Freifunk in der Nordstadt: Die Münsterstraße will der City vormachen, was wirklich kostenloses Internet ist

Freifunker wollen zusammen mit der IG Münsterstraße auf der Münsterstraße freies wlan installieren. Freifunk Dortmund
Freifunker wollen zusammen mit der IG Münsterstraße auf der Münsterstraße freies W-LAN installieren.

Die Nordstadt als positives Beispiel? Na klar! Die Interessengemeinschaft Münsterstraße möchte es der Dortmunder City vormachen, wie kostenloses Internet wirklich geht. Allerdings setzen die Geschäftsleute, Gastronomen und anderen Mitglieder nicht auf einen kommerziellen Anbieter, sondern auf Freifunk.

Kritik an „WLAN-City“-Plänen von Dokom21

An den Plänen in der Dortmunder City hat es in den vergangenen Wochen viel Kritik gegeben: Für das kabellose Internet-Angebot „WLAN-City“ will die Stadtwerke-Tochter DOKOM21 sorgen. Dafür muss man sich allerdings als Kunde anmelden. Kritikpunkt ist aber vor allem der Preis: Denn wirklich kostenlos ist nur die erste halbe Stunde. Danach kann es richtig teuer werden: Eine Stunde Surfen kosten danach drei Euro, zwei Stunden fünf Euro und 24 Stunden sogar 30 Euro!

Doch wirklich kostenloses W-LAN ohne Anmeldung wäre auch jetzt schon möglich: Das Zauberwort heißt „Freifunk“. Die Städte Soest und Arnsberg machen es der Stadt Dortmund gerade vor. Hier ist es kein kommerzieller Internetanbieter, sondern die Stadt, Bürger und Geschäftsleute, die das möglich machen.

Freifunker unternehmen einen neuen Anlauf in Dortmund

Freifunker wollen zusammen mit der IG Münsterstraße auf der Münsterstraße freies wlan installieren. Freifunk Dortmund
Die Dortmunder Freifunker wollen in der Münsterstraße ein beispielhaftes Projekt starten.

Es gibt daher einen neuen Anlauf in Dortmund,  ein Freifunk-Netz zu etablieren. Beteiligt daran sind bisher der Chaostreff, der PING e.V., einige Piraten, Einzelpersonen und der Wissenschaftsladen Dortmund.

Das Dortmunder Freifunk-Netz wird Teil der international vorhandenen Community sein und die vom Freifunk-Rheinland entwickelte Technik nutzen. Es gibt schon eine Reihe von Menschen, die mitmachen. Sie bieten in Dortmund – wenn auch erst punktuell – kostenloses W-LAN an.

Ein Risiko gibt es dabei für die Betreiberinnen und Betreiber nicht mehr. Die Freifunker sind wie kommerzielle Internet-Provider von der sogenannten Störerhaftung ausgenommen.

Interessengemeinschaft Münsterstraße will die Freifunk-Idee aufgreifen

Von diesen Erfahrungen will nun auch die Nordstadt profitieren und ein deutlich größeres Netz spannen. Auf 900 Metern Länge soll 2015 ein möglichst flächendeckendes Freifunk-Netz entstehen. „Die Idee der Freifunker wurde äußerst positiv angenommen“, macht Apothekerin Nicole Ausbüttel – zugleich Sprecherin der IG Münsterstraße – deutlich. Die Freifunk-Idee und die Praxisbeispiele aus anderen Städten überzeugen sie. „Die Geschichte mit der Dokom wäre ja kostenpflichtig. Da hat dann ja keiner ‘was von.“

Positive Praxisbeispiele aus anderen Städten – überschaubare Kosten für Aufbau

Für sie ist entscheidend, dass die Kunden wirklich kostenlos und ohne Anmeldung surfen können. Vor allem die Gastronomen haben daran großes Interesse, weil diese zum Verweilen einlädt. Allerdings soll es auch zwischen den gastronomischen Inseln ein möglichst flächendeckendes Netz geben. Die technischen Möglichkeiten sind ausgreift und die Kosten sehr überschaubar.

„Wir rechnen mit 90 Servern auf 900 Metern“, verdeutlicht der Dortmunder Freifunker Sven Borchert. Er ist übrigens kein Techniker, sondern Arzt. Doch er ist von der Idee überzeugt und möchte sie auch in Dortmund vorantreiben. Die Anschaffung für die in der Münsterstraße notwendige Technik sind überschaubar: Rund 2000 Euro.

Die Freifunker versorgen übrigens auch die Flüchtlingsheime in Dortmund. Drei Router haben sie in der Adlerstraße angebracht. Die Flüchtlinge können sich so mit Nachrichten aus der Heimat versorgen und Kontakt zu ihren Familien und Freunden aufnehmen, erklärt Borchert.

INFOBOX:

  • Wer bei Freifunk mitmachen möchte, benötigt lediglich einen einfachen WLAN-Router. Diese Geräte gibt es schon ab 15 Euro.
  • Auf dem Router muss nur die Freifunk-Software installiert werden und schon kann man Teil des Freifunk-Netzes werden.
  • Die Freifunk-Software ist mittlerweile so weit entwickelt, dass auch Laien damit klarkommen.
  • Allerdings bieten viele Initiativen ihre Hilfe an.
  • Das Besondere an Freifunk: Es gibt keine zentralen Rechner, sondern viele gleichberechtigte Router bilden gemeinsam das Freifunk-Netz.
  • Viele stellen auch ihren Internetzugang zur Verfügung und ermöglichen dadurch anderen den Zugang zum weltweiten Netz.
  • Freifunk gibt es nicht nur in Deutschland. Ganz im Gegenteil: In Spanien oder Griechenland gibt es schon seit Jahren Freifunknetze mit vielen Tausenden von Teilnehmern.
  • Mehr Informationen: www.freifunk-dortmund.de (in Arbeit) und www.freifunk-ruhrgebiet.de
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