Im Herbst wird das neue Amazon Logistikzentrum in Dortmund seinen Betrieb aufnehmen. Deshalb beginnt Amazon nun mit den ersten Bewerbungsverfahren für etwa 1.000 VersandmitarbeiterInnen, die in den nächsten Monaten eingestellt werden sollen. Während das Unternehmen mit guter Bezahlung lockt, kritisiert die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Arbeitsbedingungen und vor allem die Lohnpolitik des Online-Versandhändlers.
Online-Händler lockt mit Löhnen „am oberen Ende der branchenüblichen Bezahlung“
Interessierte können sich unter myamazonjob.com/dortmund über die offenen Stellen informieren. Dort hat das Unternehmen in englischer Sprache Informationen bereitgestellt. Die Suche nach Beschäftigten läuft in enger Kooperation mit der Agentur für Arbeit in Dortmund, teilt das Unternehmen mit.
„In den Logistikzentren bietet Amazon Löhne an, die am oberen Ende der branchenüblichen Bezahlung liegen. Das Einstiegsgehalt eines neuen Versandmitarbeiters liegt in Dortmund bei 10,79 Euro brutto pro Stunde“, wirbt das Unternehmen.
„Zusätzliche Leistungen beinhalten leistungsbezogene Prämien, eine Sonderzahlung zu Weihnachten, das Mitarbeiter-Aktienprogramm der Amazon.com, Inc., kostenlose Versicherungen, einen Pensionsfonds und Personalrabatte. Viele dieser Leistungen sind in einem gewöhnlichen Tarifvertrag nicht enthalten“, so Amazon weiter.
Scharfe Kritik von ver.di an Lohnpolitik – Forderung nach Einzelhandels-Tarifvertrag
Die Bezahlung ist zwar am oberen Ende des Tarifvertrags – allerdings nur des Tarifvertrags der Logistikbranche. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kämpft allerdings darum, bei dem Internet-Versandhändler die Tarifverträge des Einzelhandels durchzusetzen. Denn in den USA lässt sich der Online-Riese als „Einzelhändler“ führen, weil dort die Logistiktarife höher sind und das Unternehmen dann mehr bezahlen müsste, erklärt Nils Böhlke von der ver.di-Landesfachbereichsleitung für Handel.
In Deutschland ist es genau anders herum – daher möchte man hier nur nach dem billigeren Logistiktarif bezahlen. „Amazon macht regelmäßig enorme Umsätze. Trotzdem werden die Beschäftigten bis zu 900 Euro im Monat unter Tarif bezahlt. Das ist moralisch verwerflich“, betont daher ver.di-Landesfachbereichsleiterin Silke Zimmer.
„Insbesondere, wenn der Amazon-Inhaber, Jeff Bezos, über soziale Medien fragt, was er mit seinem Vermögen machen soll“, findet die Gewerkschafterin. Zuletzt hatte die Gewerkschaft im Juli den sogenannten „Amazon-Primeday“ bestreikt. Beschäftigte des Online-Händlers legten an den NRW-Standorten in Rheinberg und Werne die Arbeit nieder.
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ver.di NRW
Amazon: Wir wollen nicht nur spielen – Erneute Streiks für einen Tarifvertrag
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat heute (28.9.) bei Amazon in Rheinberg und Werne erneut zum Streik aufgerufen. Die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft wollen für die harte Arbeit bei dem weltweit größten Versandhändler eine angemessene Bezahlung und die Sicherheit durch einen Tarifvertrag durchsetzen. Die Streiks werden bis Samstagabend (30.9.) andauern.
„Wenn heute bundesweit das neue FIFA-Spiel des Spieleherstellers Electronic Arts erscheint, will sich Amazon erneut als Freund der Spielerinnen und Spieler präsentieren und garantiert eine Lieferung am Erscheinungstermin. Das wollen wir in Frage stellen. So wie viele Spielerinnen und Spieler auf die Auslieferung des neuen FIFA-Spiels warten, warten die Beschäftigten auf faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen,“ so die Landesbezirksfachbereichsleiterin für den Handel bei ver.di in NRW, Silke Zimmer.
Für sie ist das Erscheinungsdatum des Spiels eine gute Gelegenheit, erneut auf die Situation der Beschäftigten bei Amazon aufmerksam zu machen. „Die Beschäftigten streiken für faire Regeln an ihrem Arbeitsplatz. Ein Tarif-vertrag ist ein Regelwerk für die Arbeitswelt. Ohne ein gutes Regelwerk funktioniert kein Fußballspiel und auch keine gute Arbeit“, so Zimmer.
ver.di NRW
Amazon-Streiks zeigen Wirkung: Lohnerhöhung – 5 Euro-Gutschein wegen verspäteter Lieferung
Bei Amazon in Rheinberg und Werne haben die Beschäftigten ihre am Donnerstag (28.9.) begonnenen Streiks heute (2.10.) fortgesetzt. Es ist der erste viertägige Streik an den beiden Standorten. Die Gewerkschaft fordert von dem Versandhändler die Unterzeichnung des Tarifvertrags für den Einzelhandel in NRW.
„Der Streik der vergangenen Woche war sehr erfolgreich. Das Unternehmen musste Kunden Briefe schicken, dass das FIFA-Spiel nicht rechtzeitig geliefert werden kann und stattdessen ein 5-Euro-Gutschein zur Verfügung gestellt wird. So ist das bei Amazon, die Kunden warten auf ihr Spiel und die Beschäftigten auf den Tarifvertrag“, erklärte Silke Zimmer, ver.di-Landesfachbereichsleiterin für den Handel.
Zu Beginn der Streiks hatte das Unternehmen bereits Lohnerhöhungen angekündigt. Für die allermeisten Beschäftigten liegen die vorgesehenen Erhöhungen jedoch unter dem Tarifabschluss des Einzelhandels. „Das zeigt, wie notwendig die Streiks für einen Tarif-vertrag des Einzelhandels sind“, so Zimmer. „Mit dem Tarifvertrag hätten die Beschäftigten nicht nur die vor-enthaltenen Lohnerhöhungen, sondern auch die Zuschläge und Sonderzahlungen, die der Online-Riese seinen Beschäftigten nicht oder nicht in voller Höhe auszahlt. Dass das Unternehmen überhaupt höhere Löhne zahlt, ist ausschließlich auf den Druck der streikenden Kolleginnen und Kollegen zu-rückzuführen. Deshalb setzen wir die Streiks heute fort, um den Druck auf das Unternehmen aufrecht zu erhalten.“