Peng! Kollektiv und Schauspiel Dortmund starten im Namen der CDU eine Petition für den Exportstopp von Kleinwaffen

Mit einer künstlerischen Performance überraschten KünstlerInnen in die Zentrale an der Steinstraße.
Mit einer künstlerischen Performance hatte Peng! im April 2016 die Arbeitsagentur in Dortmund überrascht.

Getarnt als christliche Wählerbasis der CDU startet das Peng! Kollektiv eine Petition, die Bundeskanzlerin Merkel dazu auffordert, sich für einen Exportstopp von Kleinwaffen einzusetzen. Die Petition wurde am ersten Tag über 500 mal unterzeichnet und wurde von wichtigen internationalen Medien aufgenommen.

Kooperation mit Schauspiel: Das Peng!-Kollektiv ist in Dortmund mehrfach in Aktion getreten

Am Dienstag, 2. Mai 2017, wurde eine Petition gestartet, in der augenscheinlich die christliche Wählerbasis der CDU ihre Bundesvorsitzende Angela Merkel dazu auffordert, sich für einen Verzicht von Kleinwaffenexporten stark zu machen: https://www.change.org/p/angela-merkel-cdu-verzichtet-auf-kleinwaffenexporte

In Wirklichkeit steckt dahinter das Berliner Peng! Kollektiv, das in der Vergangenheit bereits mit politischen Aktionen Aufsehen erregt hat, so z.B. als sie im Sommer 2015 offen dazu aufriefen, Geflüchteten beim Überqueren innereuropäischer Grenzen zu helfen oder als sie sich im April 2016 im Namen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales für die verheerenden sozialpolitischen Folgen der Agenda 2010 entschuldigt haben.

Die Aktion wurde – ebenso wie das jetzt lancierte CDU-Video zum Kleinwaffen-Exportstopp – produziert von DIE POPULISTINNEN, einer Kooperation des Peng! Kollektivs und dem Schauspiel Dortmund.

„Angesichts der alarmierenden Entwicklung der deutschen Rüstungsexporte hielten wir es für angemessen, die CDU an ihre christlichen Wurzeln und den im Grundgesetz verankerten friedenspolitischen Anspruch zu erinnern“, sagt Jessica Gräber, Pressesprecherin des Kollektivs.

„Und auch wenn jetzt offenbar geworden ist, dass die Aktion nicht von der christlichen CDU Wählerbasis initiiert wurde, möchten wir weiterhin dazu aufrufen, die Petition zu unterstützen, denn das Thema ist aktuell wie nie.“

Pax Christi und Ohne Rüstung Leben haben sich dem Aufruf des CDU-Fakes angeschlossen

Mit einem Mobilisierungsvideo warb der vermeintliche CDU-Ortsverein für die Petition.
Mit einem Mobilisierungsvideo warb der vermeintliche CDU-Ortsverein für die Petition.

Das sehen nicht nur das Peng! Kollektiv und Schauspiel Dortmund so. Zwei wichtige christliche Organisationen haben sich am 2. Mai dem Aufruf angeschlossen: Pax Christi und Ohne Rüstung Leben. Die Petition verbreitete sich schnell über das Internet und war stundenlang trending topic auf Twitter.

Wichtige internationale Medien wie Fox News, New York Times, ABC News, Washington Post und Daily Mail berichteten über die Aktion. Der vermeintliche CDU-Ortsverband kontaktierte unter anderem mehr als 350 weitere CDU-Verbände.

„Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Unterschriften unserer Petition von Menschen aus dem CDU-Umfeld kommt. Frau Merkel sollte sich jetzt bewusst werden, dass ihre christliche Wählerbasis tatsächlich eine Abkehr von ihrer bisherigen Waffenexportpolitik wünscht“, sagt Jessica Gräber.

Kleinwaffen gelten als die Massenvernichtungswaffen der Gegenwart. Sie verursachen, so der prominente Rüstungsgegner Jürgen Grässlin, etwa 90 Prozent aller Kriegsopfer weltweit; durch unkontrollierbare Verbreitung gelangen sie oft in die Hände von Kindersoldaten oder Terroristen. Mit Herstellern wie z.B. Heckler & Koch besetzt Deutschland eine prominente Position auf dem Weltmarkt von Kleinwaffen.

