Erhard Eppler kommt als Hauptredner zum Internationalen Antikriegstag – Friedensfestival an der Katharinentreppe

Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag in der Steinwache
Zum zehnten Mal findet das Gedenken zum Antikriegstag in der Steinwache statt. Fotos: Alex Völkel

Auch ohne Neonazi-Aufmarsch hält der DGB am Friedensfestival anlässlich des Internationalen Antikriegstags fest. Es findet vom 29. bis zum 31. August 2016 jeweils ab 17 Uhr an der Katharinentreppe (gegenüber des Hauptbahnhofs) in der City statt – wahrscheinlich aber zum letzten Mal an diesem Ort. Unverändert stattfinden wird jedoch auch künftig die Veranstaltung am 1. September 2016 im Innenhof der Steinwache – dieses Mal mit Dr. Erhard Eppler als Hauptredner.

Reaktion auf Neonazi-Provokationen mit „Nie wieder Krieg nach unserem Sieg“

Neonaziaufmarsch zum Nationalen Antikriegstag am 31. August 2013.
Im Jahr 2013 fand zum bisher letzten Mal ein Neonaziaufmarsch zum „Nationalen Antikriegstag“ statt.

Dortmund hat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs über Jahrzehnte den Internationalen Antikriegstag begangen. Doch irgendwann schlief die Tradition ein.

Anlässlich der „Nationalen Antikriegstage“ der Neonazis („Nie wieder Krieg nach unserem Sieg“) entschlossen sich die AntifaschistInnen sich gegen den Missbrauch des Tages zu wenden. 2007 fand daher die erste Gedenkveranstaltung in der Steinwache statt – damals mit Eugen Drewermann als Hauptredner.

Ab 2011 entschloss sich ver.di zudem, den Neonazis die Katharinentreppe streitig zu machen. Dort fanden deren Mobilisierungsveranstaltungen für deren Aufmärsche statt. Mit einem Friedensfestival wurde der neuralgische Punkt für mehrere Tage belegt.

„Dem hat sich ver.di aktiv entgegen gestellt – damals noch ganz allein. Ab 2012 machten das alle Gewerkschaften der DGB-Familie gemeinsam“, erinnerte die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter.

Der Dortmunder Künstler Fred Ape kümmert sich seit 2013 um das Kulturprogramm

Gedenkfeier zum Antikriegstag in der Steinwache
Liedermacher Fred Ape.

2013 gingen sie zudem mit Hilfe von Fred Ape dazu über, die gesamte Bühnenorganisation und auch das Bühnenprogramm zu professionalisieren. „Auf das Programm könnten viele Häuser stolz sein“, betont Ape, der auch dieses Mal das künstlerisch-musikalische Bühnenprogramm organisiert hat.

Alle teilnehmenden KünstlerInnen seien sehr bewährt, mehr oder weniger politisch, und der guten Sache verpflichtet.

Für sie wäre es natürlich schöner, wenn die Bühne nicht an der Katharinentreppe stünde, weil dort viele Menschen nur vorbeilaufen. „Aber sie wissen, worauf sie sich einlassen und kommen trotzdem“, unterstreicht Ape.

„Das Festival ist heute ein Forum nicht nur für Gewerkschaften, sondern für alle Akteure, die gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit eintreten und Dortmund als Stadt des Widerstands positionieren wollen“, so Reiter.

Geflüchtete und Zugewanderte stehen wieder im Mittelpunkt

Unterschiedliche Schwerpunktthemen wurden neben Vielfalt, Demokratie und Toleranz gesetzt. Historischer Rechtsextremismus, Erinnerungskultur, Minderheiten (u.a. Homophobie) wurden angesprochen.

Friedensfestival DortmundDie Respekt-Kampagne und die Aktion „Gelbe Hand“ der Gewerkschaften waren präsent. Gemeinsam mit der VVN wurde Rechte Gewalt thematisiert.

Auch wurde die Frage gestellt, wie Staat und Polizei aufgestellt sein müssen, um wirksam gegen Rechts vorgehen zu können. Im vergangenen Jahr standen geflüchtete Menschen und Zugewanderte im Fokus – auch in diesem Jahr wird dieses Thema wieder eine Rolle spielen, machte Reiter deutlich.

Die Veranstalter wollen allerdings das bisherige Format und vor allem den Ort des Friedensfestivals zur Disposition stellen. Denn die „Nationalen Antikriegstage“ der Neonazis finden nicht mehr statt. Sie versuchten, andere Tage zu instrumentalisieren – u.a. den Tag der Arbeit 2013 und 2014 in Dortmund und im vergangenen Jahr den zehnten Todestag des durch einen Neonazi ermordeten Punkers Thomas Schulz.

Veranstalter wollen das Friedensfestival künftig neu ausrichten

Die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter. Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag in der Steinwache
DGB-Vorsitzende Jutta Reiter

In diesem Jahr gab es dann den sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“, zu dem am 4. Juni bundesweit nach Dortmund mobilisiert wurde. Eine Neuauflage der „Nationalen Antikriegstage“ der Neonazis ist nicht in Sicht.

„Wir müssen daher diskutieren, wie wir zukünftig mit diesen Themen umgehen und wie man sie besser platzieren kann“, verdeutlicht die DGB-Vorsitzende. Vor allem die Katharinentreppe als Ort ist immer schwierig – er ist gut für die Verteilung von Flugblättern, aber nicht zum längeren Verweilen.

„Wir haben so ein hohes Niveau auch mit der Kultur erreicht, dass es da etwas verpufft. Da gibt es zu viel Laufkundschaft. Vor dem Hintergrund müssen wir in Zukunft überlegen, wie wir das aufstellen“, erklärt Reiter. Ein anderer Zeitpunkt, ein anderer Ort, eine andere Konzeption? „Das ist ein Diskussionsprozess.“

Unstrittig ist hingegen das Antikriegstags-Gedenken in der Steinwache am 1. September um 17 Uhr. Andere Bündnisse sind dabei, u.a. das Bündnis gegen Rechts. Seit mehreren Jahren hätten sie versucht, Dr. Erhard Eppler einzuladen.

Eppler kommt: „Es wird wieder Zeit, den Mund aufzumachen“

Der streitbare Sozialdemokrat Dr. Erhard Eppler (89) kommt in die Steinwache. Foto: Michael Kramer:Wikipedia
Dr. Erhard Eppler (89). Foto: Michael Kramer/Wikipedia

„Er hat in den vergangenen Jahren diese Einladungen immer abgelehnt“, berichtet DGB-Sekretär Ralf Beltermann. „Doch jetzt hat er sich gemeldet und gesagt, dass es wieder Zeit wird, den Mund aufzumachen“, sagte Eppler dem überraschten Dortmunder Einlader.

Der 89-Jährige ist für viele Linke, Gewerkschafter und Friedensbewegte eine Galionsfigur. Der streitbare und unbequeme Sozialdemokrat war schon in den 1960er Jahren Minister, in den 1980-Jahren einer der Frontmänner der Friedensbewegung und auch auch im Feld der Ökologie aktiv.

Mit ihm schließt sich der Kreis der Gedenkfeier, nachdem der streitbare Theologe Eugen Drewermann vor zehn Jahren den Anfang gemacht hat. Drewermann ist übrigens am 1. Spetember auch in Dortmund – ab 19 Uhr gibt es eine Veranstaltung mit ihm in der Pauluskirche in der Nordstadt. Er hält einen Vortrag zum Thema „Friede ist die Form der Freiheit – Oder von Gründen des Krieges und ihrer Überwindung“.

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Reaktionen

  1. SLADO

    SLADO lädt ein zur Gedenkveranstaltung

    Im Rahmen der Antikriegstag Veranstaltung und den Dortmunder CSD-Wochen gedenkt SLADO e.V. mit einer Rede und einer Kranzniederlegung den Verfolgten Lesben, Schwulen und Transidenten weltweit. In diesem Jahr wollen wir auch den Opfern von rassistischer Gewalt und den Opfern unter den Geflüchteten gedenken.

    Die Schirmherrschaft über den diesjährigen Christopher Street Day (CSD), der in diesem Jahr am 10. September stattfindet, hat in diesem Jahr Frau Fatma Karacakurtoglu, Vorsitzende des Vereins Train of hope. Wir wollen damit und unserer Gedenkveranstaltung ein gemeinsames Zeichen gegen Homophobie, Transphobie und Rassismus setzen.

    Hier nun die Rahmendaten zur Veranstaltung:
    Antikriegstag/Gedenkveranstaltung
    1.September 2016
    Beginn: 17 Uhr
    Ort: Innenhof Steinwache

    Die Veranstaltungen zum Dortmunder CSD beginnen am 26.8. Weitere Veranstaltungen und Informationen unter: http://www.csd-dortmund.de/csd-woche/ oder auf Facebook: http://www.facebook.com/csdwochedortmund

    Information:
    SLADO e.V. und der Geschichtsarbeitskreis des SLADO e.V. veranstalten nun seit Jahren eine Gedenkveranstaltung an der Dortmunder Steinwache. Im Jahr 1935 verschärften die Nationalsozialisten den § 175 (Gesetz vom 28. Juni 1935, in Kraft getreten am 1. September 1935).

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