„Demokratie stärken“: Viertägiges Friedensfestival und Antikriegstag in Dortmund – Rechtspopulismus im Visier

Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag in der Steinwache
Im Innenhof der Steinwache findet die Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag statt. Foto: Alex Völkel

Der DGB hält weiter an der Idee eines Friedensfestivals anlässlich des Internationalen Antikriegstages fest. Erstmals findet es aber nicht an der Katharinentreppe, sondern auf dem Reinoldikirchplatz (Ostenhellweg) statt – vom 28. bis 31. August 2017 (jeweils von 16 bis 19 Uhr). Am 1. September um 16 Uhr findet dann die gemeinsame Gedenkveranstaltung zum Internationalen Antikriegstag im Innenhof der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache statt.

Reaktion auf Neonazi-Provokationen mit „Nie wieder Krieg nach unserem Sieg“

Nach zehn Jahren wird Eugen Drewermann erneut beim Antikriegstag sprechen.
Nach zehn Jahren wird Eugen Drewermann erneut beim Antikriegstag sprechen. Foto: Alex Völkel

Dortmund hat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs über Jahrzehnte den Internationalen Antikriegstag begangen. Doch irgendwann schlief die Tradition ein. Anlässlich der „Nationalen Antikriegstage“ der Neonazis („Nie wieder Krieg nach unserem Sieg“) entschlossen sich die AntifaschistInnen, sich gegen den Missbrauch des Tages zu wenden.

2007 fand daher die erste Gedenkveranstaltung in der Steinwache statt – damals mit Eugen Drewermann als Hauptredner. Nun – zehn Jahre später – schließt sich der Kreis. Die Veranstalter haben den streitbaren Theologen und Friedensaktivisten erneut eingeladen. Er wird am 1. September im ehemaligen Gestapo-Gefängnis sprechen und soll dort auch eine Bilanz ziehen, kündigte die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter an.

Ob diese positiv ausfalle, werde sich natürlich zeigen. Doch friedlicher sei die Welt nicht geworden, sagt sie mit Blick auf die zahlreichen Konflikte weltweit, die Dortmund auch rund 9000 Flüchtlinge beschert haben.

Vier Tage Festival auf dem Reinoldikirchplatz – Mischung aus Politik, Musik und Kabarett

Robert Griess ist einer der Künstler, die während des viertägigen Festivals auftreten.
Robert Griess ist einer der Künstler, die während des viertägigen Festivals auftreten. Foto: Veranstalter

Wie kam es zu dem Festival? Ab 2011 entschloss sich ver.di, den Neonazis die Katharinentreppe streitig zu machen. Dort fanden deren Mobilisierungsveranstaltungen für die Aufmärsche statt. Mit einem Friedensfestival wurde der neuralgische Punkt für mehrere Tage belegt.

„Dem hat sich ver.di aktiv entgegen gestellt – damals noch ganz allein. Ab 2012 machten das dann alle Gewerkschaften der DGB-Familie gemeinsam“, erinnerte die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter. 2013 gingen sie zudem mit Hilfe von Fred Ape dazu über, die gesamte Bühnenorganisation und auch das Bühnenprogramm zu professionalisieren. „Auf das Programm könnten viele Häuser stolz sein“, betont Ape, der auch dieses Mal das künstlerisch-musikalische Bühnenprogramm organisiert hat.

Es sei gelungen, aus dem Nichts ein mehrtägiges Festival aus dem Boden zu stampfen. In diesem Jahr mit dabei sind neben Ape auch Benjamin Eisenberg, Enno König, Jens Neutag, Helmut Sanftenschneider, Sevgi & Merhaba, Özgur Cebe, Robert Griess, Kowibo, Microphone Mafia und Hauptmann Manz.

„Das Festival ist heute ein Forum nicht nur für Gewerkschaften, sondern für alle Akteure, die gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit eintreten und Dortmund als Stadt des Widerstands positionieren wollen“, so Reiter. Neben den DGB-Gewerkschaften und städtischen Stellen sind u.a. auch die Naturfreunde, die Falken, die BotschafterInnen der Erinnerung, die VVN und das Bündnis gegen Rechts dabei.

Das Wort ergreifen werden u.a. der Landesbezirksvorsitzende des DGB, Andreas Meyer Lauber, OB Ullrich Sierau und Schuldezernentin Daniela Schneckenburger. Täglich übernehmen andere Gruppen und Gewerkschaften die Regie.

 „Demokratie stärken“  als Motto des Festivals im Vorfeld der Bundestagswahl

Jonas Volkmann, Jutta Reiter und Fred Ale stellten das Programm vor. Foto: Alex Völkel
Jonas Volkmann, Jutta Reiter und Fred Ape stellten das Programm vor. Foto: Alex Völkel

Unterschiedliche Schwerpunktthemen wurden in den vergangenen Jahren neben Vielfalt, Demokratie und Toleranz gesetzt: Historischer Rechtsextremismus, Flüchtlinge, Erinnerungskultur, Minderheiten (u.a. Homophobie) wurden angesprochen. Die Respekt-Kampagne und die Aktion „Gelbe Hand“ der Gewerkschaften waren präsent. Gemeinsam mit der VVN wurde Rechte Gewalt thematisiert. Organisiert hat das Festival erneut DGB-Sekretär Ralf Beltermann.