„Ein generelles Verbot von Kleinwaffenexporten wäre ein starkes Signal, dass die neue Regierung Ethik und Moral vor Profitinteresse zur Grundlage ihrer Waffenexportpolitik erhebt“, so Jessica Gräber.

Das Peng! Kollektiv kooperiert mit dem Schauspiel Dortmund im Fonds „Doppelpass“ der Kulturstiftung des Bundes. Weitere Arbeiten unter: www.pen.gg

Mehr zu Peng! auf nordstadtblogger.de:

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Reaktionen

  1. PENG

    Peng! Kollektiv stellt in einer Reihe von Aktionen die deutsche Waffenindustrie bloß

    Die christliche CDU Wählerbasis fordert von Merkel ein Exportstopp von Kleinwaffen. Heckler & Koch rufen aus ethischen Gründen alle Waffen aus den USA zurück. Die Waffenfirma ThyssenKrupp Marine Systems kriegt einen Friedenspreis verliehen. All das sind Aktionen des Berliner Aktionskunstkollektivs Peng!, die in der letzten Woche starteten und die Aufmerksamkeit auf den deutschen Waffenhandel lenken wollen.

    In monatelanger Vorbereitung hat das Berliner Peng! Kollektiv gemeinsam mit dem Schauspiel Dortmund eine Reihe von Aktionen vorbereitet. Dazu gehörte eine Kampagne des fiktiven CDU Ortsverbands Schwenke, in der die CDU Wählerbasis dazu aufgerufen wird, eine Petition zu unterzeichnen, die einen Exportstopp von Kleinwaffen fordert. Die Fake Kampagne war dermaßen überzeugend gestaltet, dass selbst große internationale Medien wie Fox News, New York Times, Washington Post und Radio Vatican auf die Meldung hereinfielen.

    In einer zweiten Aktion verschickten die Künstler*innen 200 Briefe an Waffenhändler in den USA, in denen Heckler & Koch einen Rückruf aller Waffen ankündigt. Aus Angst vor zivilen Unruhen und einer extrem unvorhersehbaren Außenpolitik unter Trump könne die deutsche Konzernleitung die USA nicht mehr als sicheren Exportstaat einstufen. Die Aktion löste Verunsicherung in den USA aus, Waffenhändler riefen unter der angegebenen Telefonnummer beim Peng! Kollektiv an. Später stellte Heckler & Koch ein offizielles Dementi auf ihre Webseite.

    In der dritten und aufwendigsten Aktion lud das Kollektiv Verteter*innen der Rüstungsindustrie zur Verleihung des „Deutsch-Französischen Preises für Sicherheit und Frieden“ ein. Ein Vertreter von ThyssenKrupp Marine Systems folgte der Einladung und kam zur Veranstaltung in das angemietete Luxushotel in Berlin. Bevor der Preis übergeben werden konnte, wurde er allerdings skeptisch und verließ wortlos das Geschehen.

    „80% der Bevölkerung sind gegen Waffenexporte, trotzdem nehmen sich die verantwortlichen Politiker*innen nicht des Themas an. Im Gegenteil, mit jedem Jahr hat die Bundesregierung in den letzten Jahren mehr Waffenexporte genehmigt, bis diese Entwicklung mit einem Volumen von über 12 Mrd. Euro 2015 einen traurigen Höhepunkt in der Geschichte der Bundesrepublik erreichte.

    Deutsche Waffen befinden sich zur Zeit in fast allen Krisenregionen und in vielen menschenrechtsverachtenden Regimen“ sagt Jessica Gräber vom Peng! Kollektiv. „Im Grundgesetz haben wir den Artikel 26, in dem Deutschlands Verpflichtung zum Frieden verankert ist. In der Praxis wird er aber von einer industrienahen und völlig intransparenten Genehmigungspraxis untergraben. Wir sehen es deshalb als unsere Aufgabe, Artikel 26 zu retten.“

    Das Kollektiv ruft auf seiner Webseite deshalb dazu auf, für einen von fünf Gesetzentwürfen zur Überarbeitung des Kriegswaffenkontrollgesetzes zu stimmen. Dieser Gesetzesentwurf soll dann mit der Unterstützung von Parlamentarier*innen in den Bundestag eingebracht werden. Am 21. Juni findet im Schauspiel Dortmund ein Theaterabend statt, in dem die Kampagne vorgestellt und die Abstimmungsergebnisse ausgewertet werden.

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