Gebäude übergeben: Millionenschwerer Umbau des ehemaligen AOK-Gebäudes blieb im Zeit- und Kostenplan

Das ehemalige AOK-Gebäude ist vollständig umgebaut und modernisiert worden. Fotos: Roland Klecker/dofoto.de
Das ehemalige AOK-Gebäude ist vollständig umgebaut und modernisiert worden. Fotos: Roland Klecker/dofoto.de

Vor Gästen aus Politik und Verwaltung der Städte Dortmund, Bochum, Hattingen, Herne, Lünen, Selm und Witten übergab Oberbürgermeister Ullrich Sierau jetzt symbolisch den Hausschlüssel an die neuen und einen alten Nutzer des Gebäudes Königswall 25-27. Innerhalb von nur zwölf Monaten gelang es den beteiligten Firmen und der Verwaltung, diesen „Monumentalbau“ seit Beginn der Arbeiten im April 2016 umzubauen und zu sanieren. Das Investitionsvolumen des Gesamtprojektes beträgt rund 9,7 Millionen Euro.

Das Nutzungskonzept war genau so seiner Zeit voraus wie die bemerkenswerte Architektur

Rainer Limberg von der städtischen Immobilienwirtschaft informierte über die Geschichte des Hauses und die einzelnen Umbauarbeiten. Den Architektenwettbewerb für den damaligen Neubau der AOK konnte im Jahre 1928 das Dortmunder Architekturbüro Flerus und Konert für sich entscheiden. Das Gebäude entstand zwischen 1929 und 1931.

Im ursprünglichen Raumprogramm fand besonders der Aspekt der Gesundheitsfürsorge seinen Ausdruck. So befanden sich im Souterrain ausgedehnte Bäderanlagen, auf dem Dach gab es eine große Sonnenterrasse. In den Obergeschossen waren Untersuchungs- und Behandlungszimmer untergebracht. Für Wasserkuren bei Stoffwechselerkrankungen waren immer über 40 verschiedene Mineralwässer vorrätig, die Patienten wurden auf dem damals neuesten Stand der medizinischen Versorgung direkt vor Ort behandelt. Das Nutzungskonzept war genau so seiner Zeit voraus wie die bemerkenswerte Architektur.

Der Gebäudekomplex besticht durch seine prägnante Stellung und greift mit seiner konkav gekrümmten Vorderfront aus Muschelkalkfassade den Verlauf des Königswalls auf. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte der Wiederaufbau. Das Gebäude war glücklicherweise nicht vollständig den Bomben der Alliierten zum Opfer gefallen. Aufgrund der besonderen architektonischen Qualitäten wird das Gebäude von der Denkmalbehörde als erhaltenswert eingestuft.

Kernsanierung des historischen und stadtbildprägenden Gebäudes am Wall

Im Planungsprozess der Gesamtsanierungsmaßnahme lag daher auch ein Augenmerk darauf, die historischen Elemente des Gebäudes zu erhalten oder wieder herzustellen. Hierzu gehört u.a. der markante Treppenhauserker und die Fensterbänder der Hauptfassade.

Diese Sanierungs- und Umbaumaßnahmen hatten es dabei in sich. Zwar steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz, gleichwohl ist es von der Unteren Denkmalbehörde als erhaltenswert eingestuft. Das Gebäude ist jetzt, nach Abschluss der Maßnahmen, von Schadstoffen befreit sowie im Inneren kernsaniert. Anschließend fand der Rückbau von Rohrleitungen, Verkabelungen, Heizkörper, Decken und Bodenbelägen statt.

Zudem gehörten umfangreiche Betonsanierungen zum Auftragsumfang. Neben einer brandschutztechnischen Ertüchtigung der Betonteile installierte man auch eine flächendeckende Brandmeldeanlage. Darüber hinaus erfolgte eine Erneuerung der Wärmeversorgunganlagen sowie der raumlufttechnischen Anlagen.

Stilbildende Elemente des Gebäudes wurden erhalten bzw. wieder herausgearbeitet

Das ehemalige AOK-Gebäude ist vollständig umgebaut und modernisiert worden.In der Planungsphase lag ein wesentlicher Fokus auch darauf, ehemals stilbildende Elemente wieder mit aufzunehmen. Nach Abschluss der Arbeiten gilt auch die historisch ausgebildete Hauptfassade als rekonstruiert. Blickfang ist der ehemalige Erker im Eingangsbereich des Treppenhauses.

Fenster- und Türelemente sind ausgewechselt worden, da diese nicht mehr dem derzeitigen Standard, wie z.B. dem Schallschutz, entsprechen. Mit dem Austausch von 177 Stulp-Fenstern an der Front zum Königswall ist die alte historische Fensteranordnung aus den 1930er Jahren und das harmonische äußere Gesamtbild wieder hergestellt.

