Stabile Konjunktur sorgt weiter für Entspannung: Niedrigste Arbeitslosigkeit in einem Juni in Dortmund seit 1993

Die Arbeitslosenzahl in Dortmund im Juni 2017 im Vorjahresvergleich. Grafik: AfA DO
Die Arbeitslosenzahl in Dortmund im Juni 2017 im Vorjahresvergleich. Grafik: Agentur für Arbeit Dortmund

Der Abbau der Arbeitslosigkeit setzt sich in Dortmund fort. Die stabile Konjunktur sorgt weiter für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. So lag die Arbeitslosenzahl im Juni bei 34.012 Menschen und damit um 5,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote fiel im Jahresvergleich um 0,8 Prozentpunkte auf 11,0 Prozent. „Damit ist der Arbeitsmarkt weiter auf Kurs“, sagt Martina Würker, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund.

Qualifizierung und Weiterbildung Schlüssel für nachhaltige Integration in Beschäftigung

„Für das erste Halbjahr 2017 können wir auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt eine positive Bilanz ziehen. Erfreulich ist vor allem, dass von Januar bis Juni die Arbeitslosigkeit generell unter den Vorjahreswerten lag.“ Grund hierfür war neben der starken Konjunktur auch eine deutliche Belebung in den Frühjahrsmonaten.

Martina Würker, Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund.
Martina Würker, Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund. Fotos: Alex Völkel

Die geringste Arbeitslosigkeit im Juni seit 1993 und die kontinuierlich wachsende Beschäftigung bildeten gute Rahmenbedingungen für die zweite Jahreshälfte. Dennoch werde die Arbeitslosigkeit voraussichtlich im Sommer saisonal bedingt leicht steigen.

„Auch im Herbst müssen wir mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnen. Viele geflüchtete Menschen besuchen derzeit Sprach- und berufliche Orientierungskurse. Sie werden nicht zu den Arbeitslosen gezählt“, fasst Martina Würker zusammen.

Wenn sie in der der zweiten Jahreshälfte ihre Kurse abgeschlossen haben werden, benötigen sie Anschlussangebote, um den Weg in die Integration in Arbeit weiter gehen zu können. Hier sei auch die Wirtschaft gefragt. „Nur gemeinsam kann Integration gelingen.“

Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenquoten in Dortmund nach Rechtskreisen

„Generell bleibt Qualifizierung und Weiterbildung der Schlüssel für eine nachhaltige Integration in Beschäftigung. Es gibt immer Perspektiven. Wir arbeiten weiter daran, Chancen zu verbessern und auch Menschen in verfestigter Arbeitslosigkeit durch individuell ausgerichtete Hilfen eine Perspektive zu geben“, so Würker.

Im Juni waren 34.012 Menschen in Dortmund arbeitslos. Davon waren 7.442 Personen bei der Arbeitsagentur und 26.570 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 210 Personen oder 0,6 Prozent gesunken.

Im Vorjahresvergleich liegt die Arbeitslosigkeit deutlich um 2.144 Personen oder 5,9 Prozent niedriger. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen sank im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 11,0 Prozent. Im Vorjahr betrug die Quote 11,8 Prozent. Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur lag bei 2,4 Prozent und für das Jobcenter bei 8,6 Prozent.

Langzeitarbeitslose profitieren von der Arbeitskräftenachfrage

 Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt und die stabile Arbeitskräftenachfrage setzen sich auch im Juni weiterhin fort. Im Vergleich zum Vormonat sind 230 Menschen in der Zuständigkeit des Jobcenters weniger als arbeitslos registriert. Die SGB II-spezifische Arbeitslosenquote konnte binnen Jahresfrist um 1,2 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent gesenkt werden.

Frank Neukirchen-Füsers (Geschäftsführer Jobcenter Dortmund)
Frank Neukirchen-Füsers ist Geschäftsführer des Jobcenters in Dortmund.

„Aktuell profitieren insbesondere die langzeitarbeitslosen Menschen von der arbeitsmarktlichen Situation. Dies ist eine schöne Entwicklung“, erklärt der Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, Frank Neukirchen-Füsers. Im Juni waren 1.708 Menschen weniger langzeitarbeitslos als im gleichen Monat des Vorjahres. Mit 13.109 Menschen konnte erneut der niedrigste Bestand an Langzeitarbeitslosen in Dortmund seit Bestehen des Jobcenters erreicht werden.

