OB auf Jahresempfang im Konzerthaus: Dortmund muss lebenswerte Stadt für alle Menschen bleiben

Neujahrsempfang der Stadt Dortmund. Ob Ulli Sierau mit Gästen. Foto: Sören Spoo
Neujahrsempfang der Stadt Dortmund. Ob Ulli Sierau mit Gästen. Foto: Sören Spoo

Von Joachim vom Brocke

„Stadt toll, Menschen toll, Zukunft toll“. OB Ullrich Sierau blickt mit Zuversicht und Optimismus ins Jahr 2016. Dies machte der OB beim traditionellen Neujahrsempfang im Konzerthaus vor rund 1100 geladenen Gästen aus allen gesellschaftlichen Bereichen deutlich. Das Stadtoberhaupt unterstrich dies an diesem Abend unter anderem mit vielen Zahlen.

Die Einwohnerzahl der größten Stadt im Ruhrgebiet geht auf 600 000er-Marke zu
Dortmund wächst. Zum Ende des Jahres 2015 wurden 596 575 Einwohnerinnen und Einwohner registriert. Tendenz steigend. „Wahrscheinlich“, so Sierau, „werden wir die 600 000-er-Marke schon in diesem Jahr überspringen“ und hätten dann die Werte von Anfang der 1990er-Jahre erreicht.

Als Neubürger hieß BVB-Fan Ullrich Sierau an diesem Abend besonders BVB-Trainer Thomas Tuchel mit Ehefrau Susanne und Familie willkommen.

In diesem Jahr sollen 1600 neue Wohnungen gebaut werden. 2016 soll ein Wohnungsbaujahr werden

Neujahrsempfang der Stadt Dortmund im Konzerthaus. Foto: Anja Kador
Neujahrsempfang der Stadt Dortmund im Konzerthaus. Foto: Thomas Kampmann

Dortmund ist gefragt. Das Image der Stadt sei hervorragend, das habe eine aktuelle Forsa-Analyse im letzten Jahr bestätigt. Ullrich Sierau lobte die Wohnungspolitik der Stadt, sie gelte „als vorbildlich, ja geradezu visionär“.

Seit der Jahrtausendwende seien im Schnitt 1000 Wohneinheiten pro Jahr geschaffen worden, was rund 15 000 Wohneinheiten entspreche. 800 neue Wohnungen seien im letzten Jahr entstanden.

Der OB: „Für 2016 streben wir an, diese Zahl zu verdoppeln. Zahlreiche große und kleine Baugebiete quer durch das Stadtgebiet werden dafür planungsrechtlich auf den Weg gebracht“, kündigte Ullrich Sierau an.

Das Jahr 2016 werde in Dortmund ein Wohnungsbaujahr werden, bei dem bauwillige Privateigentümer ebenso gefragt seien wie Wohnungsbauunternehmen.

Dortmund wird jünger: Mehr Kitas sind notwendig durch Geburten-Plus und Zuwanderung

Kindertagesstätte Roland in der Rolandstraße. Außenansicht
Neue Kindertagesstätte an der Rolandstraße. Foto: Klaus Hartmann

Dortmund wird jünger. Deutlich gestiegen sei die Zahl der Kleinkinder – „durch ein Plus an Geburten, durch Zuzüge und durch Zuwanderung“. Der Kita-Ausbau, so kündigte der OB an, werde dem veränderten Bedarf angepasst.

„Von Anfang 2016 bis zum Jahr 2020 werden noch einmal ca. 40 neue Kitas entstehen und 20 bestehende Einrichtungen unter städtischer Trägerschaft erweitert“, sagte Sierau.

Dabei wolle man auf das Investorenmodell zwischen öffentlicher Hand und den Unternehmen setzen.

Weiterhin werde schwerpunktmäßig in Schulen, in den Straßenbau, in die Infrastruktur, in den Strukturwandel und in die Lebensqualität investiert.

Das Projekt „Nordwärts“ , zu Beginn des letzten Jahr gestartet, ist fantastisch angelaufen

Auf der Westfalenhütte fand die sehr gut besuchte Auftakt-Veranstaltung für Nordwärts statt.
Projekt Nordwärts ist fantastisch angelaufen. Foto: Alex Völkel

Dortmunder Unternehmen auf Wachstumskurs. 35 Jahre nach Beginn des Strukturwandels gebe es rund 320 000 Arbeitsplätze in der Stadt, davon seien etwa 220 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse – „die höchste Zahl seit 1981“.

Allein im letzten Jahr sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen um 4400 gestiegen.  Die wirtschaftliche Stimmung habe sich positiv auf die Arbeitslosenzahlen ausgewirkt.

Erstmals seit 2005 sei die Zahl der Arbeitslosen unter die 12-%-Marke gesunken und liege aktuell bei 11,8 %. OB Sierau hofft, dass durch die kommunale Arbeitsmarktinitiative die Zahl der Langzeitarbeitslosen sinken werde.

„Bei allem was wir tun“, so Ullrich Sierau, „fokussieren wir den Norden“. Das Projekt „Nordwärts“, beim Jahresempfang im letzten Jahr gestartet, sei „fantastisch angelaufen“.

Ein Netzwerk Dortmund soll Kräfte für Kernaufgaben bündeln
Dortmunder Konsens. „Die Überzeugung, dass es immer um ,Dortmund zuerst’ geht, ist bei uns tief verankert in den Köpfen und Herzen unserer Menschen. Der Geist der offenen Kooperation zwischen Stadt, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bringt uns Erfolge und trägt uns auch durch schwere See“.

Mit Dortmunder Unternehmerpersönlichkeiten habe er bereits im letzten Jahr verabreden können, dem „Dortmunder Konsens“ mit Blick auf die Zukunft der Stadt wieder neue Formen geben zu wollen. „Ein ,Netzwerk Dortmund’ soll die Kräfte bündeln, die Kernaufgaben der wachsenden Stadt Dortmund erörtern und tatkräftig helfen die notwendigen Dinge in Gang zu setzen“.

Dortmund steht gut da. Dies gelte nach Auffassung von OB Sierau für Unternehmen ebenso wie für den öffentlichen Haushalt. Durch harte Arbeit sei es im Konsens zwischen SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen gelungen, im Rat einen genehmigungsfähigen Haushalt zu beschließen. Ziel bleibe es auch in Zukunft, „unser Handeln weiterhin selbst bestimmen zu können“.

 „Die Stadt soll ein sicherer Hafen für alle Menschen sein“

Die Flüchtlinge sind in Dortmund angekommen
Die Flüchtlinge sind in Dortmund angekommen. Foto: Klaus Hartmann

Dortmund kann Krise. Rechtzeitig und vorausschauend habe die Stadt die Flüchtlingssituation beobachtet. „Wir waren schnell handlungsfähig, als mehr und mehr Menschen vor Krieg, Terror und Gewalt aus ihren Heimatländern flohen und in den ersten September-Tagen auch bei uns in zuvor nicht gekannten Dimensionen ankamen“.

Die vorausschauende Krisenstabstruktur habe funktioniert: „Dortmund hat sich nicht weggeduckt, als die Flüchtlinge kamen“. „Mit unserem Handeln“, sagte Ullrich Sierau, „haben wir einmal mehr deutlich gemacht, dass Dortmund ein sicherer Hafen für alle Menschen ist“.

Nicht nur Studenten und Akademiker seien willkommen, „die große Mehrheit der Dortmunderinnen und Dortmunder fühlt mit den Menschen, die Schutz vor Krieg und Terror, Not und grenzenloser Armut suchen“. Sie seien bereit, Flüchtlinge in der Stadt aufzunehmen und zu integrieren.

Ein besonderer Willkommensgruss galt Dr. Ammar Zakaria, einem syrischen Arzt, der dem bekannten TV-Journalisten Jörg Armbruster durch eine Notoperation das Leben gerettet hat. Dr. Zakaria lebt in Lütgendortmund.

Den Minderjährigen Flüchtlingen in der Stadt soll Halt geboten werden

Am Sonntag werden in Dortmund drei Flüchtlingszüge erwartet. Der erste Zug brachte 800 Menschen, die im DKH versorgt und dann landesweit verteilt wurden.
Fast 1300 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge sind in Dortmund. Foto: Alex Völkel

Fast 1300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben aktuell in der Stadt, die „unsere besondere Aufmerksamkeit benötigen“. Der OB bat dringend darum, „diesen jungen Menschen Halt zu bieten.

Sie sind ein Beitrag für Dortmunds Zukunft“. Aktuell leben etwa 8000 Flüchtlinge in Dortmund, 10 % von ihnen seien anerkannt, über ihren Asylantrag wurde bereits positiv entschieden.

Die Zahl der anerkannten Flüchtlinge werde in Zukunft steigen: „Es gilt, sie in unsere Stadtgesellschaft zu integrieren“, bat Sierau.

Eine gelungene Integrationspolitik – mit vorausgegangenen Sprachkursen, qualifizierter Ausbildung oder Studium, „ist der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit einer Stadt“.

Die Interessen aller Dortmunderinnen und Dortmunder sind zu berücksichtigen

17. Münsterstraßenfest des Integrationsrates. Am Nachmittag gut besucht
Buntes Treiben auf dem Münsterstraßenfest des Integrationsrates. Foto: Klaus Hartmann

Dortmund – Hauptstadt der Willkommenskultur. Ullrich Sierau bezeichnete das nach wie vor vorhandene Engagement der Zivilgesellschaft als „bewundernswert“.

Durch die jüngsten „abscheulichen und kriminellen Vorfälle,  die mit Migranten in Verbindung gebracht werden – und die es auch in Dortmund gab – darf diese Hilfsbereitschaft nicht einer Angst und diffusen Ablehnung weichen“.

Sie dürfe nicht dazu führen, alle Menschen mit Zuwanderungsgeschichte unter Generalverdacht zu stellen.

„Bei allem, was wir für die ankommenden Flüchtlinge tun, dürfen wir selbstverständlich nicht die Menschen vergessen, die schon in unserer Stadt leben und die auch weiter auf unsere Unterstützung angewiesen sind“. Es gelte, die Interessen aller Dortmunderinnen und Dortmunder zu berücksichtigen. Dortmund müsse eine lebenswerte Stadt für alle Menschen bleiben.

Mehr Informationen:

  • Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang traditionell vom Philharmonischen Orchester unter Leitung von GMD Gabriel Feltz. Solistin war Tatiana Prushinskaya, Klavier.
  • Für viele Gäste war die Einladung auch ein „Danke“ der Stadt für die vielen freiwillig geleisteten Stunden für das Gemeinwohl.
  • Gespendet werden konnte auch und zwar an die Shanty Leprahilfe Dortmund für den Bau einer Schule in Nepal, die durch Erdbeben im April und Mai 2015 zerstört worden war.
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