Naturkundemuseum wird ab Sommer 2014 für zwei Jahre geschlossen und für 7,3 Millionen Euro umgebaut

Naturkundemuseum
Der Iguanodon (vorne) bleibt auch in Zukunft. Aber der Styracosaurus (hinten) muss weichen. Foto: Alex Völkel

Es ist das meistbesuchte Dortmunder Museum. Am 24. Mai 1980 nach vier Jahren Bauzeit eröffnet, ist es allerdings in die Jahre gekommen. Daher schließt das Naturkundemuseum im Sommer 2014. Nicht für immer – zum Glück „nur“ für zwei Jahre : 7,3 Millionen Euro werden von der Stadt Dortmund investiert, der Ausstellungsbereich komplett überholt.

Haus ist noch geöffnet – Kinshasa-Sonderausstellung läuft bis zum 27. April 2014

Museum für Naturkunde
Dr. Dr. Elke Möllmann im Aquarium – es ist ein wichtiger Besuchermagnet für das Museum. Foto: A. Völkel

Als im Sommer 2013 der Rat die Modernisierung beschlossen hatte, brach der Besucherzuspruch sofort ein. „Die Leute dachten, dass wir jetzt schon schließen. Wir mussten ziemlich viel Werbung machen“ berichtet Museumsleiterin Dr. Dr. Elke Möllmann. Denn die vorbereitenden Arbeiten für den Umbau des beliebten Hauses in der Nordstadt dauern rund ein Jahr.

Daher kann die im September eröffnete Kinshasa-Sonderausstellung bis zum 27. April 2014 gezeigt werden. Ab Mitte 2014 wird das Naturkundemuseum dann geschlossen und alle Exponate werden eingepackt. Drei Monate sind dafür eingeplant. Der Verwaltungstrakt bleibt übrigens unangetastet – das Dach und die Fenster wurden schon erneuert. Derzeit wird dort schon die Datenverkabelung modernisiert.

Ausstellungsbereich wird komplett verändert – Barrierefreiheit

Die Hauptarbeit liegt aber im Ausstellungsbereich. Das Gebäude selbst ist in einem guten Zustand. Aber die Technik muss komplett erneuert werden. Auch wird das Thema Barrierefreiheit dann angegangen. „Bislang ist das ein beschämender Zustand“, gesteht Möllmann. Rollstuhlfahrer müssen bislang im Lagerbereich klingeln, um dann ins Gebäude gebracht zu werden. Daher wird auch die Eingangs- und Treppensituation komplett verändert werden, verspricht die Museumsleiterin.

Stärkere regionale Ausrichtung des beliebten Museums

Das Museum für Naturkunde. Foto: Klaus Hartmann/nordstadtblogger.de
Für Rollstuhlfahrer ist der Zugang nur durch das Lager möglich. Foto: Klaus Hartmann

Auch die Ausstellung soll sich komplett verändern: Das Naturkundemuseum will sich komplett regional ausrichten. Daran entzündete sich aber auch eine heftige öffentliche Debatte. Denn die großen Dinosaurier in der Ausstellungshalle – von Anfang an Wahrzeichen des Museums und erste Anlaufstelle für alle Kinder – sollten der Modernisierung zum Opfer fallen. „Wir haben im Team lange diskutiert. Ich sehe natürlich, wie die Kinder immer davorstehen. Aber ich hätte sie beide abgeschafft“, räumt Elke Möllmann ein. Denn die beiden Exponate hätten eigentlich keinen „musealen und wissenschaftlichen Wert“: Die Darstellung der beiden riesigen Plastik-Dinos sei wissenschaftlich nicht mehr korrekt.

Einer der Riesendinos darf in Zukunft doch bleiben

Jetzt ist ein Kompromiss gefunden: Der Iguanodon, der „Leguanzahn“, bleibt auch in Zukunft. Denn er kam auch hier in der Region vor. „Im Sauerland wurde ein Skelett gefunden“, erklärt Möllmann. Gemeinsam mit einem solchen Fund und einer Dokumentation wird das größte Exponat dann auch in der neuen Ausstellung Platz finden.

Aber der Styracosaurus – der Vogelbeckensaurier kam in Nordamerika vor – muss weichen, um mehr Platz für Neuerungen zu haben. Zerstört wird er aber nicht. „Vielleicht findet sich ja irgendwo in Dortmund ein neuer Platz“, hofft Möllmann. Außerdem sei er wetterfest, dass sogar Aufstellen in einem Park oder einer Grünanlage möglich sein müsste.

Mehr Platz für international ausgerichtete Sonderausstellungen

Kinshasa vivant, Fotoasusstellung im Dortmunder Museum für Naturkunde
Gäbe es schon heute mehr Platz, hätte die Sonderschau mit Exponaten ergänzt werden können. Foto: K.Hartmann

In der neuen Ausstellung wird es dann – unter anderem wegen eines Riesendinos weniger – mehr Platz für Sonderschauen geben: „Wir wollen dann die Welt nach Dortmund holen.“ Gäbe es diesen Platz schon heute, hätte auch die aktuelle Kongo-Ausstellung anders aussehen können. Dann wäre nämlich beispielsweise auch Platz für Exponate gewesen – jetzt ist es eine reine Fotoausstellung.

Viel Unkenntnis über regionalen Lebensraum

Im unteren Bereich wird ab dem Jahr 2016 die biologische Abteilung zu finden sein. Die Ökosysteme und Lebensräume aus Dortmund und der Region sollen dort dargestellt und erklärt werden. „Die Besucher sollen wissen, was in Dortmund lebt und welche Natur sie umgibt“, erklärt die Museumsleiterin. „Wir stellen ein erschreckendes Nicht-Wissen fest.“ Die Geowissenschaften werden dann ins Obergeschoss ziehen.  Regionale Funde und Exponate werden dort im Kontext der Erdgeschichte präsentiert und erklärt.

Aquarium bleibt erhalten – wichtiger Besuchermagnet

Museum für Naturkunde
Heike Fischer arbeitet als biologische Präparatorin im Museum für Naturkunde. Foto: A.Völkel

Erhalten bleibt natürlich das Aquarium, welches erst im Dezember 2012 nach zwei Jahren Bauzeit wiedereröffnet worden ist. Es ist ein wichtiger Besuchermagnet: Während dessen Schließung kamen 15.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr weniger. Durchschnittlich 70.000 Gäste pro Jahr zählt das Naturkundemuseum. „Wir hoffen, dass es nach der Neueröffnung deutlich mehr werden“, so Elke Möllmann.

Neue Ausstellung wird interaktiver

Denn die dann neu konzeptionierte Ausstellung wird deutlich interaktiver werden. Computer werden dann erstmals den Weg in die Ausstellung finden. „Aber das allein macht das Museum nicht interessanter“, glaubt Möllmann. Aber Veränderungen müssen sein: Bislang gibt es vor allem Vitrinen. Die haben zwar einen hohen wissenschaftlichen und musealen Wert. Aber sie sind auch der Grund, warum die Kinder vor allem die riesigen Plastikdinos toll finden.

 

HINTERGRUND ZUR AUSSTELLUNG KINSHASA VIVANT

Das Museum für Naturkunde, Münsterstraße 271, Dortmund, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt beträgt für Erwachsene vier Euro, ermäßigt zwei Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

Artikel zur Sonderausstellung auf nordstadtblogger.de

Der Flyer zum Download als PDF: Ausstellungsflyer

 

 

 

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