Dieses Jahr ist wurde im Vorfeld der Bundestagwahl das Motto „Demokratie stärken“ gesetzt.  „Jeder kann mit seiner Stimme beitragen, die Demokratie zu stärken. Oft sind Rechtsextreme nur in Parlamente eingezogen, weil so wenig Menschen sich beteiligt haben“, erinnerte Reiter.  Explizit geht es in diesem Jahr nicht nur um Rechtsextremismus, sondern auch um Rechtspopulismus.

„Wir wollen zeigen, welches Gesicht der Rechtspopulismus hat und welche Folgen. Was heißt das Programm der AfD für Frauen, ArbeitnehmerInnen etc?“, so Reiter. Sehr unterschiedliche Gäste gingen diesen und anderen Fragen nach. Zu sehen sein werden auch entsprechende Ausstellungen.

Hier ist das gesamte Programm des Festivals als PDF zum Download: Flyer Friedensfestival 2017

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Reaktionen

  1. Bürgerfunk

    Klaus Lenser erinnert in einem Bürgerfunk-Beitrag an das erste Friedensfestival aus dem Jahre 2011. Die Gewerkschaft ver.di initiierte diese Veranstaltung, um an einem anderen Platz, nämlich am Katharinentor, Aufmärsche oder Rockkonzerte der Neonazis zum Antikriegstag zu verhindern. So gelang es seit Jahren, die Nazis von diesem Platz fernzuhalten. Der Radio-Beitrag ist auf der Bürgermedienplattform verfügbar: https://beta.nrwision.de – Suchbegriff „Friedensfestival“

  2. BUNT STATT BRAUN

    BUNT STATT BRAUN

    Wie in den Vorjahren gibt es auch 2017 rund um den Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen und damit des Beginns des Zweiten Weltkrieges eine Kampagne „Bunt statt braun“. Erstmals verbindet sie die Stadtbezirke Innenstadt-West, Innenstadt-Ost und Brackel durch gemeinsame Aktionen entlang des Hellweges!

    Als roter Faden dient das Logo, das Era Freidzon vor vielen Jahren für den Stadtbezirk Brackel entworfen hat. Jugendliche werden es mit professioneller Unterstützung riesengroß auf einige Plätze in den Bezirken malen. Außerdem soll es entlang des Hellweges von Dorstfeld bis nach Wickede wandern. Dazu wurden Schablonen erstellt, mit denen Jugendgruppen durch Sprühkreide ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Respekt quer durch die Stadt setzen werden. Bürgermeisterin Birgit Jörder wird den Bezirksbürgermeistern die Schablonen am 1.9. in Dorstfeld überreichen.

    Zur Kampagne gehören u.a. der Streetkick Cup, die Straßenkreideaktionen, künstlerische Gestaltung von Vorplätzen, Poetry Slam Veranstaltungen und zum Abschluss das schon traditionelle Open-Air-Konzert an der Jugendfreizeitstätte Brackel.

    Organisiert wird die Kampagne durch die Jugendreferent*innen der Stadtbezirke und ihre Mitarbeiter*innen, finanziert wird sie durch das Stadtbezirksmarketing der einzelnen Stadtbezirke.

    Hier ein Gesamt-Überblick:

    01.09.2017 um 14:00 Uhr Start der Aktion auf dem Wilhelmplatz in Dorstfeld
    Übergabe der Schablonen an die Bezirksbürgermeister durch die Schirmherrin Birgit Jörder

    In Zusammenarbeit mit Jugendfreizeiteinrichtungen aus den Stadtbezirken werden Jugendliche mit Hilfe der Schablonen, die einen Durchmesser von 50 cm haben, das Logo „Bunt statt braun“ als Straßenkreidebild von Dorstfeld bis Wickede entlang des Hellweges aufleuchten lassen.
    ( Konkrete Termine sind für diese Aktion nicht zu benennen, da sie kurzfristig mit den Jugendlichen vor Ort vereinbart werden.)

    Das Logo „Bunt statt braun“ wird durch einen Künstler mit einen Durchmesser von 10 Metern auf den Wilhelmplatz gezeichnet.

    Austragung des Dorstfelder Streetkick – Cup

    08.09.2017 – Projekt „Auf Augenhöhe“ Arthur-Schulze-Engel Platz mit den Falken Dortmund und der Künstlerin Astrid Halfmann

    08.09.2017 – 15:00 – 19:00 Uhr künstlerische Aktion auf dem Vorplatz der Freievangelischen Kirchengemeinde am Körner Hellweg mit Era Freidzon und Jugendlichen

    09.09.2017 – 18:00 – 22:00 Uhr Kulturabend im Gemeindehaus der Freievangelischen Kirchengemeinde am Körner Hellweg

    12.09.2017 – 9:00 – 16:00 Uhr künstlerische Aktion auf dem Vorplatz der Ev. Kirchen Brackel mit Era Freidzon und Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.

