Wohnen und Arbeiten im Paradies mit Tücken: Ein Foto-Besuch bei Peter Strege im ehemaligen Pumpwerk Huckarde

Der Künstler und Autor Peter Strege hat das Emscher-Pumpwerk in Huckarde übernommen. Foto: Alex Völkel
Der Künstler und Autor Peter Strege hat das Emscher-Pumpwerk in Huckarde übernommen. Foto: Alex Völkel

Eine Fotoreportage von Alexander Völkel

An der Lindberghstraße in Dortmund-Huckarde steht eine kleine technische Anlage der 1920er Jahre, die im Stadtbild zunächst wenig auffällt. Doch ein näheres Hinsehen lohnt sich: Das ehemalige Pumpwerk der Emschergenossenschaft mit der Hausnummer 107 ist nicht nur architektonisch interessant und heute „paradiesisch“ gelegen.

Das Emscher-Pumpwerk in Huckarde liegt neben der Kokerei Hansa. Foto: Alex Völkel
Das Emscher-Pumpwerk in Huckarde liegt neben der Kokerei Hansa. Foto: Alex Völkel

Das technische Denkmal veranschaulicht eine hoch bedeutende Aufgabe, mit der die Emschergenossenschaft um 1900 betraut worden war. Seit rund 30 Jahren lebt und arbeitet hier der Künstler und Autor Peter Strege, der am Tag des offenen Denkmals am 13. September 2015 Gespräche und kleine Führungen anbietet.

Von der Idylle zur Gefahr

Bis ins 19. Jahrhundert prägten Auen und Bruchwälder das wenig besiedelte Einzugsgebiet der Emscher. Dass sich der Fluss nach starken Regenfällen immer wieder neue Wege suchte, wurde zum Problem, als durch die Industrialisierung neue Stadtteile entstanden.

Nun wurden die häufigen Überschwemmungen nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich, da zunehmend Abwässer aus Haushalten und Industrieanlagen in die Emscher geleitet wurden. Durch den Bergbau entstanden außerdem Senkungen, in denen sich das Wasser sammelte und faulte, weil es nicht mehr abfließen konnte.

Vom Fluss zum Abwasserkanal

Um die Hygieneprobleme zu lösen, gründeten die anliegenden Städte und Kreise unter Beteiligung von Bergbau und Industrie 1899 die Emschergenossenschaft. Die Emscher wurde zum zentralen Abwasserkanal, wegen der Bergsenkungen in einem offenen Betonbett – mit entsprechenden Geruchsbelästigungen.

Der Künstler und Autor Peter Strege hat das Emscher-Pumpwerk in Huckarde übernommen. Foto: Alex Völkel
Der Künstler und Autor Peter Strege hat das Emscher-Pumpwerk in Huckarde übernommen. Foto: Alex Völkel

Erst seitdem der Bergbau im Bereich der Emscher eingestellt wurde, können Abwässer nun schrittweise in unterirdischen Rohren abgeführt, die Emscher und Nebenläufe renaturiert werden. Weiterhin arbeiten aber entlang der Emscher Pumpwerke, um das Wasser aus Bergsenkungsgebieten in den höher verlaufenden Fluss zu leiten.

Von der Industrieanlage zum Paradies

Das Pumpwerk Huckarde gehörte zur ersten Serie solcher Anlagen. 1926 gebaut, gestaltete man den Zweckbau optisch ansprechend. Ziegel- und Putzflächen beleben die Fassade; die hohe Dachhaube setzt einen besonderen Akzent.

Als 1980 seine Funktion durch ein neues Werk in Deusen übernommen wurde, blieb zunächst unklar, wie das historisch bedeutende Objekt zu erhalten war. Ein glücklicher Umstand machte den heutigen Eigentümer auf das Objekt aufmerksam.

„Als Künstler suchten wir eigentlich eine alte Tankstelle oder ähnliches, um sie als Atelier zu nutzen, als ein Bekannter mich auf das alte Pumpwerk aufmerksam machte“, so der heutige Besitzer Peter Strege.

Ursprünglich lag die Anlage eingezwängt zwischen Zeche und Kokerei Hansa. Die Kohlenbahn führte in ungefähr drei Meter Höhe dicht am Pumpwerk vorbei. Heute liegt das Denkmal auf einem paradiesisch anmutenden, dicht bewachsenen Gelände. „Über 70 Bäume habe ich in den 33 Jahren, die wir hier wohnen, angepflanzt, dafür habe ich jetzt zwei Kettensägen“, erklärt Strege lachend.

Wasser, Wasser, Wasser

Geblieben ist der Kampf mit dem Wasser. Manches, was idyllisch erscheint, entpuppt sich als das Gegenteil, zum Beispiel der kleine Teich hinter dem Haus. Peter Strege: „Hier stand der Birnbaum des letzten Pumpenwärters. Da habe ich noch ein paar Mal ernten können, dann ist der Baum in dem Teich abgesoffen. Das ist alles Grundwasser, das nach oben kommt.“

Auch das Haus ist immer wieder von Hochwasser gefährdet. Im letzten Herbst war es besonders schlimm, als tonige Erde die Pumpe verstopfte, die Keller und Haus trocken hält. Etwas unheimlich wird es auf der anderen Seite des Hauses: „Hier geht es zum Orkus“.

Der Künstler und Autor Peter Strege hat das Emscher-Pumpwerk in Huckarde übernommen. Foto: Alex Völkel
Auf dem Gelände hat Strenge allerlei Sowjet-Devotionalien und Kunstobjekte versteckt.

Nasse Treppen führen in die Tiefe unter das Gebäude, wohin aus Sicherheitsgründen niemand darf. Von oben schaltet Peter Strege eine Lampe an. Man sieht Rohre und Maschinenteile und bei genauem Hinsehen ein leichtes Glitzern im Dunkeln: der Emschersumpf.

Spannende Einblicke am Tag des offenen Denkmals

Noch viel Interessantes gibt es beim Pumpwerk Huckarde zu entdecken. Gelegenheit hierzu gibt es am Tag des offenen Denkmals am 13. September.

Zwischen 11 und 16 Uhr bietet der Eigentümer Peter Strege Einzelgespräche und/oder kleine Führungen an.

Nähere Informationen sind in der Programmbroschüre zum Denkmaltag auf Seite 29 zu lesen (www.denkmalbehoerde.dortmund.de, Menüpunkt: Tag des offenen Denkmals 2015).

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