Flüchtlingseinrichtung in Nordmarkt-Nähe für 170 Menschen startet im Oktober – Die Malteser suchen Ehrenamtliche

In der ehemaligen Neuapostolischen Kirche sollen Flüchtlinge einziehen.
In der ehemaligen Neuapostolischen Kirche sollen Flüchtlinge einziehen. Fotos: Alex Völkel

Der Malteser Hilfsdienst wird die neue Flüchtlingseinrichtung in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche in der Braunschweiger Straße betreiben. Die Stadt Dortmund hatte das Gebäude vor mehr als einem Jahr gekauft. Unweit des Nordmarktes sollen ab Anfang Oktober bis zu 170 Flüchtlinge untergebracht werden.

Selbstversorgerhaus mit weitgehender Selbstständigkeit wird im Oktober bezogen

Jörg Süshardt, Leiter des Sozialamtes, stellte die Pläne vor.
Jörg Süshardt, Leiter des Sozialamts, stellte die Pläne für die neue Einrichtung in der Nordstadt vor.

Rund 5000 Quadratmeter Nutzflache gibt es dort auf vier Etagen. Das Positive: In jedem Geschoss gibt es nahezu die gleichen Räume mit Sanitärbereichen, Gemeinschaftsküchen, Büro, Aufenthalts-, Wasch- und Vorratsräumen, erläutert Jörg Süshardt, Leiter des Sozialamts.

Das markante Gebäude gibt die Möglichkeit, eine Selbstversorgereinrichtung mit weitgehender Selbstständigkeit zu etablieren. Anders als bei Containerstandorten oder Traglufthallen hat hier die Stadt die Realisierung nicht auf die lange Bank geschoben.

Das Gebäude musste aber komplett umgebaut werden. „Wir wollen lieber eine Containerbestellung stornieren, wo doch auf dem Weltmarkt die Preise durch das Decke gegangen sind“, verteidigte Süshardt das Festhalten an den Planungen.

Auch wenn es aktuell kaum Zuweisungen von Flüchtlingen gebe, solle das Haus in Kürze ans Netz gehen. Denn das Gebäude biete nahezu optimale Bedingungen. Dann sollen Flüchtlinge aus anderen Großeinrichtungen umziehen – sie würden sich verbessern. Vor allem Familien mit Kindern seien hier deutlich besser untergebracht als in einer Traglufthalle.

Tag der offenen Tür am 27. September an der Braunschweiger Straße 31-33

Nordstadt-Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder hatte zur Bürgerinformation eingeladen.
Nordstadt-Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder hatte zur Bürgerinformation eingeladen.

Darüber können sich Interessierte am 27. September beim Tag der offenen Tür an der Braunschweiger Straße 31-33 informieren. Eine Woche später sollen die ersten Menschen einziehen. Es ist der 18. Standort einer Gemeinschaftsunterkunft in Dortmund.

Insgesamt 1347 Objekte hat die Stadt mittlerweile auf die unterschiedlichsten Faktoren geprüft. Bewertet wurden u.a. Lage, Erreichbarkeit, Brandschutz und Kosten. Teils wurden Umnutzungen realisiert, teils wurde und wird neu gebaut.

Bisher gibt es noch keine Folgenutzung für die ehemalige Kirche. Doch die Stadt geht von vielen Möglichkeiten aus – u.a. als Bürostandort sei das markante und hochwertige Gebäude geeignet.

„Wir freuen uns, den Menschen, die es brauchen, einen sicheren Zufluchtsort zu bieten“, betonte Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder bei der nur mäßig besuchten Informationsveranstaltung in der Rotunde der Anne-Frank-Gesamtschule.

Dr. Ludwig Jörder dankt den Beschäftigten und den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe

Isabelle Spieker, kommissarische Leiterin der Anne-Frank-Gesamtschule, steht für gelebte Integration.
Isabelle Spieker, kommissarische Leiterin der Anne-Frank-Gesamtschule, steht für gelebte Integration.

Er erinnerte daran, dass sie vor gut einem Jahr über die Unterbringung von Flüchtlingen auf Schiffen im Hafen informiert hätten: „Es ist eine gut laufende Einrichtung, die wenig Probleme macht. Dafür kann ich nur: „Danke!“, an die Betreiber und Helfer sagen“, so Jörder.

Isabelle Spieker, kommissarische Leiterin der Anne-Frank-Gesamtschule, hatte gerne ihr Gebäude für die Bürgerinformation zur Verfügung gestellt. „Schließlich trägt unsere Schule den Namen von Anne Frank – einem Mädchen, das selbst flüchten musste“, so Spieker.

„Wir sind stolz, dass wir ihren Namen tragen dürfen und leben ihn. Wir haben hier auch drei sogenannte Willkommensklassen. Wir leben hier die Integration“, erinnerte die Schulleiterin.

An diesen Gedanken knüpften auch Martina Köhler-Kranich und Peter Wawrik vom Malteser Hilfsdienst an. Denn sie sind froh, dass sie in der neuen Einrichtung das Prinzip der Selbstversorgung realisieren können.