„Die umfangreiche Ausschöpfung der Förderinstrumente zahlt sich aus. Bei vielen Arbeitgebern hat sich, auch durch den Einsatz der Initiative ‚Arbeit in Dortmund – Bündnis gegen Langzeitarbeitslosigkeit‘, herumgesprochen, dass viele Langzeitarbeitslose motiviert und engagiert sind. Zudem gibt es auch attraktive Begleitprogramme für Arbeitgeber“, so Neukirchen-Füsers.

Ausbildungsende: Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 9,5 Prozent

Rechtkreisübergreifend liegt die Jugendarbeitslosenquote bei aktuell 9,5 Prozent oder 3.011 jungen Menschen. Das ist ein Zuwachs um 43 Personen oder 1,4 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat. Ursächlich hierfür sind die früheren Termine der Abschlussprüfungen zwei und dreijähriger Ausbildungen.

Junge Menschen, die von ihrem Ausbildungsbetrieb trotz erfolgreich bestanderer Prüfung nicht übernommen werden, müssen sich zunächst arbeitslos melden. Trotz des Anstiegs liegt die Zahl jedoch weiterhin unter den Vorjahreswerten. Im Juni 2016 waren 3.355 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. In diesem Jahr sind es 10,3 Prozent weniger.

Arbeitslosigkeit im Kontext von Fluchtmigration steigt weiter an

Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialamt haben den Integration Point für Flüchtlinge gestartet, der beim Start in Ausbildung und Beruf helfen soll.
Arbeitsagentur und Jobcenter haben einen gemeinsamen Integration Point für Flüchtlinge.

Der Zustrom geflüchteter Menschen nach Dortmund zeigt sich auch zunehmend in der Arbeitsmarktstatistik. Im Juni waren 1926 Flüchtlinge arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg von 60 Personen oder 3,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Insgesamt waren im Juni 1406 Männer (Mai: 1.356) und 520 Frauen (Mai: 510) arbeitslos gemeldet. Personen aus Syrien bilden hier mit 1.182 Meldungen die größte Gruppe. Es folgen 164 Personen aus dem Irak und 98 Personen aus dem Balkan.

Geflüchtete Menschen stehen dem Arbeitsmarkt häufig aufgrund von notwendiger Förderung nicht unmittelbar zur Verfügung. Zur Einschätzung ihrer Gesamtsituation ist es daher sinnvoll, die Unterbeschäftigung hinzuzuziehen.

In der Unterbeschäftigung ist neben der Zahl der Arbeitslosen die Zahl der Personen enthalten, die zum Beispiel an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen. Die Unterbeschäftigung von Personen im Kontext von Fluchtmigration belief sich zuletzt auf 4.254 Personen, das ist ein Plus von zwölf Personen im Vergleich zum Vormonat.

Arbeitskräftenachfrage in Dortmund schwächt sich ab

Die Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeitskräften hat sich im Juni abgeschwächt. Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 1.571 neue Stellen. Das sind 266 Stellen oder 14,5 Prozent weniger als im Mai. Auch im Vorjahresvergleich zeigt sich ein leichter Rückgang: Es wurden 39 Stellen weniger gemeldet als im Juni 2016.

Derzeit stehen 7.062 Stellen zur Besetzung offen. Die meisten Stellen wurden im vergangenen Monat für den Wirtschaftszweig Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (+726 Stellen) gezählt. 171 Stellen registrierte der Arbeitgeber-Service Dortmund im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen.

Es folgen die Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen mit 122 Stellen und freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit 109 Stellen.

Mehr Informationen:

 

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Reaktionen

  1. Fraktion Linke & Piraten

    Schlechtes erstes Halbjahr am Arbeitsmarkt: Aktive Arbeitsmarktpolitik gefordert

    Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN teilt nicht die Einschätzung der Arbeitsagentur Dortmund, dass die ersten sechs Monate des Jahres 2017 ein gutes Halbjahr am Dortmunder Arbeitsmarkt waren.