Im Erdgeschoss liegt in der alten Kassenhalle die Lichtdecke wieder frei, so dass die alten Glasprismen sichtbar sind. Die Kassenhalle dient zukünftig dem Studieninstitut Ruhr als Foyer und Mehrzweckraum. Der historische Konferenzsaal im ersten Obergeschoss bleibt ebenfalls weiterhin mit seinen Decken- und Wandvertäfelungen im Originalzustand erhalten.

Auch die Barrierefreiheit wurde von den Ingenieuren und Architekten in das Zentrum der Sanierungsplanung gerückt. Zukünftig existiert ein ebenerdiger Zugang zum Eingang, ein neuer Aufzug für Rollstuhlfahrer sowie eine behindertengerechte WC-Anlage. Deutlich sichtbare Treppenstufenkanten sowie spezielle Beschilderungen sind ebenfalls angebracht.

Gebäude als Ergänzung der neuen Bildungsmeile entlang des Wallrings

OB Sierau zog in seiner Ansprache einen Vergleich zu heutigen Wellness-Oasen. Die Räume des Gebäudes sind durchweg groß, hoch, luftig und hell. Es erfreue ihn, dass der Stadt ein weiteres schönes Gebäude zur Nutzung übergeben werden konnte. „Ein schöner Ort zum Lernen und Arbeiten. Durch die zukünftige Nutzung erweitert sich die bisherige Bildungsmeile hier im Kragen des Walls, es entsteht hier ein neuer innerstädtischer Bildungscampus“.

Das Gebäude befindet sich unweit der beiden Berufskollegs, in direkter Nachbarschaft zum Dortmunder U mit den Studienstandorten der Technischen Universität und der Fachhochschule. Zum Campus zählt dann zukünftig auch das ehemalige Gebäude des Lippeverbands, welches nach Umbau und mit neuen Anbauten versehen zum Sitz der Volkshochschule werden soll.

„Damit halten wir kurze Wege offen, die Übergänge werden smooth und geschmeidig. Ich bin fest davon überzeugt dass hier auch Synergie-Effekte entstehen, die wir uns heute noch gar nicht ausdenken können“, so der OB. Ferner wies Sierau auf die Einsparungen hin, die durch den Umzug einzelner Fachbereiche aus anderen Mieträumen in das neu gestaltete Objekt erfolgen.

Das Gebäude gehört zu den günstigsten Immobilien, in denen Fachbereiche der Stadt als Mieter sitzen. „Ein Mietpreis von unter zehn Euro pro Quadratmeter ist bei dieser Ausstattung fast ein Schnäppchen. Und da die städtische Immobilienwirtschaft ja Vermieter ist, bleibt das Geld dann auch dem städtischen Haushalt erhalten.“

Neue Nutzer: Studieninstitut Ruhr verfügt über ein deutlich größeres Platz- und Raumangebot

Das Studieninstitut Ruhr (SIR), bisher auf der gegenüber liegenden Straßenseite beheimatet, verfügt nach dem Umbau des Gebäudes über ein deutlich größeres Platz- und Raumangebot. Direktorin Dr. Sabine Seidel ist begeistert von den vielen neuen Möglichkeiten und dem erweiterten Raumangebot. Der alte Standort sei doch sehr renovierungsbedürftig gewesen und habe lange nicht mehr den veränderten Ansprüchen nach moderner Bildungstechnik standgehalten.

Nach dem räumlichen Zusammenschluss mit den ehemaligen Ausbildungsräumlichkeiten in Bochum hat das SIR einen attraktiven Standort im Zentrum von Dortmund gefunden. So nutzen auch weiterhin die zahlreichen MitarbeiterInnen und Auszubildenden aus den Gesellschafterstädten die vielfältigen Fort-, Weiter-, und Ausbildungsmöglichkeiten des SIR.

Nach der Aufgabe der Außenstelle in Bochum werden zukünftig deutlich mehr TeilnehmerInnen in Dortmund erwartet. Mit dem neuen Raum- und Platzangebot auf insgesamt 2895 Quadratmetern steht dem SIR nun eine deutliche größere Nutzfläche zur Verfügung.

Der Fachbereich Schule bündelt die meisten Beschäftigten wieder unter einem Dach

Gleichzeitig fasst der Fachbereich Schule nun wieder den größten Teil seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter einem Dach. Bisher waren die städtischen Angestellten des Fachbereichs auf unterschiedliche Standorte im Dortmunder Stadtgebiet verteilt.

