Erste Arbeitgeber-Ehrung in Dortmund: BA-Chef Scheele würdigt Engagement gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Laudatoren, Moderatoren, Preisträger und in der Mitte Christiane Schönefeld und Detlef Scheele. Bild: Michael Schneider/ Jobcenter Dortmund
Laudatoren, Moderatoren, Preisträger mit Christiane Schönefeld und Detlef Scheele. Bild: M. Schneider/ Jobcenter

Der wirtschaftsstrukturelle Wandel Dortmunds vom montandominierten Produktionsstandort zu einem modernen zukunftsorientierten Dienstleistungsstandort wurde zu einer Aufgabe, die es über mehrere Jahrzehnte zu bewältigen galt. Heute ist sie weitestgehend abgeschlossen und Dortmund steht für neue Technologien, Logistik und Dienstleistungen. Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 11,8 Prozent im Jahr 2016 und aktuell rund 14.400 langzeitarbeitslosen Menschen stehen dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit noch immer große Herausforderungen bevor.

„Arbeit in Dortmund“- Bündnis gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Im Oktober 2015 wurde daher die Initiative „Arbeit in Dortmund“- Bündnis gegen Langzeitarbeitslosigkeit gegründet. „Ziel dieses Bündnisses ist es, die oftmals erlebte Stigmatisierung langzeitarbeitsloser Menschen zu durchbrechen, ihnen die Chance auf Wertschätzung der Gesellschaft und eine selbstbestimmte Teilhabe in mitten dieser Gesellschaft zurückzugeben.

Da die Eingliederung arbeitsmarktferner Menschen nicht allein durch Bemühungen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit gelingen kann, war die Prämisse dieses Bündnisses eine möglichst breite gemeinsame Aufstellung der wichtigsten Akteure in der Stadtgesellschaft vor Ort“, erklärt der Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, Frank Neukirchen-Füsers. Inzwischen zählt die Initiative 16 Bündnispartner und wächst stetig weiter.

Viele Unternehmen haben sehr positive Erfahrungen bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen gewinnen können, da diese oft sehr motiviert sind und bestehende Vorurteile nicht bestätigen. Über die Initiative konnten viele Betriebe mit dieser Botschaft erreicht werden.

Fördermöglichkeiten des Bundes, des Landes und des Europäischen Sozialfonds

„Gleichzeitig nutzen wir die Netzwerke der einzelnen Bündnispartner, um über die attraktiven Fördermöglichkeiten des Bundes, des Landes und des Europäischen Sozialfonds zu informieren. Über diesen Weg ist es uns gelungen, eine Vielzahl von Arbeitgebern zu überzeugen, Langzeitarbeitslosen eine berufliche Chance zu geben“, so Neukirchen-Füsers.

„Durch das engagierte Mitwirken aller Beteiligten konnten allein in den letzten 1 ½ Jahren über die unterschiedlichen Bundes- und Landesprogramme rund 1.300 neue Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen geschaffen werden. Dieses Engagement wollen wir heute explizit würdigen

Zu diesem besonderen Anlass sprach auch die Vorsitzende der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen, Christiane Schönefeld: „Das Bündnis ‚Arbeit in Dortmund‘ lebt vor, was man tun kann, um Menschen zurück in Arbeit zu bringen: Sich zu einem Netzwerk zusammenschließen, gemeinsam Ideen entwickeln, konsequent die Ressourcen der lokalen, regionalen und überregionalen Partner nutzen. Der Wille, gemeinsam ganzheitlich vorzugehen, ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Neuer Chef der Bundesagentur für Arbeit lobte Engagement in Dortmund

Mit Spannung wurde die Festrede des Ehrengastes Detlef Scheele erwartet. Im April dieses Jahres hat er von Frank-Jürgen Weise die Spitze der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Daher war es sein erster Besuch in Dortmund in seiner neuen Funktion als Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur.

„Die Arbeitswelt steht unbestritten vor Herausforderungen. Der steigende Einsatz computergesteuerter Maschinen heißt aber noch lange nicht, dass die Arbeitskraft ersetzt werden kann. So wie sich Branchen und Unternehmen verändern, verändern sich auch Berufsbilder und Arbeitsbedingungen. Die Anforderungen an die Qualifikationen werden zunehmen“, betonte Scheele und stellte heraus, dass Prävention immer wichtiger werde.

„Es muss frühe Beratungsangebote, zum Beispiel ab der 8. Klasse geben. Wir brauchen die Flexibilität des Einzelnen, denn der berufliche Wandel wird künftig eher der Normalfall sein, als die Ausnahme.“ Auch zum Thema Fachkräfte fand er klare Worte: „Die Sicherung des Fachkräftebedarfes ist eines der zentralen Themen der Bundesagentur für Arbeit.“

Übergang von der Schule zum Berufsleben als wichtigster Stellhebel

Frank Neukirchen-Füsers verabschiedete Detlef Scheele.
Frank Neukirchen-Füsers begrüßte Detlef Scheele bei seinem ersten Besuch in Dortmund.

Als wichtigsten Stellhebel unterstrich Scheele auch hier den Übergang von der Schule zum Berufsleben: „Unser Ziel muss sein, dass kein Kind die Schule ohne Abschluss verlässt. Dies ist die schlechteste Ausgangslage für den Start in eine berufliche Perspektive.“

Neben diesen Ausführungen zum Arbeitsmarkt in Deutschland kam der Chef der Bundesagentur natürlich auch noch auf das Thema Langzeitarbeitslosigkeit zu sprechen, um das sich an diesem Nachmittag alles drehte.

Prävention sei auch hier wichtig und: „Wir müssen uns vor allem um Familien kümmern, in denen beide Eltern arbeitslos sind. Die Kinder sollen selbstverständlich erleben können, dass mindestens ein Elternteil morgens zur Arbeit geht.“ Möglichkeiten, die sich etwa durch Neuansiedlungen wie auf der Westfalenhütte bieten, müssten durch gute Beratung und intensiven Kontakt für Langzeitarbeitslose zugänglicher werden.

Scheele sieht Dortmund als eine Blaupause für Teile der Republik

Abschließend fand er lobende Worte für das besondere Engagement zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in Dortmund: „Der Zusammenschluss dieser Initiative, dieser wichtigen Akteure, ist sehr hilfreich, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. An dieser Stelle kann Dortmund eine Blaupause für Teile der Republik darstellen.“

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Würdigung des Engagements der Arbeitgeber. Stellvertretend für alle nominierten Betriebe, wurden vier Betriebe in Kurzfilmen vorgestellt.

  • Für den Bereich Handwerk und technisches Gewerbe wurde die am Phönixsee ansässige Firma microsonic vorgestellt. Der Hersteller von Feinsensoren hatte seit 2010 32 Langzeitarbeitslosen eine berufliche Perspektive geboten.
  • In der Kategorie Dienstleistungen und Gesundheitswesen wurde der ambulante Pflegedienst Lichtblicke dargestellt. Das Unternehmen hat rund 30 Prozent seines Personalkörpers über das Jobcenter rekrutiert und wächst stetig weiter.
  • Aus dem Bereich Hotel- und Gaststädtegewerbe durfte sich das Restaurant Diekmann´s über die Ehrung freuen. Dort haben 16 ehemals Langzeitarbeitslose eine neue Perspektive gefunden, darunter auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
  • Die Firma Decathlon wurde für den Bereich des Handels geehrt. Durch die Neuansiedlung auf dem Gelände der Westfalenhütte wurden bislang 42 Personen in Arbeit gebracht. Hier bestand von Anfang an eine gute Kooperation. 
  • Die weiteren nominierten Betriebe waren: Burger 2 you, Backwerk Dortmund Hörde, Backwerk Mojtaba GmbH, Erich Kullik Glas- und Gebäudereinigungs KG, Malerbetrieb Danny Brost, Kocher Elektrotechnik GmbH, Lecking GmbH & Co. KG, Tischlerei Giese & Liebelt GmbH, black.de, RB Bau GmbH Bausanierung. Auch sie durften sich über eine Urkunde freuen. 

HINTERGRUND:

  • Neben dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit haben sich der Arbeitgeberverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen, der Bildungskreis Handwerk e.V., der Handelsverband Westfalen-Münsterland, der City-Ring Dortmund, die Stadt Dortmund, die Industrie- und Handelskammer Dortmund, der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Dortmund-Hellweg, die Handwerkskammer Dortmund, der Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung, der Initiative angeschlossen.
  • Zwischenzeitlich sind auch namhafte Unternehmen wie der REWE-Großhandel Dortmund, die Deutsche Post DHL Group, DSW21, DEW21 und Borussia Dortmund dazugekommen. 

 

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