„Überrascht?“: Aktion räumt mit Vorurteilen gegenüber Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien auf

"Vorurteilen auf den Zahn fühlen" heißt die Planerladen-Kampagne gegen Rassismus.
„Vorurteilen auf den Zahn fühlen“ heißt die Planerladen-Kampagne gegen Rassismus. Foto: Alex Völkel

„Wir haben in Dortmund ein erfolgreiches Konzept – und das lautet Vielfalt“, betont Bürgermeister Ullrich Sierau. „Ökonomisch, sozial, kulturell. Das war nie anders. Die Menschen sind immer gerne nach Dortmund gekommen.“

Genau das macht auch den Erfolg der heimischen Unternehmen auf dem Weltmarkt aus. Ihre internationalen Mitarbeiter und Kunden fühlen sich wohl. „Doch die Willkommenskultur hat Brüche erlebt“, warnt der OB.

Daher hat unterstützt er als Schirmherr die neue Aktion des Planerladens gegen Rassismus.

Für rassistische Diskriminierungen sensibilisieren und diese abbauen

Vorurteilen auf den Zahn fühlenDer Planerladen verfolgt das Ziel, für rassistische Diskriminierungen zu sensibilisieren und sie abzubauen. Daher hat die Integrationsagentur als Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit den deutschlandweiten Aktionstag gegen Rassismus am 18. September zum Anlass genommen, eine Kampagne gegen Rassismus zu starten, erklärt Prof. Rainer Staubach.

Im Fokus der Aktion steht ein Thema, das seit Jahren in der Dortmunder Nordstadt nicht an Aktualität verliert: das Thema der Neuzuwanderung aus Bulgarien und Rumänien. Einher gehen damit zahlreiche Vorurteile und daraus resultierende Diskriminierungen seitens der Aufnahmegesellschaft gegenüber den neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern.

Um die entstandenen Feindbilder abzubauen und für die Situation der Neuzugewanderten zu sensibilisieren, hat der Planerladen e.V. erneut eine Aktion gestartet.

Motivkampagne  des Planerladens räumt mit Qualifikationsdefiziten der Zuwanderer auf

Vorurteilen auf den Zahn fühlenIm Mittelpunkt der Motivkampagne stehen die Vorurteile der Aufnahmegesellschaft, mit denen aufgeräumt werden soll: Die generelle Annahme steht im Raum, dass die Neuzugewanderten kaum bis keine Qualifikationen haben und somit nur mit dem Ziel nach Dortmund kommen, Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen.

Diesem Vorurteil werde mit Wortwitz begegnet, verdeutlicht Tülin Kabis-Staubach.

Folgende Motive gibt es:

  • „Die Bulgarin von nebenan ist Bauingenieurin. … Überrascht? … Vorurteile abbauen.“
  • „Der neue bulgarische Nachbar ist Richter. … Überrascht? … Vorurteile verurteilen.“
  • „Der Rumäne aus der Nachbarwohnung ist Statiker. … Überrascht? … Vorurteile überprüfen.“
  • „Der Rumäne, der nebenan wohnt, ist Informatiker. … Überrascht? … Vorurteile in den Papierkorb verschieben.“
  • „Ihre rumänische Nachbarin ist Zahnärztin  … Überrascht? … Vorurteile auf den Zahn fühlen.“

Viele ausländische Studierende in Dortmund – darunter auch zahlreiche Rumänen und Bulgaren

Vorurteilen auf den Zahn fühlen„Ich habe gerade wieder mehrere tausend Erstsemester in Dortmund begrüßt“, verdeutlicht OB Ullrich Sierau. Etwa 12 Prozent stammen nicht aus Deutschland. Auch wenn die aktuellen Zahlen noch nicht vorliegen – im vergangenen Jahr waren allein an der Technischen Universität rund 200 Bulgaren und Rumänen eingeschrieben. „Es sind also nicht alle Zuwanderer arm und ungebildet“, räumt der OB mit den gängigen Vorurteilen auf.

Daher appellierte der OB, den Neuzuwanderern nicht die gleiche Diskriminierung entgegen zu bringen, vor der sie in den Heimatländern geflohen seien. „Wir müssen ihnen zeigen, dass wir einen anderen Entwurf haben und ihre Potenziale erkennen und annehmen.“

Das gelte auch für die neu zugewanderten Kinder. Viele Neuzuwanderer hätte zwar jetzt in Dortmund zum ersten Mal eine Schule besucht: „Aber dort wird ihre Bereitschaft geweckt, sich zu beweisen und zu lernen. Wir sollten ihre Potenziale nutzen – es kann gut sein, dass wir sie noch brauchen werden.“

Geschichte wiederholt sich: Neue Angriffs-Ziele für alte Vorurteile

Vorurteilen auf den Zahn fühlen„Es ist verblüffend, wie sich Geschichte wiederholt“, räumt Oliver Hesse vom städtischen Integrationszentrum MIADO-KI ein. Sein aus Polen stammender Großvater sei damals als „Polacke“ beschimpft worden, in seiner Jugend  in der Nordstadt seien dann die Türken – als „Kanacken“ verunglimpft – das Ziel von rassistischen Anfeindungen gewesen.

Heute seien die „Zigeuner“ das Ziel von Vorurteilen und fremdenfeindlicher Hetze. Daher unterstütze das kommunale Integrationszentrum der Stadt Dortmund die gelungene Aktion des Planerladens sehr gerne.

Plakate und Postkarten sind ab sofort kostenlos erhältlich

Die Plakate sind aktuell in der Bürgerhalle des Rathauses zu sehen. Als Postkarten und Plakate sind sie in der Integrationsagentur (Schützenstraße 42) erhältlich – nach vorheriger Anmeldung per Telefon (8820700) oder E-Mail (integration@planerladen.de) sowie im kommunalen Integrationszentrum MIADO-KI im Stadthaus.

Vorurteilen auf den Zahn fühlenDie Postkarten gibt es zudem in den Szenegastronomie in den Edgar-Kästen. Außerdem werden sie am Aktionstag (18.09.2014) selbst sowie  am Vortag auf den Infoscreens in sechs Dortmunder U- Bahnhöfen zu sehen sein, verspricht Regina Hermanns von der Integrationsagentur.

Aktion zum Antirassismustag am Donnerstag

Am Aktionstag am Donnerstag, wird es zudem um 17 Uhr auf der Katharinenstraße (oberhalb der Katharinentreppe gegenüber vom Hauptbahnhof) eine „spontane“ Aktion zum Thema geben. Weitere Informationen zu der Kampagne sowie aktuelle Informationen zum Aktionstag am 18. September gibt es unter: http://www.integrationsprojekt.net/aktionstag-gegen-rassismus-2014.html.

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Reaktionen

  1. Nordstadtblogger-Redaktion

    Hallo GH3,

    im Artikel steht nicht, dass Dortmund ökonomisch erfolgreich ist, sondern dass das Konzept „Vielfalt“ in Dortmund auch in der Ökonomie erfolgreich ist. Ein „kleiner“ – aber feiner – Unterschied….

  2. Skeptiker

    Die kampange in allen ehren, und hoffentlich bewirkt sie was garde bei den bewohnern der Nordstadt, egal welcher herkunft, denn da sind sich alle einig, antiziganismus ist schick!

    Was mich selber ein wenig stört ist das umlenken von Herrn Sierau, so wurde doch noch 2011 auf ekelhafte weise stimmung gegen ebend diese zuwanderer gemacht, inkl. schliessung des strassenstrichs was für mich als nordstadtbewohner einer der größten fehler war, da nun die prostituierten wieder im viertel auf freier suche gehen müßen und für die männer in ihren wagen mit kennzeichen MK, HA, HSK etc. jede Frau die im dunkeln durchs viertel läuft eine potentielle Hure ist.

    Zudem hat grade die RN und damals noch WAZ!? ordentlich dazu beigetragen vorurteile zu schürren…

    Wer sich nicht mehr erinnert hier ein Artikel der das Thema damals in den Fokus gebracht hat. http://www.linksnet.de/de/artikel/26784

    Viel erfolg für den Planerladen welcher seit Jahren super Arbeit im Viertel macht!

    Allein hier wird doch schon klar das die schuld nicht bei den damen liegt die dazu gezwungen sind ihr geld auf diese weise zu verdienen sondern bei der politik, welche sie dorthin trieb. Das leben vor der schliessung des Strichs war definitiv angenehmer im Viertel, grade im den Nordmarkt.

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