Die BewohnerInnen müssen sich selbst versorgen und auch dafür einkaufen. Dies sei der beste Schritt, sich lernend in das System zu integrieren. Der positive Nebeneffekt: Es gibt keinen Stress wegen des Essens – dieses ist bei einem Caterer grundsätzlich vorbestimmt.

Flüchtlinge können an der Braunschweiger Straße selbst kochen – Entspannung im Haus

Peter Wawrik und Martina Köhler-Kranich vom Malteser Hilfsdienst stellten die Pläne vor.
Peter Wawrik und Martina Köhler-Kranich vom Malteser Hilfsdienst stellten ihre Planungen vor.

„Und so kochen, wie der Mensch es möchte. Das führt zu einer Entspannung“, verdeutlicht die künftige Einrichtungsleiterin, die auch bereits die Malteser-Einrichtungen an der Stadtkrone-Ost und in Kirchörde aufgebaut hat.

„Jeder ist für sein Essen verantwortlich – so klappt es ganz gut – auch mit Gemeinschaftsküchen. Trotz vieler Nationalitäten entsteht Normalität“, berichtet Martina Köhler-Kranich. Sie gab Einblicke in den zu erwartenden Alltag: Viele Angekommene gehen in Sprachkurse, falls sie einen Platz bekommen.

„Es gibt eine hohe Bereitschaft zu lernen und sich zu engagieren. Entweder sie gehen raus und nehmen Angebote wahr oder sie nutzen die internen.“ Diese sind teils nach Geschlecht, Herkunft oder Sprachfähigkeit unterteilt.

Es gibt Strick- und Nähkreise, Kinderbetreuungs- und Sportangebote sowie Kochkurse. Vor allem das Angebot für alleinreisende Männer erfreue sich großer Beliebtheit.

Religion spielt bei der Arbeit in der Flüchtlingseinrichtung keine Rolle – Ehrenamtliche gesucht

Am 27. September soll es einen Tag der offenen Tür geben. Anschließend kommen die BewohnerInnen.
Am 27. September soll es einen Tag der offenen Tür geben. Anschließend kommen die BewohnerInnen.

Angeboten werden sie von MitarbeiterInnen des Hauses – diese haben teils selbst Migrations- und Fluchterfahrung und unterschiedliche Sprach- und Kulturkompetenzen.

Keine Rolle spielt übrigens die Religion: „Religion ist bei uns nicht das vorrangige Thema, obwohl wir Malteser sind. Ich habe keine Anknüpfungspunkte gefunden, warum das für uns wichtig gewesen sein könnte“, so Köhler-Kranich.

Sie hofft, dass sich auch in der Nordstadt wieder Ehrenamtliche einbringen: „Wir freuen uns sehr über ehrenamtliches Engagement und haben an Stadtkrone-Ost und in Kirchhörde sehr gute Erfahrungen gemacht. Das wünschen wir uns auch hier“, so die Hausleiterin.

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Avanti besetzt erneut leerstehende Kirche in der Nordstadt – Die Räumung erfolgt nur kurze Zeit später

Die Neuapostolische Kirche verkauft Gebäude und Grundstück an der Braunschweiger Straße an einen Dortmunder Investor

Bürgerdialog in Dortmund: In die ehemalige Neuapostolische Kirche in der Nordstadt sollen Flüchtlinge ziehen

 

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. BV I-Nord

    Tag der offenen Tür in der Flüchtlingsunterkunft Braunschweiger Straße 31 – 33

    Die Flüchtlingsunterkunft Braunschweiger Straße wurde an den Malteser Hilfsdienst e. V. als Betreiber übergeben. Bevor mit einer Belegung der Unterkunft begonnen wird, möchte ich Ihnen als Einwohnerinnen und Einwohner des Wohnbereiches der Braunschweiger Straße sowie anderen interessierten Bürgerinnen und Bürgern gern die Möglichkeit geben, sich einen Einblick über die Unterkunft zu verschaffen.

    Ich möchte daher zum Tag der offenen Tür am Dienstag, den 27.09.2016, in der Zeit von 16.00 bis 18.00 Uhr in die Braunschweiger Straße 31 – 33 (ehemalige Neuapostolische Kirche) einladen.

    Bitte beachten Sie, dass die Veranstaltenden es sich vorbehalten, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zu der Unterkunft zu verwehren.

    Das Anfertigen von Bild- oder Tonaufzeichnungen der Veranstaltung ist ausschließlich Vertreter/-innen der Presse sowie Fernseh- und Radiosendern zu Zwecken der Berichterstattung gestattet. Daher ist im Interesse einer störungsfreien Durchführung der Veranstaltung das Anfertigen von Bild- oder Tonaufzeichnungen durch Besucherinnen und Besucher nicht gestattet. Die Veranstaltungsleitung behält es sich im Fall von Zuwiderhandlungen vor, die betreffenden Besucherinnen oder Besucher von der Veranstaltung auszuschließen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Ludwig Jörder

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert