FOTOSTRECKE Über 100 Organisationen und Programm auf 12 Bühnen bei „DORTBUNT“: Bunte Vielfalt gegen braune Einfalt

Gute Stimmung beim „DORTBUNT“-Festival am Samstag: Auf dem Friedensplatz trat Frieda Gold auf.
Gute Stimmung beim „DORTBUNT“-Festival am Samstag: Auf dem Friedensplatz trat Frida Gold auf.

Ein gelungenes Plädoyer für Vielfalt, Toleranz und Vielfalt in Dortmund hat das erste „DORTBUNT“-Stadtfest geliefert. Zehntausende Menschen waren am Samstag und Sonntag in der Dortmunder City unterwegs.

9500 Menschen beim Partyfinale am Samstag auf dem Friedensplatz

Festival DortBunt am Samstag. Auf dem Friedensplatz mit Frieda Gold
Frida Gold trat am Samstag auf.

Nach einem Partyfinale mit 9.500 Menschen auf dem Friedensplatz am Samstagabend mit Frida Gold stand der zweite Tag von DORTBUNT! ganz im Zeichen der Familien.

Zur Einstimmung sprachen auf dem Friedensplatz Vertreter der Abrahamsreligionen das gemeinsame Friedensgebet. Katholiken, Protestanten, Muslime und Juden arbeiten hier seit Jahren Hand in Hand.

Gemeinsam – auch mit Zuschauerinnen und Zuschauer – sprachen sie auf dem Friedensplatz die Dortmunder Selbstverpflichtung.

In dieser gemeinsam erarbeiteten Formel geht es um gegenseitigen Respekt für den Glauben der anderen und den Abbau von Vorurteilen.

180 Nationen: Dortmund setzt ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz

„Wir alle sind Dortmund“ - die Abrahamsreligionen arbeiten Hand in Hand.
„Wir alle sind Dortmund“ – die Abrahamsreligionen arbeiten Hand in Hand.

Daran knüpfte auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau bei der offiziellen Eröffnung des Stadtfestes an. Dazu konnte er zahlreiche VertreterInnen aus Dortmunds Partnerstädten begrüßen.

Seit dem Mittelalter lebe die freie und Hansestadt die Internationalität und Weltoffenheit. Menschen unterschiedlichster Nationen, Kulturen und Religionen lebten hier friedlich zusammen. Aktuell leben Menschen aus rund 180 Nationen in der Stadt.

Auch die Pflege der Städtepartnerschaften passen dazu: Die weiteste Anreise hatten die Gäste aus Xian (China), Buffalo (USA) und Rostow am Don (Russland). Aber auch aus Amiens (Frankreich), Leeds (England) und Zwickau waren Gäste dabei, als Dortmund am Jahrestag des Kriegsendes ein Zeichen für Vielfalt und gegen Rechtsextremismus setzte.

„Das Datum 8. Mai war bewusst gewählt, weil es das Ende des 2. Weltkrieges und damit der Befreiung Deutschland von der Schreckensherrschaft des Naziregimes markiert. „Daran möchten wir mit DORTBUNT! erinnern“, so Sierau.

Dortmunder Stadtfest als Antwort auf Neonazis und Rechtspopulisten

Viele Aktionen stehen im Zeichen für Vielfalt und gegen Rechtspopulisten und Neonazis.
Viele Aktionen standen im Zeichen von Vielfalt und gegen Rechtspopulisten und Neonazis.

Mit dem Fest wolle die Stadtgesellschaft denen entgegentreten, die mit rechtspopulistischer Hetze Ängste schürten und Stimmung gegen AusländerInnen und Flüchtlinge mache.

„Mit DORTBUNT! setzen wir ein starkes Symbol dagegen“, so der Oberbürgermeister.

Die Menschen konnten am Sonntag eine umfangreiche Demonstration zivil- und bürgerschaftlichen Engagements in Dortmund erleben: Auf zwölf Bühnen präsentierten KünstlerInnengut 100 Stunden Programm mit Musik, Comedy, Magie und Poetry.

Mehr als 100 unterschiedliche Einrichtungen, Vereine und AkteurInnen stellten sich vor und luden zu Aktionen ein – und das bei sommerlichen Temperaturen. Das bunte Stadtfest-Programm gipfelte in einem Konzert der Band „Luxuslärm“ auf dem Friedensplatz. Eine Wiederholung des Festes ist denkbar.

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Reaktionen

  1. Ulrich Sander (VVN/BdA)

    Gemeinsame Erklärungen von Friedens- und Antifa-Bewegungen: Der 8.Mai 1945 – Tag der Befreiung als Nationaler Gedenktag

    In mehreren Städten, so auch in Kasel, Frankfurt am Main und Dortmund, haben Vertreter der VVN-BdA und der Friedensbewegung Flugblätter mit einer Erklärung zum 8. Mai, Tag der Befreiung, verbreitet, mit denen sie die Schaffung eines Nationalen Gedenktages zum 8. Mai fordern. Hier der Text aus Dortmund, der auf einer gemeinsamen Erklärung von IPPNW, attac, VVN-BdA und Aachener Friedenspreis basiert:

    Im vergangenen Jahr haben auf Einladung des Bündnisses Dortmund gegen Rechts, des Dortmunder Friedensforums und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes viele Menschen auch in Dortmund den 8. Mai als Tag der Befreiung begangen. Wir erinnerten daran, dass am 8. Mai 1945 nicht nur der Krieg in Mitteleuropa beendet war, sondern dass mit der Zerschlagung des deutschen Faschismus die Menschen auch von einer terroristischen Herrschaft befreit wurden. Diese Befreiung haben in den 40er Jahren auch Dortmunder Nazigegner genutzt, um einen antifaschistisch-demokratischen Neubeginn zu versuchen.

    Wir erinnern daran und schließen uns dem nachfolgenden bundesweiten Aufruf an.

    Einrichtung eines Nationalen Gedenktags zum 8. Mai

    Der zweite Weltkrieg stellt ein Menetekel dar, ein Warnungszeichen an die gesamte Menschheit, den Weg des hemmungslosen Machtkampfs und der schrankenlosen Zerstörung zu beenden. Auf drei Kontinenten wurde von 1939 bis 1945 mit bis dahin nicht erlebter Rücksichtslosigkeit gegenüber jedem menschlichen Leben von dem verbrecherischen deutschen NS-Staat und seinen Verbündeten ein Eroberungskrieg geführt, dessen Ziel Ausrottung und Unterwerfung anderer Nationen und rassistisch ausgegrenzter Gruppen war.
    Über 50 Millionen Menschen verloren ihr Leben – zum Ende zeigten die Atombombenexplosionen in Hiroshima und Nagasaki, dass nun die Mittel zur völligen Vernichtung der Menschheit den Militärmächten zur Verfügung. Wer aus seiner Geschichte nicht lernt, ist verurteilt, solche Verbrechen und selbstverschuldeten, ungeheuren Katastrophen erneut zu erleben.

    Deutschland ist seit dem Kosovo-Krieg über Afghanistan und nun Syrien auf einem verhängnisvollen Weg der Verleugnung seiner entsetzlichen Kriegsgeschichte. Die „Enttabuisierung des Militärischen“ (Gerhard Schröder) ist weit vorangeschritten. Der historischen Amnesie muss im Interesse unserer Zukunft entschieden entgegengetreten werden. Deswegen werden wir uns dem Vergessen entgegenstellen, und unsere Forderung auch weiter vertreten: Den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ zu einem Nationalen Gedenktag zu machen.

    In anderen am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten wird der Jahrestag des Kriegsendes in Europa als Feiertag begangen, so in Frankreich, Tschechien und der Slowakei, in den Niederlanden (am 5. Mai), in Italien (am 25. April). In der Sowjetunion wurde am 9. Mai der Tag des Sieges begangen – in der DDR war übrigens seit 1950 der 8. Mai gesetzlicher Feiertag zum Gedenken an den Sieg über den Faschismus. Und warum wurde und wird in NATO-Deutschland dieses geschichtsträchtige Datum verdrängt?

    Für uns gilt die denkwürdige Klarstellung des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 sagte: „Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“

    Heute droht unser Geschichtsbild überschattet zu werden von einem erneuerten Feindbild gegen Russland, dem Kern der früheren Sowjetunion, die mit 27 Millionen Toten die größten Opfer für die Befreiung Europas vom Faschismus gebracht hatte.

    Wir brauchen den Gedenktag auch zur Mahnung an die Befreiung von Kriegspropaganda, die im Kern von Rassismus, Streben nach Dominanz über abhängige Staaten und Eroberung von Ressourcen angetrieben wurde. Die Kontinuitäten der heutigen Politik sind bedrohlich, die Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und zugleich die Aufdeckung seiner Ursachen ist ein wichtiges Element einer friedensfähigen Zukunft.

    Mit Willy Brandts Worten “Vom deutschen Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen” halten wir uns an das Grundgesetz Art. 26 GG und widersprechen der Geschichtsvergessenheit aktueller deutscher Politiker, die von wachsender Verantwortung Deutschlands reden und direkt oder indirekt militärisches Eingreifen in fremden Ländern meinen, immer wieder unter Bruch des Völkerrechts.

    Wir begründen unsere Forderung im Sinne des Schwurs der Häftlinge von Buchenwald bei ihrer Befreiung:
    „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

    Dortmunder Friedensforum, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Bündnis Dortmund gegen Rechts

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