Mit einer spürbaren Entlastung in den innerbetrieblichen Prozessen ist zu rechnen. Zukünftig steht dem Fachbereich Schule eine Nutzfläche von 4038 Quadratmetern zur Verfügung. Auch das staatliche Schulamt für die Stadt Dortmund ist mit umgezogen.

Ralf Dallmann vom Fachbereich Schule und Bernhard Nolte vom Schulamt begrüßen, dass sowohl der Fachbereich als auch die Schulaufsicht nunmehr zusammen in einem Haus untergebracht sind. Das sei eine sehr sinnvolle Konstellation, die sich positiv auf die zukünftige Zusammenarbeit auswirke. Kürzere Wege vermieden unnötige Bürokratie und führen wohl zu schnelleren Entscheidungsprozessen. Und gerade den Besuchern beider Institutionen sei damit geholfen.

„Wir haben immerhin 80.000 Schüler in Dortmund. Diese Schüler, ihre Eltern, ihre Großeltern, das ist unser Klientel. Das ist fast die halbe Bevölkerung der Stadt. Deren Anfragen können wir jetzt innerhalb eines Hauses entgegen kommen, egal wer letztlich zuständig ist“, erklärt Nolte den ergänzenden Nutzen.

Dortmunder Fachbereich Wahlen bleibt weiter im ehemaligen AOK-Haus

Besonders freut sich der alte und neue Mieter im Haus, der Fachbereich Wahlen der Dortmunder Bürgerdienste. Manfred Kruse von den Bürgerdiensten führte aus, das dieses Amt ja schon eine lange Geschichte mit dem Gebäude verbinde.

„Wir mussten nur auf die andere Seite des Flures umziehen. Und das gelang tatsächlich perfekt im laufenden Betrieb. Wir hätten es uns bei Beginn der Arbeiten nicht vorstellen können, dass wir schon ab Anfang März die Landtagswahl 2017 in Dortmund komplett aus den neuen Räumen organisieren können.“

Richard Schmalöer vom Architekturbüro Schamp und Schmalöer, das den Umbau projektiert und begleitet hat, holt ein wenigweiter aus und bedauert, dass viele alte Gebäude nicht geschützt wurden und in der Vergangenheit oft Neuem weichen mussten. „Ich freue mich über den Sinneswandel in der Stadt alte Bausubstanz zu erhalten, auch wenn sie nicht unter Denkmalschurz steht. Es ist fast immer günstiger und daneben bleibt für den Bürger auch das lieb gewonnene Stadtbild erhalten.“

Das ehrgeizige Bauprojekt am Wall blieb im Zeit- und Kostenplan

Eine offensichtlich besondere Leistung wurde von allen Beteiligten und Festrednern gelobt: Die immensen Umbauarbeiten blieben sowohl absolut im Zeitplan als auch im Kostenplan. Innerhalb von nur zwölf Monaten gelang es den beteiligten Firmen und der Verwaltung, diesen „Monumentalbau“ seit Beginn der Arbeiten im April 2016 umzubauen und zu sanieren. Das Investitionsvolumen des Gesamtprojektes beträgt rund 9,7 Millionen Euro.

Vor dem Umbau diente das Gebäude rund 80 Jahre der AOK Westfalen-Lippe als Hauptgeschäftsstelle, die dort aber 2012 auszog. 2013 beauftragte die Verwaltung im nächsten Schritt die Städtische Immobilienwirtschaft, eine Machbarkeitsstudie zu entwickeln, in wie weit dieser Monumentalbau zukünftig durch die Stadt Dortmund genutzt werden könne.

Nachdem der Rat der Stadt Dortmund sich erstmalig am 7. Oktober 2014 mit dem Bauvorhaben befasste, beauftragte er im August 2015 die Verwaltung, die Sanierung und den Umbau des Gebäudes vorzunehmen. Die Baumaßnahmen starteten im April 2016. Bereits im März 2017 sind die ersten Mitarbeiter/innen des Schulverwaltungsamtes in die neu ausgestatteten Räumlichkeiten eingezogen.

Im weiteren Programm des Festaktes unterhielt Jos Donners von der Management Akademie NRW die Gäste mit einem launigen und unterhaltsamen Vortrag über das Lernen an sich und den Umgang mit Veränderungen im Leben und Lernen. Anschließend boten die jeweiligen Instituts- und Fachbereichsleiter verschiedene Führungen durch die neuen Seminarräume, Verwaltung und Cafeteria. Das abschließende Meet & Greet bei Häppchen und Kuchen wurde musikalisch untermalt von Norbert Hehemann, Gitarrist und Dozent an der Musikschule Dortmund.

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