44.000 Mal wurden im vergangenen Jahr unter Aufsicht und hygienischen Bedingungen in der Drogenhilfeeinrichtung Kick in der Dortmunder City, Drogen konsumiert. Und 330.000 Spritzen und Kanülen wurden dort entsorgt, statt in Mülltonnen, Hecken oder auf Kinderspielplätzen in der Not weggeworfen zu werden.
Die Anzahl der Drogentoten in Dortmund sinkt dank des etablierten Hilfesystems weiterhin
Nicht nur für die Suchtkranken, sondern auch für die gesamte Stadt erweist sich die Arbeit der Einrichtung im Gesundheitsamt als besonders wertvoll.
Nicht mitgerechnet die Anzahl an Spritzen, die im Café Flash am Schwanenwall zur Entsorgung gebracht worden sind. Vieles hat sich Dank des niederschwelligen Hilfesystems in der Stadt zum Besseren gewendet.
Augenscheinlich ist das an den Zahlen zu sehen, die den Rückgang der Drogentoten in der Stadt belegen: Gab es Anfang der 90er Jahre noch 54 Todesfälle, so sind in 2014 acht Tote durch eine Überdosierung zu verzeichnen.
25 weitere Menschen starben durch Suchtfolgeerkrankungen, wie Leberzirrhose, Herzerkrankungen, Hirnblutungen und Entzündungen. Im Kick konnten im letzten Jahr 95 lebensbedrohliche Überdosierungen direkt im Drogenkonsumraum erfolgreich behandelt werden.
„Hätten diese Menschen nicht unter Aufsicht konsumiert, wären sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gestorben“, erklärt Sigrid Plaas vom Kick in ihrer Rede zum Gedenken an die Drogentoten am Nationalen Gedenktag an der U-Bahn-Haltestelle Stadtgarten.
Nationaler Gedenktag für die verstorbenen Drogentoten wird zum 15. Mal in Dortmund begangen
In Dortmund wird dieser Tag, initiiert durch den Elternkreis drogenabhängiger Kinder, die DROBS, das Gesundheitsamt, die AIDS-Hilfe, die Nachsorge Dortmund, PUR e.V. und Pastor Andreas Bäppler zum 15. Mal begangen. Nationaler Gedenktag ist der 21. Juli.
Mit Kerzen, weißen Luftballons, Musik und Ansprachen haben Freunde, Angehörige und Mitarbeiter der Drogenhilfe im Stadtgarten den Drogentoten gedacht.
Jedoch gibt es einiges zu verbessern, so Plaas in ihrem Resümee des letzten Jahres. Zu nennen sind die Öffnungszeiten der Dortmunder Einrichtungen.
Eine Verlängerung würde sich hier ebenso positiv auf die Lebensumstände der Kranken auswirken, wie die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen in der Dortmunder Einrichtung.
Bislang dürfen nur Dortmunder unter hygienischen Bedingungen dort konsumieren. Andere, die keinen Wohnsitz in Dortmund haben oder wegen fehlender Papiere keinen nachweisen können, müssen immer wieder abgewiesen werden. Unter Umständen ist das ein tödliches Hindernis.
Dortmunder Drogenhilfe-Einrichtungen fordern die Abgabe von Diamorphin an Schwerstabhängige
Ein weiterer Baustein ist die kontrollierte Abgabe von Diamorphin an Schwerstabhängige.
Zuletzt hat sich Polizeipräsident Gregor Lange für die Abgabe des künstlich hergestellten reinen Heroins an einen bestimmten Personenkreis ausgesprochen.
Studien haben gezeigt, dass sich damit sowohl die gesundheitliche als auch die psychosoziale Situation von Schwerstabhängigen verbessern läßt.
Das führe insbesondere zur Beendigung des Konsums von Straßenheroin und anderen Suchtmitteln, einer Stabilisierung der sozialen und finanziellen Situation jenseits der Drogenszene, sowie der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und dem Rückgang der Beschaffungskriminalität.
In Berlin werden erfolgreiche Wege in Sachen Diamorphin gegangen. Dort, wie auch in anderen deutschen Städten wurde festgestellt, dass der Zwang zur Abstinenz nicht die einzige Möglichkeit im Umgang mit der Sucht sein kann.
Zu hoffen ist, dass dies auch in Dortmund zur Einsicht kommt. Vielleicht gibt es ja mal einen Jahrestag an dem keine neuen Namen von Drogentoten verlesen werden müssen.
Info:
- Ausstellung: „Du fehlst“. Bis Ende Juli ist im caféplus, Gnadenort 3-4, eine Ausstellung anlässlich des Gedenktages zu sehen.
- Das caféplus ist Dienstag bis Samstag zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet