Trotz Sanierung platzt die Anne-Frank-Gesamtschule aus allen Nähten – Abriss des ehemaligen Krankenhauses geplant

Die Anne-Frank-Gesamtschule besteht auf verschiedenen Gebäudeteilen. Die Sanierung ist fast fertig.

Seit drei Jahren wird an der Anne-Frank-Gesamtschule in der Nordstadt gebaut. Rund, 16,1 Millionen Euro wurden veranschlagt, um die verschiedenen Bauteile in mehreren Abschnitten zu sanieren und zu modernisieren. Rund zwei Millionen Euro günstiger als veranschlagt könnten die Arbeiten am Ende beendet werden. Nach den Sommerferien sollen die OberstufenschülerInnen vom Altbau in der Burgholzstraße 150 in den eigentlichen Schulkomplex mit der Haunummer 120 umziehen. Doch beendet sind die Bauarbeiten damit nicht. Denn die Vorhaben sind komplex und vielschichtig.

Anne-Frank-Gesamtschule will die ehemalige Vinckeschule dauerhaft nutzen

Die SPD-Fraktion ließ sich von Schule und Stadtämtern über die Planungen informieren.
Die SPD-Fraktion ließ sich von Schule und Stadtämtern über die Planungen informieren. Fotos: A. Völkel

Über die bisher erfolgten und dann noch anstehenden Arbeiten informierte sich jetzt die SPD-Ratsfraktion. So werden derzeit SchülerInnen in den Räumen der ehemaligen Vincke-Grundschule unterrichtet, weil Teile des Komplexes der Anne-Frank-Gesamtschule saniert wurden. Nach den Ferien sollen erstmals alle SchülerInnen an einem gemeinsamen Standort unterrichtet werden.

Das Problem: Dafür reicht der Platz nicht mehr aus. Denn die Schule ist gewachsen: Sowohl die Neuanmeldungen für die fünften Klassen als auch für die gymnasiale Oberstufe sind mehr geworden – ganz zu schweigen von den Inklusions- und Integrationsklassen, berichtet der stellvertretende Schulleiter Axel Krilof.

Vierzügig mit jeweils 30 SchülerInnen – so stellen sich die Jahrgangstufen in der Nordstadt-Schule dar. Rund 840 SchülerInnen zählt die Gesamtschule. Daher platzt das „neue“ bzw. die zumindest neu sanierten Gebäude aus den 1960- und 1970er Jahren schon gleich wieder aus allen Nähten.

Platz für Neubauten: Abriss von Vinckeschule und ehemaligem Brüderkrankenhaus?

Die Gebäude aus den 1960er- und 1970er Jahren wurden saniert und mit Aufzüge versehen.
Die Gebäude aus den 1960er- und 1970er Jahren wurden saniert und mit Aufzüge versehen.

Daher muss und will die Schule die Räume der ehemaligen Vincke-Grundschule weiter nutzen. Entsprechende Raumbedarfe sind angemeldet. Doch auch hier stünden – für eine dauerhafte Nutzung – Sanierungsarbeiten an.

Alternativ müsse über einen Abriss und Neubau nachgedacht werden – je nachdem, welche Lösung kostengünstiger sei, machte Rainer Peper von der städtischen Liegenschaftsverwaltung deutlich.

Denn schon jetzt ist klar, dass vor allem beim Brandschutz, aber auch bei der energetischen Sanierung des 1965 eröffneten Gebäudes hohe Kosten auf die Stadt Dortmund zukämen. Dies war ja auch ein Grund, warum die Grundschule aufgegeben wurde und in der Nachbarschaft die Libellenschule neu gebaut worden war.

SPD-Fraktion könnte sich statt Containern auch eine Modulbauweise aus Holz vorstellen

Statt klassischer Container könnte sich die SPD auch einen Modulbau aus Holz vorstellen. Foto:c Hendrik Berndsen
Statt klassischer Container könnte sich die SPD auch einen Modulbau aus Holz vorstellen. Foto: Hendrik Berndsen

Ein Leerziehen der Vinckeschule für die notwendigen Arbeiten kommt wegen der Platznot der Gesamtschule nicht in Frage. Und auch übergangsmäßig soll das nun erstmals seit Jahrzehnten leergezogene Gebäude an der Burgholzstraße 150 nicht mehr genutzt werden. Das Gebäude des um 1900 errichteten „Krankenhauses der barmherzigen Brüder“ könne nur noch abgerissen werden – Denkmalschutz steht dem nicht entgegen.

„Jede Containerzwischenlösung ist besser als eine Weiternutzung dieses Gebäudes“, bekamen die SPD-Mitglieder zu hören. Hendrik Berndsen (SPD-Fraktion) regte an, doch über neue Containerlösungen nachzudenken. Der Bauausschuss habe sich in Frankfurt neuartige Systeme in Holzbauweise angesehen, die anschließend auch für andere Zwecke weiterverwendet werden könnten.

