Symbolischer Spatenstich für ein millionenschweres Logistikprojekt am Dortmunder Hafen

Noch fährt ein Zug nach Nirgendwo. Das soll sich in 15 Monaten ändern.
Noch fährt ein Zug nach Nirgendwo. Das soll sich in 15 Monaten ändern. Fotos: Alex Völkel

Symbolischer Spatenstich für ein millionenschweres Zukunftsprojekt im Dortmunder Hafen: Der „Hafenbahnhof“ soll der Logistikbranche als Standort für den kombinierten Güterverkehr von Schiff, Straße und Schiene neuen Schub verleihen. 31,2 Millionen Euro werden dort investiert.

Container-Terminal kann nicht wachsen – neue Anlage auf Huckarder Seite

31,2 Millionen Euro soll die neue Anlage für den kombinierten Verkehr am Hafenkosten.
Symbolischer Spatenstich: 31,2 Millionen Euro soll die neue Anlage für den kombinierten Verkehr kosten.

Denn das Logistikgeschäft im Dortmunder Hafen brummt. Allein das Containeraufkommen hat sich in den letzten Jahren im Dortmunder Hafen mehr als verdoppelt. Das Container Terminal Dortmund (CTD stößt schon seit einiger Zeit an seine Grenzen. Ein Ausbau ist mangels verfügbarer Flächen aber nicht möglich.

Als Alternative wird jetzt mit dem Bau einer Anlage für den kombinierten Verkehr (KV) in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hafengelände begonnen. Das Besondere: Nicht nur der Containerumschlag, sondern auch der Umschlag von Sattelaufliegern und Wechselbrücken wäre dort möglich. Dieses Angebot fehlt trotz eines entsprechenden Bedarfs bislang in der Region.

Neben den logistischen Vorteilen für Unternehmen wie etwa IKEA wird durch die KV-Anlage eine Entlastung des regionalen und überregionalen Straßenverkehrsnetzes erreicht, da LKW-Verkehre von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

Dies entspricht den Plänen von Bund und Land, weshalb ein Großteil der Kosten aus Bundesmitteln gestemmt werden. Die Dortmunder Stadtwerke als Mutter der Hafen AG nehmen selbst 7,7 Millionen Euro in die Hand.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek lobt die Dortmunder Zukunftsinvestition

Zahlreiche geladene Gäste verfolgten den Spatenstich.
Zahlreiche geladene Gäste kamen zum Spatenstich.

Eine Zukunftsinvestition, wie NRW-Verkehrsminister Michael Groschek vor Ort deutlich machte. Denn ein Umdenken sei längst überfällig: „Bisher läuft fast 80 Prozent über die Straße. Das ist etwas verdammt falsch gelaufen – es gibt erheblichen Handlungsbedarf“, machte der SPD-Politiker deutlich.

Denn die Logistikbranche sei entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft von Nordrhein-Westfalen: 284.000 Arbeitsplätze hängen direkt, 600.000 mittelbar an der Logistik. „Und Dortmund ist die Hauptstadt der Handelslogistik.“ Der Logistik- und Wirtschaftsstandort Dortmund ist schon jetzt eine Jobmaschine: Rund um den Hafen sind das ca. 5.000 Arbeitsplätze, in der Logistikbranche in der Region ca. 26.000.

Neues Areal wird von Huckarde aus erschlossen

Die neue Anlage wird auf dem Gelände des früheren Bahnhofs Nord der DE Infrastruktur GmbH (DI) errrichtet werden – im Schatten des Förderturms der ehemaligen Zeche Hansa auf Huckarde. Entscheidend für die Auswahl des Areals westlich der Franz- Schlüter-Straße war vor allem die Anbindung an die Gleisanlagen der DI und damit an die öffentliche Eisenbahninfrastruktur sowie an das Straßen- und Autobahnnetz.

Bürgerprotest gegen zusätzliche Lärm- und Verkehrsbelastung

Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen, dass die neue Anlage die ohnehin schwierige Verkehrsbelastung noch weiter verschärft.
Bürger machen sich Sorgen, dass die neue Anlage die ohnehin schwierige Situation noch weiter verschärft.

Vor Ort protestierten einige Mitglieder der Demokratischen Unabhängigen Wählervereinigung (DUW) – sie befürchten weiter zunehmenden Lärm und LKW-Verkehr. Schon jetzt sei die Situation untragbar. Zum Spatenstich wurden sie nicht zugelassen. Zudem hatten die Stadtwerke einen Sicherheitsdienst beauftragt, weil man offensichtlich Störungen erwartet hatte.

Sierau sichert Bürgerbeteiligung zu und watscht seinen Dezernenten ab

Oberbürgermeister Ullrich Sierau griff diese Sorgen auf und sagte zu, dass diese Sorgen ernst genommen würden. Daher habe die Stadt den umfangreichen Bürgerdialog gestartet. „Wir haben uns auf eine breite Bürgerbeteiligung eingestellt“, sagte Sierau und verpasste seinem Planungsdezernenten eine verbale Ohrfeige.

Dieser hatte zu Protokoll gegeben, dass die Verkehrsinfrastruktur ausreichend sei und damit die geäußerte Bedenken vom Tisch gewischt. „Das werden wir in Ruhe besprechen, wenn der Kollege aus dem Urlaub zurück ist“, versicherte Sierau. Der OB sah offensichtlich durch die Äußerungen seines Dezernenten seine Linie gefährdet, Großprojekte in Dortmund ohne Klagen von Anliegern durchziehen zu können. Beim Phoenixsee und bei der Thier-Galerie sei dies auch gelungen. Darauf setzt er nun auch beim Hafen-Ausbau.

Realisierung der neuen Anlage in zwei Baustufen

DSW21 Hagen AG Spatenstich KV-AnlageDie KV-Anlage soll in zwei Baustufen realisiert werden. In der ersten Baustufe werden vier Umschlaggleise mit etwa 700 Metern Länge, je einer Fahr-, Lade- und Rückfahrtspur für LKW und fünf Containerabstellspuren geschaffen sowie ein Containerportalkran und eine Terminalzugmaschine beschafft.

103.000 Ladeeinheiten können auf dem Gelände mit einer Größe von ca. 70.000 Quadratmeter pro Jahr umgeschlagen werden.

In einer zweiten Baustufe kann die Container-Depotfläche um weitere 25.000 Quadratmeter ausgeweitet werden. Im Endausbau ist die KV-Anlage damit für bis zu 150.000 Ladeeinheiten pro Jahr ausgelegt.

Inbetriebnahme ist in rund 15 Monaten möglich

Die Planung und Errichtung erfolgt in enger Abstimmung mit der duisport-Gruppe (Duisburger Hafen AG), mit der die Dortmunder Hafen AG einen Kooperationsvertrag unterhält. Die Bauzeit wird etwa ein Jahr betragen, sodass die KV-Anlage um den Jahreswechsel 2015/2016 in Betrieb gehen kann.

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