarifrunde BARMER: ver.di ruft am Montag Beschäftigte in NRW zu Warnstreiks auf – Kundgebung in Wuppertal (PM)
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Beschäftigten der Krankenkasse BARMER am Montag (18.3.2024) zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Die landesweite Kundgebung findet an der BARMER Hauptverwaltung in Wuppertal statt. Erwartet werden auch Beschäftigte aus Niedersachen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Am kommenden Montag wolle man den Druck auf die Arbeitgeber noch einmal erhöhen, betonte ver.di-Verhandlungsführerin Monique Steeger. „Das Angebot der letzten Verhandlungsrunde bringt nicht ansatzweise die Wertschätzung für die Beschäftigten zum Ausdruck, die sie verdienen. Es geht in dieser Tarifrunde um eine gerechte Gehaltserhöhung aller Beschäftigten bei der BARMER, dafür streiken sie in diesen Tagen.“
Die Tarifverhandlungen werden am 18. März in Wuppertal fortgesetzt. Die Arbeitgeberseite hatte ver.di in der zweiten Verhandlungsrunde ein erstes Angebot unterbreitet. Bei einer Laufzeit von 24 Monaten sieht es für das Jahr 2024 eine steuer- und abgabefreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.000 Euro für alle Vollzeitkräfte (anteilig für Teilzeitkräfte) und 1.000 Euro für Auszubildende vor. Für das Jahr 2025 wird eine lineare Entgelterhöhung von 4,9 Prozent für alle Beschäftigten und eine Festbetragserhöhung von 180 Euro für alle Auszubildenden angeboten.
ver.di fordert eine Erhöhung der Vergütung um 12,5 Prozent, mindestens 555 Euro. Für die Auszubildenden soll es 232 Euro mehr Geld geben. In der ersten Verhandlungsrunde am 6. Dezember 2023 legte der Arbeitgeber kein Angebot vor.