Refugees Welcome: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten – Dortmund demonstriert für Flüchtlinge

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund

Von Mariana Bittermann

„Say it loud, say it clear, refugees are welcome here!“, dieser Ruf, der in den letzten Wochen so oft durch den Dortmunder Hauptbahnhof schallte, war am Samstag laut in der Innenstadt zu hören. Unter dem Motto „Solidarität mit ALLEN Geflüchteten“ zogen etwa 450 Menschen vom Nordausgang des Hauptbahnhofs zum Hansamarkt.

Botschaft: Es gibt keine schlechten oder illegitimen Gründe für die Flucht 

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund

Organisiert wurde die Demonstration von  Refugees Welcome Dortmund und anderen Gruppen und Initiativen.

Das Ziel der Demo war dabei nicht nur, Flüchtlinge willkommen zu heißen, sondern auch gegen Rassismus einzustehen und auf die Missstände im deutschen Asylsystem hinzuweisen.

Die Solidarität galt dabei nicht nur Kriegsflüchtlingen, denn schlechte Gründe für die Flucht gab es laut den Organisatoren und Teilnehmern nicht.

„Ich habe kein Problem mit dem Begriff Wirtschaftsflüchtling, aber damit, wie er benutzt wird“, erklärt Demo-Teilnehmer Johann. „Ich würde doch nichts anderes machen, wenn ich in Armut leben und Hunger leiden würde.“

Wirtschaftliche Gründe sind legitim – Viele wollen nur nicht verhungern

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund

Auch Fadi sieht das nicht anders. Der 31-jährige floh selber aus Syrien und lebt jetzt seit anderthalb Jahren in Deutschland.

„Ich kenne viele Flüchtlinge, die vor Armut geflohen sind. Viele sind viel zu dünn. Sie wollen doch nicht viel. Sie wollen nur nicht verhungern.“

Er selber hat vor einigen Monaten das Protestcamp an den Katharinentreppen mitorganisiert. Die Unterstützung hat ihn sehr gerührt. „Ich habe sehr viel Hilfsbereitschaft hier erfahren und ich weiß zwar, dass es hier Nazis gibt, aber ich kenne keinen einzigen“, erklärt Fadi.

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund. Zwischendurch geriet der Strom der Konsumenten auf dem Ostenhellweg ins Stocken
Zwischendurch geriet der Strom der Konsumenten auf dem Ostenhellweg ins Stocken.

„Außerdem – wir kommen aus Syrien. Wir haben das Schlimmste gesehen. Ihr werdet nie verstehen, was wir erlebt haben. Was sind im Vergleich dazu schon Nazis?“

Sobald der Bürgerkrieg vorbei ist, möchte er aber nach Syrien zurückkehren. „Wir möchten so viel es geht hier lernen, um diese Gleichberechtigung und Gerechtigkeit hier nach Syrien bringen zu können“.

Mit der Darstellung von Einzelschicksalen und Reden wird auf Probleme hingewiesen

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund

Bei den insgesamt drei Kundgebungen am Nordausgang, am Platz von Netanya, und auf dem Hansamarkt gibt es nicht nur politische Reden von unterschiedlichen Initiativen.

Es wird auch über Einzelschicksale berichtet – auf deutsch, englisch und französisch. „Die deutsche Polizei hat mir gezeigt, dass sie zu Rassismus und Brutalität fähig ist“ wird zum Beispiel ein Flüchtling aus Guinea zitiert.

Damit soll auch gewarnt werden – davor, dass man sich nicht zu sehr an der Willkommenskultur berauschen sollte, während zeitgleich das Asylrecht in Deutschland verschärft wird und Rassismus immer noch alltäglich ist.

Forderung: Aktiv sein, statt Solidarität zu heucheln

Davon kann auch Christof Herzyk ein Lied singen. Er kam vor 26 Jahren von Polen nach Deutschland.

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund

Seit sechs Jahren schreibt er Gedichte auf Polnisch und Deutsch. Sein erstes Buch erschien zweisprachig, um eine Brücke zwischen der deutschen und polnischen Kultur zu schlagen.

Ausgrenzung hätte er schon oft erlebt. „Zu oft, um ein Beispiel zu nennen. Es passiert einfach so oft, so oft.“ Er freue sich aber über die ganzen Menschen die zur Demonstration gekommen sind. „Es ist wichtig, aktiv zu sein, und nicht nur zu Hause zu sitzen und Solidarität zu heucheln“.

Nach drei Stunden endete die Demo auf dem Hansamarkt so friedlich, wie sie begonnen hatte. An diesem Samstagnachmittag hat Dortmund ein Zeichen für Flüchtlinge gesetzt, ohne im Rausch der Willkommenskultur zu übersehen, wie viel Arbeit noch geleistet werden muss.

Demonstration am 26. September: Solidarität mit ALLEN Geflüchteten, Refugees Welcome Dortmund

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert