Nordstadt: Die Suppenküche im Wichernhaus feiert und betrauert ihr zehnjähriges Bestehen

Das Team um Klaus Haake (ganz links) feierte und betrauerte mit Freunden, Helfern und Sponsoren das 10-jährige Bestehen der Suppenküche Wichern.
Das Team um Klaus Haake (ganz links) feierte und betrauerte mit Freunden, Helfern und Sponsoren das 10-jährige Bestehen der Suppenküche Wichern.

Von Peter Kozyra

„Das ist eigentlich kein Grund zum Feiern“, so Klaus Haake, Mitbegründer und Leiter der Suppenküche Wichern. Jeden Mittwoch um 12 Uhr öffnet diese ihre Pforten und versorgt Bedürftige aus dem Dortmunder Norden mit kostenlosem Essen, dem ein oder anderen aufmunternden Wort und durch regelmäßige Anwesenheit eines Arztes auch mit medizinischen Sprechstunden.

Dass die Suppenküche nun ihr zehnjähriges Bestehen erlebt, verdankt sie hauptsächlich den privaten Sponsoren und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die teils seit Anfang an mit anpacken. Mit 50 Freunden, Helfern und Sponsoren feierte und betrauerte das Team um Haake am Dienstag das Jubiläum und nutzte die Gelegenheit, „einmal zurück zu blicken und Danke zu sagen“.

Thomas Dietrich führte die Anwesenden in einer kleinen Präsentation durch die Geschichte der Suppenküche.
Thomas Dietrich führte die Anwesenden in einer kleinen Präsentation durch die Geschichte der Suppenküche.

Aus ehemals 30 regelmäßigen Gästen sind 200 geworden

„Damals, als die Suppenküche Kana Hilfe und Entlastung suchte, entstand unser kleines Projekt zunächst in der Johanneskirche“, erinnert sich Haake. Die Suppenküche Johannes, wie sie damals hieß, öffnete ihre Türen am 27.04.2005 zum ersten Mal, und damals für nur 30 bis 40 Gäste.

Nach zehn Jahren, zwei Umzügen – zuerst zur Paulus-Gemeinde, schließlich im Jahr 2007 ins Wichernhaus – sind daraus wöchentlich mittwochs 200 bis 250 Gäste geworden.

„Das ist eine bestürzende Tendenz, die eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft darstellt.“ Denn es sind die Armen, die von Haake und seinen Mitstreitern einmal die Woche Essen bekommen, „und wenn wir täglich öffnen könnten, würden sie täglich kommen“.

Gerade zum Monatsende, wenn das wenige Geld vom Staat aufgebraucht ist, ist der Andrang besonders groß. „Es kommt oft genug vor, dass um halb eins die Töpfe leer sind“, und das trotz vorsorglicher Vorbereitung von 500 Portionen.

Gäste werden am Tisch bedient – der Andrang ist groß

Werner Kayser ist einer der aktuell 20 aktiven Ehrenamtlichen.
Werner Kayser ist einer der aktuell 20 aktiven Ehrenamtlichen.

Das Essen wird den Gästen seit Beginn an stets zum Tisch gebracht. „Hier muss sich niemand anstellen, jeder wird bedient.“ Werner Kayser, einer der vielen freiwilligen Helfern, ist seit fünf Jahren dabei.

„Als ich frisch Rentner war wurde ich durch einen Flyer auf die Suppenküche aufmerksam“, nun ist er schon fünf Jahre dabei. „Wir helfen hier Menschen, die teilweise wirklich überhaupt nichts haben.“

Das kann auch Heike Dahlheimer bestätigen: „Vielen sieht man es auf den ersten Blick nicht an, und trotzdem brauchen sie diese Suppenküche“. Dahlheimer ist Leiterin des Kultur- und Tagungszentrums Wichernhaus, das die Suppenküche mietfrei durch die gut ausgestattete Küche und den großen Saal beherbergt und unterstützt.

„Der große Andrang ist ein Zeichen dafür, dass die Armut wächst.“ Daher sieht sie die Suppenküche auch in Zukunft als feste Institution in ihrem Haus.

„Gleichzeitig ist es ein schöner diakonischer Gedanke, dass dort, wo am Wochenende Vorträge gehalten, Wissen vermittelt oder beim Kabarettabend sogar Menschen zum Lachen gebracht werden, Mittwochs kostenloses Essen an Bedürftige verteilt wird.“

Trotz der Spenden stößt die Suppenküche immer wieder an ihre Grenzen

Renate Schallenkamp begrüßte die Anwesenden und bedankte sich bei den privaten Sponsoren für ihre Unterstützung.
Renate Schallenkamp begrüßte die Anwesenden und bedankte sich bei den privaten Sponsoren für ihre Unterstützung.

„Die Suppenküche Wichern ist wie die Dortmunder Tafel, die Suppenküche Kana und Gast-Haus statt Bank, eine leider notwendige Institution, die wichtige Arbeit leistet“, resümiert Pfarrer Frank Thomaschewski von der evangelischen Kirchengemeinde Berghofen.

„Und in jedem Fall unterstützenswert“, fügt er hinzu. Regelmäßig sammelt seine Gemeinde Geld und Sachspenden für das Projekt.

Doch trotz der vielen Zuwendungen stößt das Team um Haake immer wieder an die Grenzen seiner Möglichkeiten. „Man muss mittlerweile einen Euro pro Portion rechnen“ gibt Thomas Dietrich, ebenfalls Mitbegründer der Suppenküche, zu bedenken.

„Für Ihre Spenden sind wir also überaus dankbar“ richtet sich Renate Schallenkamp an die anwesenden Förderer und Sponsoren.

In zehn Jahren wurden insgesamt 100.000 Gerichte zubereitet und gegessen, und auch diesen Mittwoch werden wieder hungrige Gäste in die Suppenküche kommen. „Morgen wird es Fleisch, Erbsen und Kartoffeln geben“, so Haake.

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Reaktionen

  1. marlies

    Bin ganz begeistert, was hier geleistet wird und bedauere ich es,
    dass unsere Stadt mit dem Problem hungernde Menschen nicht umgehen kann.
    Eine Mitleidende!

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