Die Zahl der Bedürftigen nimmt zu: Es könnte von allem noch mehr sein

20 Jahre Dortmunder Tafel: Ein (leider) unverzichtbarer Beitrag zum Leben in der Stadt

Die Stimmung auf dem weitläufigen Betriebsgelände am Osterlandwehr war fröhlich und ausgelassen.
Die Stimmung auf dem weitläufigen Betriebsgelände am Osterlandwehr war fröhlich und ausgelassen. Foto: Peter Krause für Nordstadtblogger.de

Viele Menschen machen auch in Dortmund immer wieder die bittere Erfahrung, dass das Geld für die Lebensmitteleinkäufe nicht bis zum Monatsende reicht. Dann hilft die „Tafel”, in der sich viele ehrenamtliche Helfer:innen engagieren – und das seit nun schon zwanzig Jahren.

Viele Spiel- und Informationsangebote zu Historie und Betrieb

Die Stimmung auf dem weitläufigen Betriebsgelände am Osterlandwehr war fröhlich und ausgelassen. Bei herrlichem Sonnenschein hatten sich einige Hundert Besucher:innen eingefunden, um das zwanzigjährige Jubiläum der Tafel zu begehen.

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An diversen Ständen wurde für die Verköstigung der Gäste gesorgt. Es gab Spielangebote für die vielen Kinder und für die Erwachsenen Informationsangebote zur Historie und zum Betrieb der „Tafel” in Dortmund.

Der Garten lud zum Verweilen zwischen blühenden Blumen und gepflegten Gemüsebeeten ein. Zum regulären Angebot der „Tafel” gehört, dass die Kleinen aus Kindergärten der Nachbarschaft hier unter fachkundiger Anleitung der Natur begegnen und dabei lernen, wie Gemüse angebaut und zu leckeren Mahlzeiten verarbeitet werden kann.

Es ist ein Betrieb von ansehnlicher Größe entstanden

Der Betrieb der Tafel, den es in Dortmund seit 2004 gibt, hat sich im Laufe der Zeit zu veritabler Größe entwickelt: „Wir versorgen mit unseren Lebensmitteln 5.000 Kund:innen”, erläutert Dietmar Zumbusch und fährt fort: „Aufgrund der unterschiedlichen Haushaltsgrößen erreichen wir damit 15.000 Personen.” Zumbusch war 40 Jahre als Bewährungshelfer berufstätig, bevor er 2019 ins ehrenamtliche Engagement bei der Tafel wechselte.

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Der Betriebsrundgang führt durch große Räume für die Aufbereitung, Lagerung und den Verkauf (2,– EURO werden pro Einkauf erhoben). Alles ist modern und sauber. „Wir werden auch schon mal kontrolliert, ob wir die Kühlketten auch einhalten”, sagt Zumbusch.

Bei dem Durchsatz von 90.000 Kilogramm an Lebensmitteln in jedem Jahr ist eine entsprechende Technik und ausgefeilte Logistik notwendig. Der Umschlag der angelieferten Waren erfolgt innerhalb von einer Woche. Die Dimensionen entsprechen damit einem mittelständischen Betrieb von ansehnlicher Größe – mit dem Unterschied, dass hier alles weitestgehend ehrenamtlich betrieben wird.

Großer Andrang: Es könnte bei der Tafel von allem noch mehr sein

Obwohl schon ausgesprochen viel geleistet wird, könnte es noch mehr sein. Die Zahl der Bedürftigen nimmt zu. Zumbusch erzählt von immer mehr Rentner:innen, die um Aufnahme in den Kundenkreis ersuchen.

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Für den Einkauf am Osterlandwehr werden Kundenkarten ausgegeben. Vorher wird die Bedürftigkeit überprüft und danach die Termine für die einmal wöchentlichen Einkäufe vergeben.

„Das müssen wir so machen”, sagt Dietmar Zumbusch, „denn die Reihenfolge wird bewusst immer wieder verändert, damit jede:r mal zuerst drankommt.” Die ersten Plätze sind besonders begehrt, weil dann die Regale noch voll sind. Überhaupt steht nur zur Verfügung, was zum entsprechenden Zeitpunkt auch da ist. Auch dieser Aspekt des immer wechselnden Angebots fordert von den Mitarbeiter:innen der Tafel ein gehöriges Maß an Flexibilität.

Die „Erfolgsgeschichte“ dokumentiert das Anwachsen von Armut und Not

Was geleistet wird, erleichtert für viele von Armut betroffenen Menschen das alltägliche Leben. Die Entgegennahme und Bedarf folgende Weitergabe von Lebensmitteln, die im gewöhnlichen Handel nicht mehr zu vermarkten wären, führte Mitte der 1960er Jahre in den USA zur Gründung der ersten „Foodbank”.

14.000 Menschen werden in Dortmund mit Lebensmitteln von der Dortmunder Tafel versorgt. Archivfoto: Klaus Hartmann
Viele tausend Menschen werden in Dortmund mit Lebensmitteln von der Dortmunder Tafel versorgt. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

1993 wurde das Konzept in Deutschland mit der ersten „Tafel” adaptiert. 2004 folge dann die Einrichtung in Dortmund. Inzwischen gibt es fast 1000 solcher Einrichtungen in Deutschland, die in einem Verband solidarisch vernetzt sind.

Was ohne Frage eine Erfolgsgeschichte ist, drückt dennoch tatsächlich das Anwachsen von Armut und Not aus. Jede „Tafel” stellt sich so gesehen auch dem Auftrag, auf grundsätzliche Miss

stände hinzuweisen und nachhaltig wirksame Veränderungen zu fordern. Das gelingt in Dortmund sehr gut. Der hiesigen „Tafel” ist für die Zukunft weiterhin viel Erfolg zu wünschen – was bestenfalls bedeuten könnte, dass sie irgendwann vielleicht nicht mehr nötig ist.

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