Küster Georg Geisler feierte mit Verspätung Dienstjubiläum – Die Lydia-Gemeinde schätzt den Mann und sein Können

Presbyterinnen und Pfarrerinnen der Lydiakirchengemeinde gratulierten Georg Geisler zum Dienstjubiläum.
PresbyterInnen und PfarrerInnen der Lydiakirchengemeinde gratulierten Georg Geisler zum Dienstjubiläum. 

Von Susanne Schulte

Georg Geisler gehört zur evangelischen Lydia-Gemeinde wie die Kirchtürme. Seit mittlerweile 26 Jahren ist er als Küster im Dienst. Die Feier zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum musste aus Krankheitsgründen ins neue Jahr verschoben werden. Das tat dem gemütlichen Zusammensein mit PresbyterInnen und PfarrerInnen und den anderen KüsterInnen keinen Abbruch. Georg Geisler ist 63 Jahre alt. Nächstes Jahr will er in Rente gehen. Pfarrerin Carola Theilig will daran gar nicht denken: „Er kann einfach alles. So jemanden muss man erstmal finden.“

„Ich habe mich bewusst für diese Stelle entschieden und es nie bereut“

Sein Arbeitsplatz ist die Lutherkirche, aber auch in Paulus und Markus ist er im Einsatz, wenn sein Können gebraucht wird. Der gelernte Schlosser ist in Rumänien aufgewachsen, arbeitete nach seinem Umzug nach Dortmund erst bei einer Leihfirma, die in bei O+K und den Schwerter Nickelwerken einsetzte.

Doch durch das Schweißen waren seine Augen in Mitleidenschaft gezogen worden, er suchte eine Stelle als Hausmeister und bekam diese in der Lutherkirche. „Ich habe mich bewusst für diese Stelle entschieden und habe das nie bereut.“ Auch andere Arbeitgeber wollten ihn damals gerne haben.

„Ich konnte ja schon viel. Und was ich nicht konnte, habe ich mir angeeignet.“

Er nahm gerne in Kauf, dass er nun auch an den Samstagen und Sonntagen arbeiten musste. KüsterInnen haben nur ein freies Wochenende im Quartal. „Das einzige Problem: Die Frau muss mitziehen.“ Seine tat und tut es.

Die Anerkennung für seine vielen Fähigkeiten nimmt er mit einem Achselzucken entgegen. „Ich konnte ja schon viel. Wir hatten ja nichts in Rumänien, noch nicht mal Nägel. Und was ich nicht konnte, habe ich mir angeeignet.“ Als Nachfahre der Siebenbürger Sachsen gehörten die Geisler schon immer der evangelischen Kirche an.

Geisler schätzt das kollegiale Miteinander aller, die in und für die Lutherkirche arbeiten 

Georg Geisler. Fotos: Susanne Schulte
Georg Geisler. Fotos: Susanne Schulte

In der Gemeinde erlebte er die Fusionen, den Verkauf des Gemeindehauses, in dem auch seine Wohnung war, schwärmt vom schönen Gemeindeleben in den 90er Jahren. Heute sei es auch schön, aber eben leer. Damals habe er immer Hilfe bei den Sommerabenden gehabt, beim Aufstellen der riesigen Tannenbäume, im Garten bei Arbeiten, wo zwei gebraucht wurden.

Die findet er heute auch, aber nicht mehr so selbstverständlich. „Die ehemaligen HelferInnen sind weggestorben.“ Auch untereinander, mit den KollegInnen und den PfarrerInnen in Luther, laufe es prima. „Es ist nie so ein Arbeiten, dass einer sagt: Damit habe ich nichts zu tun. Na gut, ich kann keine Predigt halten. Aber wir arbeiten immer zusammen, nie gegeneinander.“

Was der Küster nie vergisst: das zweite Neujahrsläuten 2001 eine Woche nach Silvester

Georg Geisler ist ein Perfektionist. Als dann am Sonntag, 7. Januar 2001, um Mitternacht die Glocken der Lutherkirche noch einmal läuteten, als wollten sie zum zweiten Mal das neue Jahr begrüßen, ärgerte er sich fürchterlich vergessen zu haben, die Automatik umzustellen.

„Zehn Jahre habe ich daran geknackt. Meine Frau hat immer gesagt: Wie kann das jemandem passieren, der 100 Prozent perfekt sein will.“ Geisler selbst wurde nicht vom Glockengeläut geweckt – er war mittlerweile nach Brechten umgezogen –, sondern durch einen Anruf seiner Cousine, die in Sichtweite der Kirche wohnt. „Georg, deine Glocken“, habe sie gesagt. „Doch bis ich in der Nordstadt gewesen wäre, hätten die Glocken schon aufgehört.“ Jetzt kann er auch er über dieses Versäumnis lachen.

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