    Die Arbeitslosenquote liegt in Dortmund derzeit bei 11 Prozent. Genau 34.012 Dortmunder waren arbeitssuchend gemeldet. Als „Unterbeschäftigte“, also Menschen die über 58 Jahre alt sind und in den letzten 12 Monaten kein Jobangebot bekommen haben oder krankgeschrieben waren, kurzfristig arbeitsunfähige Arbeitslose und Personen aus dem Bereich Aktivierung und Berufliche Eingliederung sowie Teilnehmer*innen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen waren sogar 48.080 Personen mit einer Quote von 15,1 Prozent registriert.
     
    Dazu erklärt Ratsmitglied Carsten Klink (DIE LINKE), der finanzpolitische Sprecher der Fraktion:
     
    „Natürlich hat die Arbeitsagentur ein Interesse daran, eine positive Bilanz zu ziehen. Tatsächlich aber waren im Dezember 2016 genau 33.773 Menschen arbeitssuchend und es gab 47.966 Unterbeschäftigte. Die Arbeitslosigkeit hat folglich im ersten Halbjahr 2017 zugenommen.

    Die Arbeitslosenquote ist mit 11 Prozent in Dortmund exakt doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Das stete Beschönigen der Arbeitslosenzahlen verstellt den Blick darauf, dass weiterhin mehrere Tausend gute, also anständig entlohnte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze fehlen. Von einem Job-Boom kann man bestenfalls mit Blick auf die stetig zunehmende prekäre Beschäftigung sprechen. Die Leiharbeitsbranche ist im vergangenen Jahr bundesweit noch einmal um 30 Prozent gewachsen. Eine positive Bilanz sieht anders aus. Scheinbar hat die Stadt Dortmund auch den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit aufgegeben. Daher findet vermutlich auch dieses Jahr keine kommunale Arbeitsmarktkonferenz der Stadt Dortmund statt. Dortmund braucht aber eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Es muss endlich ein freiwilliger, öffentlich geförderter Beschäftigungssektor in Dortmund etabliert werden, in dem gesellschaftlich sinnvolle Arbeit geleistet und tariflich entlohnt wird.“

  2. Arbeitsagentur

    Arbeitslose müssen Urlaub anmelden

    Sommerzeit, Ferienzeit. Mit dem Beginn der Sommerferien planen auch viele Arbeitslose eine Auszeit vom Alltag. Was manche allerdings nicht wissen: Wer bei der Arbeitsagentur für die Suche nach einer neuen Stelle registriert ist, muss grundsätzlich für Bewerbungen, Vorstellungsgespräche und Fortbildungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Ein Urlaub mit Freunden oder der Familie ist dennoch möglich, muss aber mit der zuständigen Arbeitsagentur abgestimmt werden.

    Zwar sieht das Sozialgesetzbuch keinen Anspruch auf Urlaub wie in einem Arbeitsverhältnis vor. Es enthält jedoch Bestimmungen für den Fall, dass sich der Arbeitslose nicht an seinem Wohnort aufhält: Bei einer Urlaubsdauer von bis zu drei Wochen im Kalenderjahr kann für den gesamten Zeitraum Arbeitslosengeld weitergezahlt werden. Bei einem längeren, aber genehmigten Urlaub, gibt es ab Beginn der vierten Woche keine Leistungen mehr von der Arbeitsagentur. Bei einer Ortsabwesenheit von zusammenhängend mehr als sechs Wochen im Jahr wird die Zahlung bereits ab dem ersten Urlaubstag eingestellt.

    Wichtig ist in jedem Fall die vorherige Genehmigung der Abwesenheit durch den Arbeitsvermittler. Damit dieser überblicken kann, ob eine Arbeitsaufnahme oder Lehrgangsteilnahme gefährdet ist, kann ein Antrag auf Urlaub erst kurz vor Reiseantritt gestellt werden. In der Regel ist dies eine Woche vor Beginn des geplanten Urlaubs möglich. Die Anmeldung kann entweder persönlich in den Agenturen für Arbeit oder telefonisch unter der kostenlosen Rufnummer 0800 45555 00 erfolgen.

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