Kritik an Stadtplänen für Wischlingen: Sehr gut besuchte Kundgebung fordert den Erhalt des Hallenbades in Dorstfeld

Die Initiative „Rettet das Westbad“ organisierte eine sehr gut besuchte Kundgebung.
Die Initiative „Rettet das Westbad“ organisierte eine sehr gut besuchte Kundgebung im Kortental.

Ein deutliches Zeichen gegen die Schließung des Dorstfelder Hallenbades sendete die Initiative „Rettet das Westbad“ mit einer sehr gut besuchten Kundgebung vor der Einrichtung im Kortental. Ihre Botschaften waren klar – auch auf den Schildern: „Ohne Bad wird Dorstfeld ärmer“, „Kindern nimmt man nicht das Wasser weg“ und „Dorstfeld darf nicht baden gehen“ war zu hören und zu lesen.

Die Dortmunder Verwaltungsspitze setzt auf einen Neubau im Revierpark Wischlingen

Seit zwei Jahren engagiert sich die Initiative „Rettet das Westbad“ für den Erhalt und Neubau des Bades im Kortental.
Seit zwei Jahren engagiert sich die Initiative „Rettet das Westbad“ für den Erhalt des Bades im Kortental.

AnwohnerInnen, NutzerInnen, Schulen, Kitas und vor allem die Vereine wollten ein Zeichen für den Erhalt ihres Bades setzen. Das Hallenbad ist seit Jahren marode und sanierungsbedürftig.

Doch einen Neubau an selber Stelle soll es nach dem Willen der Stadtspitze nicht geben – sie favorisiert den Neubau des Hallenbades im Revierpark Wischlingen.

Damit wollen sich die Dorstfelder nicht abfinden. Seit zwei Jahren schwelt der Konflikt – ein Bürgerbegehren war in Vorbereitung und die Initiative hatte erreicht, dass ein Gutachter noch einmal beide Standorte für einen Bad-Neubau bewertet. Doch auch danach setzt die Verwaltungsspitze auf einen Neubau in Wischlingen. Denn 11,9 Millionen Euro soll der Neubau in Wischlingen inklusive der Abrisskosten im Kortental kosten. Ein Neubau in Dorstfeld soll 13,1 Millionen kosten.

Außerdem verspricht man sich durch das Andocken des Bades an den Revierpark vielfältige Synergien. 650.000 Euro geringere Betriebskosten, aber auch grundsätzliche Erwägungen sprächen für Wischlingen, hatte Revierpark-Chef Bernd Kruse noch am Tag zuvor deutlich gemacht.

Dorstfelder kritisieren „Zahlenspiele“ und „rein technokratische Betrachtungen“

Das Hallenbad in Dorstfeld ist dringend sanierungsbedürftig und soll abgerissen werden.
Das Hallenbad in Dorstfeld ist dringend sanierungsbedürftig und soll abgerissen werden.

Der Bedarf von Vereinen, Schulschwimmen und Schwimmausbildung käme nicht nicht unter die Räder, betonte Sportbetriebs-Chef André Knoche.

Zudem seien klassische Hallenbäder nicht mehr zeitgemäß – die Besucherzahlen seien rückläufig. „Die Zukunft gehört integrierten Standorten, die mit einer Kombination aus Freizeit- und Sportbad ein möglichst breites Angebot für verschiedene Nutzer bieten“, so Kruse.

Positionen und „Zahlenspiele“, die in Dorstfeld bezweifelt und kritisiert werden. die Zahlen für Wischlingen würden schön, die Zahlen von Dorstfeld schlecht gerechnet, kritisierte Wilhelm Schulte-Coerne.

Zudem seien dies „rein technokratische Betrachtungen“ – soziale Fragestellungen spielten keine Rolle. „Ohne Bad wird Dorstfeld ärmer“, warnte der Sprecher der Initiative. „Die Dorstfelder nehmen es persönlich und vergessen nicht, wenn man ihnen das Bad wegnimmt.“

Denn das Bad werde gut angenommen und sei wichtig für vier Schulen und acht Kitas, rechnete Anke Staar vor. Nicht nur bei Schulen, sondern auch beim Hallenbad müsse die Maxime „Kurze Beine, kurze Wege“ gelten. „Kindern nimmt man nicht das Wasser weg“, so Staar.

Fuß: „Wir müssen alle dafür kämpfen, dass das Bad erhalten bleibt“

In den 1970er Jahren wurde das Westbad im Kortental errichtet. Nun steht ein Abriss und Neubau im Raum.
In den 1970er Jahren wurde das Westbad im Kortental errichtet. Nun steht ein Abriss und Neubau im Raum.

Einhellig ist die Meinung der Bezirksvertretung: Sie wollen in der kommenden Woche den Neubau in Wischlingen einstimmig ablehnen. „Wir müssen alle dafür kämpfen, dass das Bad erhalten bleibt“, machte der grüne Bezirksbürgermeister Friedu Fuß deutlich.

Vor allem die SPD und die CDU sollten Druck auf ihre Dorstfelder Ratsmitglieder machen – denn hier gibt es Zuspruch für die Pläne der Verwaltung. „Es darf nicht sein, dass Dorstfeld baden geht, sondern das die Dorstfelder weiter baden gehen können“, so Fuß.

Die vorgelegten Zahlen seien nicht vergleichbar, da im Kortental ein Becken mehr gebaut werden müsse. „Es geht um eine Million Euro mehr. Aber ist dem Rat nicht eine Million Euro für Dorstfeld wert“, rief Fuß unter dem Applaus der Anwesenden.

Urbaniak: „Wenn ihr uns das Bad nehmt, trifft uns das in der Seele“

SPD-Urgestein Hans-Eberhard Urbaniak forderte sichtlich angefasst den Erhalt des Bades.
SPD-Urgestein Hans-Eberhard Urbaniak forderte angefasst den Erhalt des Bades. Fotos: Alex Völkel

Dann ergriff das SPD-Urgestein Hans-Eberhard Urbaniak das Mikrofon. Sichtlich angefasst plädierte er für den Erhalt des Bades, für dessen Bau sich der Dorstfelder Politiker in den 1970er Jahren stark gemacht hatte.

„Wenn ihr uns das Bad nehmt, trifft uns das in der Seele“, rief er emotional. „Pfui, was habt ihr im Kopf. Das Bad soll vernichtet werden. Dabei sollte es damals den Revierpark Wischlingen gar nicht geben“, erinnerte der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete. „Wir haben uns in Dorstfeld dafür stark gemacht.“

Nun fordert Urbaniak die Unterstützung der Gesamtstadt ein. Am Mittwoch, 5, Juli, um 16 Uhr wird das Thema in der Bezirksvertretung diskutiert. Das letzte Wort hat der Stadtrat – er tagt am 13. Juli um 15 Uhr. Beide Sitzungen finden im Rathaus statt.

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Neubau des Westbades in Dortmund: Verwaltungsvorstand spricht sich für den Standort am Revierpark Wischlingen aus

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Reaktionen

  1. Grünen-Fraktion

    Westbad: GRÜNE sind für den Standtort Kortental

    Die GRÜNE Ratsfraktion hat sich am Montagabend noch einmal ausführlich mit der Entscheidung zum Neubau des Westbades beschäftigt. Im Ergebnis wird sich die Fraktion vor allem aus sozialpolitischen Gründen für den Erhalt des Standorts am Kortental einsetzen, zumal sich der Unterschied bei den Betriebskosten und den Investitionen im Lauf der Planungen immer mehr verringert hat.

    Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst, Sprecher*innen der Fraktion:
    „Wir halten den Standort Kortental für Dorstfeld vor allem aus sozialpolitischer Sicht für überaus wichtig. Der Einsatz vieler Bürger*innen zeigt, dass das Westbad ein Mittelpunkt des Stadtteils ist – für Kinder und Jugendliche, für Familien, für Frühschwimmer*innen, für Schulen und Kitas, für die Ehrenamtler*innen der Vereine. Hier lernt man als Kind in Dorstfeld das Schwimmen, hier trifft man sich zum Senior*innensport. Das alles zu ganztägig erschwinglichen Preisen, die bei einem Neubau in Wischlingen nur für zwei Stunden Schwimmen gelten sollen. Das Westbad im Kortental ist ein sozialpolitischer Standortfaktor, den wir erhalten wollen.“

    Aber auch die finanziellen Rahmenbedingungen sprechen aus Sicht der GRÜNEN nicht mehr eindeutig für einen Standort in Wischlingen.

    „Es ist schon erstaunlich, dass ein Neubau in Wischlingen vor zwei Jahren noch 3,5 Millionen Euro preiswerter werden sollte und der Unterschied inzwischen auf eine Million Euro geschrumpft ist. Und selbst das ist mehr als fraglich. Denn in den Planungen für Wischlingen fehlt ein angemessenes und vergleichbares Babybecken. Der noch vorhandene Unterschied bei den Investitionskosten ist letztlich auch aus Sicht der Verwaltung nicht mehr auschlaggebend.“, so Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst

    Bleiben noch die prognostizieren Personalkosten. Sie sollen im Kortental um fast 600.000 Euro höher sein als in Wischlingen. Die Verwaltung begründet dies vor allem mit Synergieeffekten, die aufgrund der bereits vorhandenen Anlage in Wischlingen möglich sind. Bei genauerer Betrachtung relativiert sich allerdings auch dieser Unterschied.

    Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst:
    „Bei einer Entscheidung für Wischlingen soll es für das vorhandene Personal im Westbad keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Das ist gut und wird von uns ausdrücklich unterstützt. Bei allen Synergiemöglichkeiten, die für den Standort Wischlingen ins Feld geführt werden, sind wir allerdings skeptisch. Es stellt sich die Frage, ob es dabei nicht zwangsläufig zu einer Verdichtung der Arbeitsbelastungen kommt, die mittelfristig zu einem höheren Personalbedarf führen werden. Beim Vergleich der Personalkosten ist man zudem in der Verwaltungsvorlage davon ausgegangen, dass die bisherigen Personalstellen im Kortental eins zu eins auch in einem neuen Bad am alten Standort notwendig sind. Bei einer entsprechenden Planung käme man aber auch dort mit weniger Personal aus, als bei der bisherigen Anordnung der Schwimmbecken notwendig ist. Auch ein Mitbetrieb des Bades – zum Beispiel durch den Revierpark – wäre ein denkbares zukünftiges Betreibermodell. Dadurch könnte sich der Unterschied zwischen den beiden Standorten auch bei den Betriebskosten von jährlich 600.000 auf 250.000 Euro oder sogar weniger reduzieren.
    Das alles lässt uns zu der Entscheidung kommen, den Bau des neuen Bades am bisherigen Standort Kortental zu favorisieren.“

  2. Ћ

    Schwimmen ist die beste Therapie bei vielen Leiden – Laufen dagegen ist ein Problem, daher bin ich ganz klar für den Erhalt des Schwimmbades an alter Stelle. Das fördert Arbeitsplätze und kurze Weg zu Menschen, die Wasser brauchen wie Politiker die Stimmen. Also stimmt für den Erhalt – sonst wird die Stimmung kalt…

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