Ein gewaltfreies Zeichen gegen Neonazis: Demozug vom Dortmunder U bis zum Wilhelmplatz in Dorstfeld

Der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus gedachte in seinem Marsch der Toten durch Rechte Gewalt. Symbolisch für die fünf Dortmunder Toten wurden fünf Särge getragen
Der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus lädt am Samstag um 11 Uhr zum Dortmunder U ein. Foto: Klaus Hartmann

Mit einem Demozug vom Dortmunder U bis zum Wilhelmplatz in Dorstfeld will der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus am Samstag, 4. Juni 2016, ab 11 Uhr ein gewaltfreies Zeichen gegen Rechtsextremismus und den Aufmarsch der Neonazis zum sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ setzen.

Neonazis greifen Sprach- und Gedankengut des Nationalsozialismus auf

Friedrich Stiller und Jutta Reiter stellten das Programm des Arbeitskreises vor. Foto: Alex Völkel
Friedrich Stiller und Jutta Reiter stellten das Programm des Arbeitskreises vor. Foto: Alex Völkel

„Der Aufmarsch ist eine neuerliche und verschärfte Provokation der Dortmunder Bevölkerung. Die Neonazis missbrauchen das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit und greifen Sprach- und Gedankengut des Nationalsozialismus auf“, kritisiert Pfarrer Friedrich Stiller, einer der Sprecher des Arbeitskreises.

„Sie benutzen die völkische Sprache der Nationalsozialisten. Außerdem wird unsere Stadt diskreditiert und die Bevölkerung als tumbe und lethargische Maße herabgesetzt.“

Die Neonazis bedrohten den gesellschaftlichen Frieden und säten in der Bevölkerung Zwietracht und Hass auf Zugewanderte. „Wir wollen daher ein Zeichen der Solidarität und Entschlossenheit setzen, dass wir nicht müde werden, dagegen anzutreten“, so Stiller.

„Dass das ein Tag der deutschen Zukunft sein soll, dem müssen wir entschieden widersprechen. Diese völkische Sicht ist ein Alptraum. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen“, betont der Pfarrer.

Pfarrer Stiller: „Im multikulturellen Dortmund sehen wir die Zukunft“

VertreterInnen haben sich mit insgesamt 1000 Schals mit dem Aufdruck „Dortmund ist Vielfalt“ eingedeckt.
Die Botschaft der Stadtgesellschaft ist klar: „Dortmund ist Vielfalt“. Foto: Alex Völkel

„Im multikulturellen Dortmund sehen wir die Zukunft. Wir haben sehr gezielt Kontakt zum Integrationsrat und zum Verein der Migrantenorganisationen gesucht und auch auf dem Münsterstraßenfest viele Menschen angesprochen“, verdeutlichte er die Strategie des Arbeitskreises.

Seine „Hauptaufgabe“ sieht der Arbeitskreis darin, wie in all den Jahren „eine Demonstration zu ermöglichen, mit der Menschen ihren demokratischen Protest ausdrücken können, gewaltfrei und sicher“.

Die Co-Sprecherin und DGB-Vorsitzende freut sich, dass eine Vielzahl von Organisationen die Demo unterstützen und zur Teilnahme aufrufen. Auch die Gruppe „Tools for Action“ mit den Spiegelwürfeln wird sich dieser Demo anschließen.

Allerdings dürfen die Würfel nur zum Auftakt und auf dem Wilhelmplatz eingesetzt werden – aber wegen der Oberleitungen nicht auf der Route, so Reiter.

Zwei bis maximal 2,5 Stunden soll die Aktion des Arbeitskreises dauern. Ob die TeilnehmerInnen dann anschließend bis auf Hör- und Sichtweite an die Naziroute kommen wie in den Vorjahren, ist noch nicht absehbar. Denn die Route der Neonazis ist weiterhin Geheimsache.

Mehr Demonstrationsbereitschaft, aber auch mehr Sicherheitsbedenken erkennbar

Die Polizei versuchte mit allen Mitteln, die Neonazis durch die Haupthalle zu schleusen. Doch das gelang nicht.
Mehrere tausend Polizeibeamte werden am Samstag im Einsatz sein. Foto: Alex Völkel

Das Interessante am 4. Juni: „Es setzen sich mehr Leute damit auseinander und wollen kommen. Es gibt aber auch mehr Menschen, die nach der Sicherheit der Demo fragen“, verdeutlicht Reiter.

Unterschiedlichste Gruppen mobilisieren zum Arbeitskreis: So gehen auch die BezirksschülerInnenvertretung und der Studierendenausschuss der Uni dort hin. Aber auch der SLADO und viele Parteien.