Potenzialflächen für Kitas und eine weitere Grundschule in der Nordstadt

Der Altbau soll abgerissen werden. Foto: Alex Völkel
Der Altbau soll abgerissen werden. Foto: Alex Völkel

Nicht nur wegen der Baufälligkeit, auch wegen der Entfernung zum restlichen Schulkomplex der Anne-Frank-Gesamtschule komme eine Weiternutzung des ehemaligen Krankenhauses nicht in Frage.

„Es sind zu weite Wege. Für eine Pausenaufsicht kann eine Lehrkraft nicht pünktlich kommen oder muss den Unterricht vorzeitig beenden“, machte Kirilof auf die praktischen Probleme aufmerksam. So liegen u.a. die Libellengrundschule und die Dreifachturnhalle zwischen den beiden Gebäudekomplexen.

Daher betrachtet die Stadt das Grundstück als Potenzialfläche – zum Beispiel für eine Kita oder auch den Neubau einer weiteren Grundschule. Die entsprechenden Bedarfe sind längst angemeldet.

Nicht angetastet werden soll dabei die bisher fremdgenutzten Gebäude. Die RAA, aber auch der Planerladen, die Brücke und die Stadtteilschule nutzen hier Gebäude – unter anderem den Jugendtreff „Konkret“, auf dessen Fußballplatz auch die Nordstadtliga zuhause ist.

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Reaktionen

  1. Volker

    Es wird wieder ein Stück Dortmunder Vergangenheit entsorgt. Eine Identität kann man so mit seiner Stadt nicht aufbauen. Dortmund hat nicht mehr viele Relikte aus alten Zeiten. Vieles wurde, bedingt durch den Krieg vernichtet. Praktisch der ganze Bereich in den Wällen war ausradiert. Den Rest taten dann unsere Stadtväter. Z.B. das alte Rathaus es standen nur noch die Grundmauern, es wurde abgerissen. Aber der kulturhistorische Wert war wohl enorm. War es doch das älteste steinerne Rathaus nördlich der Alpen.
    Aber selbst vor dem Krieg, in den Jahren nach 1900 war man dabei den Stadtkern modernsten Anforderungen anzupassen. Viel altes Fachwerk wurde breiteren Straßenzügen geopfert. Es gab und gibt viele Fehler in der Dortmunder Stadtplanung was die Historie angeht. Nun könnte man meinen, ein solches Gebäude wie dieses ehemalige Krankenhaus hat keine Wertigkeit mehr, hat es doch selbst seine letzte schulische Aufgabe erfüllt.
    Ja, es stimmt, der Substanz dieses Gebäudes widmete man schon in den siebziger Jahren wenig Aufmerksamkeit. Ich bekam es selbst mit, denn ich ging dort sehenden Auges ein Jahr zur Schule. Ich kann mir vorstellen dass auch in den Jahrzehnten danach nur das notwendigste an den Gebäudestrukturen getätigt wurde. Es ist ja kein Einzelfall dieser Art. Nehmen wir nur die Brüggemann schule, auch dort nagte schon sichtbar der Zahn der Zeit. Man wurde erst im letzten Moment aktiv. Ich glaube die Liste könnte man fortsetzen. Ich denke hierbei auch an das Gebäude der VHS. Auch ein Beispiel dafür das man der alten Substanz nicht die nötige Aufmerksamkeit widmen wollte. Dabei spielt bestimmt der Kostenfaktor die entscheidende Rolle.
    Das Leben in einer Stadt besteht aus dem Zusammenspiel der Vergangenheit, dem Jetzt und der Zukunft. Es gilt die Vergangenheit zu bewahren das Jetzt zu leben und die Zukunft zu gestalten. Gebäude sind gelebtes Leben. Sie erzählen Geschichten. Man sollte sie nicht nur die Geschichten pflegen.

  2. Elena Saielli

    Ich finde es schade das man keine ordentliche Sanierung der alten Gebäude machen kann, denn so verlieren wir einen Teil an Geschichte. Ich selbst bin in die Anne Frank Gesamtschule gegangen, zu erst waren wir mit unsere Klasse in der ehemaligen Hauptschule und später im Hauptgebäude, meinen Abschluss habe ich im „Brüderkrankenhaus“ gemacht, für uns war es aber ein emaliges Gymnasium. Schade ist das wir zuwenig von unsere Dortmunder Geschichte wissen und es auch nicht inder Schule unterrichtet wir. Ich lebe jetzt in Italien und hin und wieder komme ich noch Dortmund und möchte meinen Sohn zeigen wo ich aufgewachsen bin…. Aber oft ist es nicht möglich selbst meine Grundschule (das Gebäude) existiert nicht mehr mehr es wurde ein neues errichtet aber nicht am selben Platz dort befindet sich eine Müllhalde. Es ist traurig. Auch inder Innenstadt ist ständig eine Baustelle und an historischen ist nichts mehr… Klar der Krieg hat einiges zerstört aber doch nicht alles. Selbst große Städte in Italien wie Mailand Rom Florenz Catania usw wurden Bombardier und trotz allem dem versucht man es zu erhalten.

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