„Entwicklungsperspektiven“ für den Hauptbahnhof und ein neues „Eingangsgebäude“ für die Nordstadt

Der Hauptbahnhof und sein Umfeld
Der Hauptbahnhof und sein Umfeld heute – vor allem im Norden gibt es viel zu tun.   Foto: Stadt

Der Termin soll Hoffnung machen: „Entwicklungsperspektiven“ für den Hauptbahnhof und das Umfeld hieß der Termin, zu dem die Stadt Dortmund und die Deutsche Bahn AG Kommunalpolitiker, Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Interessierte ins Rathaus eingeladen hatten. Doch deutlich wurde vor allem eins: Schnell wird es nicht gehen: Nicht vor 2022 kann die Modernisierung der einst als „Pommesbude mit Gleisanschluss“ verspotteten Bahnstation abgeschlossen sein.

Bahnhofsmodernisierung soll 106 Millionen Euro kosten

Bahnhofsumfeld
Wenig attraktiv präsentiert sich der Hauptbahnhof auf der Nordseite. Foto: Klaus Hartmann

Der Baubeginn ist für 2017 veranschlagt. Doch ob das Jahr stimmt, kann frühestens im kommenden Jahr bestimmt werden. Nach derzeitigem Stand sollen rund 106 Millionen Euro verbaut werden. 46,6 Millionen Euro trägt der Bund, 45,1 Millionen das Land und 14,6 Millionen die Deutsche Bahn AG, machte Martin Sigmund als Vertreter der Deutschen Bahn im Rathaus deutlich.

Schneller könne es „unter dem rollenden Rad“ eben nicht gehen – die Umbauten müssten im laufenden Betrieb realisiert werden. Der Hauptbahnhof Dortmund mit seinen 130.000 Besuchern gehöre zu den Top 21-Bahnhöfen in Deutschland. Mit der Modernisierung werde der wichtige Verkehrsknotenpunkt insbesondere mit Blick auf den barrierefreien Ausbau auf den heutigen Stand der Technik gebracht.

Neues Kapitel in der unendlichen Geschichte der Bahnhofspläne

Hauptbahnhof Dortmund PK Perspektiven
„Zukunftsperspektiven des Hauptbahnhofs“ war das Thema der Infoveranstaltung im Rathaus. Foto: Alex Völkel

Oberbürgermeister Ullrich Sierau ließ die fast schon unendliche Geschichte der fehlgeschlagenen Pläne für den Dortmunder Hauptbahnhof Revue passieren: „Das UFO ist abgeflogen und 3DO Geschichte“, sagte Sierau mit Blick auf die hochfliegenden Pläne. Ganz abgesehen davon, dass die Modernisierung der Bahnhofshalle ohne das Kulturhauptstadt-Jahr „Ruhr.2010“ auch nicht geklappt hätte. Mal abgesehen davon, dass die Halle erst ein Jahr zu spät fertig war.

Barrierefreiheit ist wesentlicher Faktor der Modernisierung

Hauptbahnhof Animation Umbau
Nach der Modernisierung soll der Hauptbahnhof barrierefrei sein. Animation: Deutsche Bahn AG

Wesentliche Maßnahmen der nun geplanten Bahnhofsmodernisierung sind die Aufweitung des Hauptpersonentunnels von 9,50 auf 13,20 Meter. Dies ist nötig, weil Platz für die sehnlich erwarteten Aufzüge geschaffen werden muss. Außerdem werden alle Bahnsteige neu gestaltet, die Stadtbahnanlage ebenfalls barrierefrei angeschlossen und der Nordeingang deutlich aufgewertet. Damit sollen die Besucherströme neu geordnet werden.

Der etwas vollmundig als „neues Empfangsgebäude auf der Nordseite“ angekündigte Eingang soll die Nordansicht deutlich attraktiver machen. Damit gebe es dann auch eine barrierefreie Anbindung des Busbahnhofs bzw. der gesamten Nordstadt. Bislang gibt es zwischen den beiden Eingängen auf der Nordseite keine Verbindung. Wer zwischen beiden kreuzt, muss über den Fußweg außerhalb des Gebäudes gehen. Künftig wird eine geschlossene Glasfassade beide Eingänge verbinden. Nutzer könnten dann trockenen Fußes queren. Hinter der Fassade wird es eine Halle geben, in der auch Einzelhandel angesiedelt werden könnte: „Das wäre gut für die soziale Kontrolle und beseitigt Angsträume“, so Sigmund.

Viele Wunschträume, aber keine konkreten Pläne für den Norden

Hauptbahnhof Dortmund PK Perspektiven
Eine Glasfassade soll die beiden Eingänge auf der Nordseite verbinden und aufwerten.

Damit werde es „im Norden eine stärkere Adressbildung“ geben, ergänzte Sierau und brachte abermals die Möglichkeit ins Gespräch, auf dem nördlichen Bahnhofsvorplatz dann weitere Bebauung zu etablieren: Ein Hotel sei ebenso denkbar wie ein repräsentatives Bürogebäude. „Aber das sind ungelegte Eier“, musste der OB einräumen.

Überhaupt: Anders als für die südliche Schokoladenseite des Hauptbahnhofs gibt es für den Norden keine konkreten Pläne. Selbst ob und wann der als Provisorium geplante Busbahnhof dort wieder verschwinden und auf dem ehemaligen Güterbahnhof neu gebaut werden soll bleibt offen. Doch das kann noch gut zehn Jahre dauern. „Das ist ein dickes Brett und wir stehen ganz am Anfang“, räumt Planungsamtsleiter Ludger Wilde ein. „Entwicklungspotenziale“ heißt das in der Sprache der Stadtplaner.

Deutlich mehr Platz auf den Bahnsteigen der Stadtbahnhaltestelle

Stadtbahnstation Hauptbahnhof - heute
Bislang herrscht häufig drangvolle Enge in der Stadtbahnstation. Foto: Stadt

Wesentlich zügiger soll es mit der Modernisierung der Stadtbahnanlage gehen: Im Oktober 2014 sollen die Bauarbeiten beginnen, machte Tiefbauamtsleiter Otto Schließler deutlich. Zentral sind hier der Ausbau der Bahnsteige – die Passagiere sollen deutlich mehr Platz bekommen. Statt wie bisher vier sollen sie sie künftig 9,50 Meter breit werden. Außerdem gibt es zusätzliche mittige Zugänge zu den Bahnsteigen. Aber auch die Verbesserung der Barrierefreiheit, der Brandschutz und die Verbesserung des subjektiven Sicherheitsempfindens spielen dabei eine Rolle. So sollen Angsträume beseitigt werden – die Anlagen werden heller, weitläufiger und transparenter.

Modernisierung der Stadtplananlage kostet 36,9 Millionen Euro

Stadtbahnstation - Animation
Deutlich breiter, heller und freundlicher soll die Stadtbahnstation werden. Animation: Stadt

36,9 Millionen Euro wird die Modernisierung kosten. Mit „mindestens 85 Prozent Förderung“ rechnet Schließler. Der Förderbescheid liegt allerdings noch nicht vor. Bis 2017 müssen die Rohbauarbeiten abgeschlossen sein, damit man sich nicht mit der Bahn ins Gehege kommt. Denn der Platz außerhalb des Bahnhofs, der für die Bauarbeiten benötigt wird, ist begrenzt. Bis 2019 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Auch hier ist das Problem, dass der Umbau im laufenden Betrieb erfolgen muss. „Teilweise können wir nur nachts für drei Stunden arbeiten“, machte Schließler deutlich.

 

 

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Reaktionen

  1. Marco Bülow

    Stuttgart 21 bremst Dortmunder Hauptbahnhof aus

    Das Münchner Beratungsbüros Vieregg-Rössler hat in der vergangenem Woche in einem Gutachten über das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart (S21) eine erhebliche Kostenexplosion vorausgesagt. Laut dem neuen Gutachten sollen die Kosten für S21 bei etwa 9,8 Mrd. Euro liegen. Das wären 3,5 Mrd. Euro mehr als von der Deutsche Bahn bislang veranschlagt wurde. Hinzu komme, so die Studie, dass der teure Umbau die Kapazität des Bahnhofs massiv einschränken werde. Die Gegner von S 21 fordern nun einen Stopp des Baus, um eine ehrliche Inventur bei den Kosten zu machen und sehen ein Scheitern der Strategie der Bahn.

    Der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow erklärt dazu:

    „Mit den 3,5 Milliarden Euro Mehrkosten für S 21 hätte man den Dortmunder Hauptbahnhof und viele andere Bahnhöfe locker attraktiv modernisieren können. Durch die Kostenexplosion bei S21 haben aber diese dringend notwendigen Investitionen das Nachsehen. Ich kann das nicht verstehen. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass das Ruhrgebiet hier wieder einmal in die Röhre schaut. Ich werde mich in Berlin in der Fraktion weiter dafür einsetzen, dass die notwendigen Investitionen nach Dortmund und ins Ruhrgebiet fließen.“

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