    14.09.2017 – 12:00 – 14:00 Uhr Abschlussveranstaltung Poetry Slam in der Aula Am Ostwall
    Das Stadtgymnasium, das Max-Plank-Gymnasium, die Gesamtschule Gartenstadt und das Käthe-Kollwitz-Gymnasium beteiligen sich an verschiedenen Poetry Slam Workshops zum Thema „Bunt statt braun“. Die Ergebnisse der Workshops, die in der Zeit vom 31.08. – 13.09. stattfinden, sollen am 14.09. in der Aula Am Ostwall präsentiert werden.

    15.09.2017 – 9:00 – 16:00 Uhr künstlerische Aktion auf dem Vorplatz des Haus Lucia in Wickede mit Era Freidzon und Schülerinnen und Schüler des Immanuel- Kant-Gymnasiums.

    16.09.2017 – 15:00 – 22:00 Uhr Abschlussveranstaltung Open Air Konzert „Bunt statt braun“ an der Jugendfreizeitstätte Brackel (umsonst und draußen)

    Die Idee zu dem Open-Air-Konzert ist auf Wunsch und Anregung von Jugendlichen aus der Jugendfreizeitstätte Brackel entstanden. Das Stadtbezirksmarketing Brackel hat sich dieser Idee angenommen und finanziert seit 2012 in diesem Jahr das 7 Open-Air-Konzert. Ziel ist es, ein jugendkulturelles Zeichen gegen Rechts zu setzen. Im Rahmen der Veranstaltungsplanung und Durchführung übernehmen die Jugendlichen die Verantwortung für das Booking der Bands, unterstützen bei den anfallenden Auf- und Abbauarbeiten (inkl. Technik) und helfen beim Catering mit.

    In diesem Jahr stehen folgende Bands auf der Bühne:
    Knochenfabrik
    Thee Infidels
    Prime Meat
    Mann kackt sich in die Hose
    Diarrhea Suicide
    Anschlag
    Fuckìt`Head

  3. Internationalistische Liste/MLPD

    Aufruf zu einer Kundgebung am 1.9., dem internationalen Kampftag gegen Faschismus und Krieg um 18 Uhr am Europabrunnen – Aktiver Widerstand gegen die wachsende Weltkriegsgefahr, gegen jede imperialistische Aggression!

    Liebe Freundinnen und Freunde,

    noch nie war die Gefahr eines III. Weltkrieges seit dem zweiten Weltkrieg so groß wie heute. US-Präsident Trump hat ganz offen dem nordkoreanischen Volk mit der Ausrottung gedroht. Das feudalistisch-bürokratische Regime in Nordkorea droht mit Raketenangriffen auf den US-Militärstützpunkt auf der Insel Guam. Der Hauptkriegstreiber USA zielt mit seiner Politik vor allem auf die aufstrebende imperialistische Großmacht China, die die Stellung der USA als Supermacht infrage stellt. Das faschistische Regime in der Türkei führt nicht nur einen Krieg gegen einen Teil seiner eigenen Bevölkerung, sondern führt auch Krieg gegen die demokratischen Kräfte in Nordsyrien und im Irak.

    Die Bundesregierung hat in 21 Ländern Soldaten stationiert, sie arbeitet zielstrebig mit anderen europäischen Staaten am Aufbau einer europäischen Militärmacht. Sie treibt mit der Unterstützung der EU-Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen Zehntausende in den Tod oder menschenunwürdige Verhältnisse. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur.

    Viele Menschen haben nicht nur Angst, sondern protestieren und organisieren sich gegen die Kriegsgefahr. Sie wollen in Frieden leben! Ein Weltkrieg kann verhindert, die Ächtung und Vernichtung aller Atomwaffen durchgesetzt werden, wenn die Völker sich weltweit zusammenschließen und aktiven Widerstand gegen jeden Kriegstreiber leisten! Dabei kommt es auf Jede und Jeden an!

    Deshalb möchten wir alle Friedensfreunde aufrufen, sich am 1.9., dem internationalen Kampftag gegen Faschismus und Krieg um 18 Uhr an einer gemeinsamen Kundgebung am Europabrunnen zu beteiligen. (Vorher findet von 16:00-17:15 die DGB-Veranstaltung an der Steinwache statt.)

    Aktiver Widerstand gegen Militarisierung und imperialistische Kriege –
    Für den Weltfrieden!
    Für das Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen!
    Deutsche Truppen raus aus dem Ausland!
    Für Frieden und Völkerfreundschaft – Hoch die internationale Solidarität.

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