Fachkräfte-Exkursion nach Rumänien: Wie leben die Roma?

Projekte und Privatleute öffnen für die deutschen Gäste ihre Häuser. Foto: Rainer Burger / www.perspektivenwechsel-ro.de
Roma-Projekte und Privatleute in Rumänien öffnen für die deutschen Gäste ihre Häuser. Foto: Rainer Burger / www.perspektivenwechsel-ro.de

Unter welchen Bedingungen leben die Roma in Rumänien? Was bewegt sie zu einer Auswanderung nach Deutschland? Und: „Sitzen“ wirklich so viele Menschen in Rumänien „auf gepackten Koffern“ wie von einer breiten Öffentlichkeit vermutet? Diesen Fragen ging die jüngste Fachkräfte-Exkursion des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks e. V. auf den Grund.  

Vier Städte und Siebenbürgen auf dem Reiseplan

In vier Städten – Cluj-Napoca (dt. Klausenburg), Sibiu (dt. Hermannstadt), Sighișoara (dt. Schäßburg) und Timișoara (dt. Temeswar) sowie in der ländlichen Region Siebenbürgens – besuchten die Fachkräfte aus Nordrhein-Westfalen und Hessen Hilfsprojekte und soziale Organisationen für die ethnische Minderheit der Roma.

In vielen Gesprächen – unter anderem mit dem Berater des selbst ernannten Roma-Königs Georghe Lefter und Valentin Pepenel von der Roma-Partei – gewann die Reisegruppe einen differenzierten Eindruck von den Lebensbedingungen der Minderheit. 

Häufig kommen die Hilfsgelder nicht vor Ort an

Die Situation erscheint besonders deshalb so schwierig, weil Hilfsgelder nach  übereinstimmender Aussage der besuchten NGO oftmals nicht bei den Hilfesuchenden bzw. an den Schaltstellen ankommen oder erst gar keine adäquaten Projekte und Strukturen durch den Staat eingerichtet werden. Eine engagierte und geeinte Roma-Elite, die nachhaltig Impulse setzt, existiere kaum.

Deutlich wurde jedoch auch, dass es nicht die „eine“ Gruppe von Zuwanderern und auch nicht nur eine Problemlösung gibt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Dortmund, Gelsenkirchen, Essen, Bochum, Darmstadt und Köln besuchten unter anderem eine in prekärer Situation befindliche Roma-Siedlung in Tichindeal (Ziegenthal) und zumeist kirchliche Einrichtungen zur beruflichen Bildung. Sie sprachen mit Verantwortlichen von kirchlichen und freien Trägern über die Folgen jahrhundertelanger Diskriminierung und Erfolg versprechende Konzepte zur Integration insbesondere der Roma. 

Vielen Roma fehlen die logistischen und finanziellen Möglichkeiten zur Auswanderung

In Cluj-Napoca (dt. Klausenburg) besuchte die Reisegruppe das Zentrum zur Förderung der Roma (Centrul de Resurse pentru Comunităţile de Romi). Getragen von einer Stiftung setzt sich das Zentrum für die berufliche Bildung vor allem von Roma sowie für lokale Entwicklungs-projekte ein. Foto: IBB Dortmund
In Cluj-Napoca besuchte die Reisegruppe das Zentrum zur Förderung der Roma. Foto: IBB 

„Wir haben keine Hinweise gefunden, dass alle nach Deutschland ausreisen wollen. Dies geschieht zumeist von den Großstädten aus. Viele Roma bleiben jedoch auf dem Land und haben kaum logistische und finanzielle Möglichkeiten, ihre Umgebung in Richtung Westen zu verlassen“, so die Studienreisenden.

Über die kriminelle Ausbeutung von Neu-Zuzüglern durch Mietwucher, Zwangs-Prostitution und die Eingliederung in Bandenstrukturen, die vielen Städten in Nordrhein-Westfalen aktuell Sorgen bereitet, sei in Rumänien weder bei potentiellen Zuwanderern noch bei den Projektverantwortlichen etwas bekannt. 

Viele Anregungen für die Arbeit in Dortmund gesammelt

Mit vielen Anregungen für die eigene Arbeit kehrte die Reisegruppe zurück. Das IBB Dortmund plant weitere Angebote zum Themenkomplex Armutsmigration aus Osteuropa. Fachkräfte-Exkursionen bietet das IBB Dortmund seit zehn Jahren regelmäßig an. Die Idee zur ersten Exkursion nach Rumänien war auf einer Tagung in Dortmund 2013 entstanden.   

Über das IBB Dortmund

Grenzen überwinden – dieser Leitgedanke ist für das Internationale Bildungs- und Begeg-nungswerk Vision und Lösungsmodell, Ziel und Mittel seiner Arbeit. Weiterbildung und in-ternationale Begegnungen sind seit 1986 die bewährten Markenzeichen des IBB in Dortmund. Das IBB ist zertifizierter Träger der Erwachsenenbildung und der politischen Bildung sowie an-erkannter Träger der Jugendhilfe. 2011 erhielt das IBB den „einheitspreis 2011 – Bürgerpreis der Deutschen Einheit“ – von der Bundeszentrale für politische Bildung. Das IBB Dortmund betreibt zusammen mit belarussischen Partnern die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk.

Weitere Informationen unter www.ibb-d.de.

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