„Es ist wichtig zu wissen, wo es passiert. Aber ich kann verstehen, dass die Polizei nicht die Werbetrommel für die Neonazis rühren will“, ergänzt Stiller. „Mich irritiert viel mehr, dass es die Rechten selbst  nicht machen – das finde ich viel interessanter. Sie sind offenbar eingeschüchtert.“

Mit der umstrittenen Polizeistrategie will sich der Arbeitskreis nach dem 4. Juni auseinandersetzen: „Die Strategie der Polizei wird im Rückblick noch zu bewerten sein“, so Stiller.

Bündnis Dortmund gegen Rechts lädt zum Borsigplatz in der Nordstadt ein

Erinnerungsgang zum Holocaustgedenktag des Bündnis Dortmund gegen Rechts und des VVN
Zu einem Erinnerungsgang lädt das Bündnis Dortmund gegen Rechts ein. Foto: Klaus Hartmann

Von der Route losgelöst will das Bündnis gegen Rechts seinen Protest zum Ausdruck bringen. Die AntifaschistInnen halten daher an ihrer Anmeldung am Borsigplatz fest, mit der sie ursprünglich die Nordstadt vor den Neonazis schützen wollten.

Unter dem Motto „Schöner leben ohne Nazis!“ besuchen sie die Stolpersteine für die Opfer des Hitlerfaschismus in der Stahlwerkstraße, der Schlosserstraße, der Oesterholzstraße und der Wambeler Straße.

Auftakt ist am Stein für die Sinti und Roma an der Weißenburger / Ecke Gronaustraße um 12 Uhr, Abschluss auf dem Borsigplatz gegen 13 Uhr.

Dort wird das Programm vom Kabarett „Mein Einsatzleiter“ und der Trommlergruppe „MAPATO“ gestaltet. Das Bündnis lädt zudem zum „Picknick International“ ein. Die Veranstaltung soll um 14 Uhr beendet sein.

Mehr Informationen: dortmundgegenrechts.wordpress.com
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Reaktionen

  1. Wolfgang Richter

    DKP Dortmund, 03.06.

    Unsere Beteiligung am Protest und Widerstand gegen den geplanten und noch immer nicht offengelegten Großeinsatz der Nazis an dem von ihnen so genannten „Tag der deutschen Zukunft“ in Dortmund. Es geht das Gerücht, der Polizeipräsident werde in einer Pressekonferenz wenige Tage vor dem 4. 6. mehr sagen. Wir gehen davon aus, dass das nichts an unserer Orientierung ändern wird (den Aufmarsch der Nazis wird er nicht verbieten). Die von interessierter Seite gestreuten Ankündigungen von Gewaltbereitschaft haben die Lokalmedien wieder hysterisiert und werden wieder einen martialischen Auftritt der Polizeikräfte mit sich führen – diese Auseinandersetzungen werden vorraussehbar erst mittags beginnen und die in unserer Orientierung genannten Veranstaltungen nicht infrage stellen. Auch die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs sollte vormittags noch gegeben sein.
    Für den Nachmittag können wir aus den genannten Gründen keine Orientierung herausgeben, werden aber nach jeweils gegebenen Möglichkeiten im „Z“ informieren.

    Gegen „das Nazigesocks“ am Samstag, den 4. Juni in Dortmund

    Es ist noch nicht bekannt, wann und wo die Nazis in Dortmund ankommen und wie sie sich zu Aufmarsch bzw. Kundgebung versammeln dürfen. Nach bisherigen Erfahrungen werden sie erst mittags losgelassen. Die DKP Dortmund orientiert auf die sichtbare Beteiligung an diesen angekündigten Protestveranstaltungen:

    + Wir beteiligen uns an der Auftaktkundgebung „Dortbunt“ (DGB, Kirchen, SPD, CDU, Grüne u.a.m.) um 11 Uhr am U-Turm (fußläufig ca. 10 Minuten vom Hauptbahnhof). Im Anschluss

    + Teilnahme an der „Dortbunt“-Demo nach Dorstfeld zum Wilhelmplatz, der als ein historischer Kernpunkt der Naziszene in Dortmund gilt, oder

    + Teilnahme am Antifaschistischen Rundgang des „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ durch den Norden, wo die Nazis ihre Großdemo angemeldet hatten, aber nicht genehmigt bekamen. Diese Demonstration beginnt um 12 Uhr am Gedenkstein für die Sinti und Roma, den man direkt vom U-Turm mit der U44 Richtung Westfalenhütte (Haltestelle Geschwister-Scholl-Straße) erreicht. Dies wird ein Gang zu hier verlegten „Stolpersteinen“ und endet gegen 13 Uhr in der Mitte des Borsigplatzes unter dem Motto „Schöner leben ohne Nazis“ mit Musik, Kabarett und Picknick.

    Die DKP Dortmund ist Mitglied dieses Bündnis und hält ihr Zentrum gleich nebenan in der Oesterholzstraße 27 – Telefon 0231.28217797 – als Anlaufstelle geöffnet für aktuelle Informationen sowie Stärkungen für Leib und Seele.

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