Zum 9. November starten Bündnisse und OB Ullrich Sierau eine große Stolpersteinaktion auf dem Friedensplatz

Gedank-Taschen mit Putzuntensilien wurde den teilnehmenden Gruppen ausgehändigt.
Gedank-Taschen mit Putzuntensilien wurde den teilnehmenden Gruppen ausgehändigt.

Das Ziel der Nationalsozialisten war es, das jüdische Leben in Deutschland und Europa auszulöschen. Sechs Millionen Menschen – darunter viele Dortmunder – wurden ermordet. Damit ihre Namen und Schicksale nicht vergessen gehen, gibt es eine Vielzahl von Erinnerungsformaten. Dazu gehören auch die Stolpersteine – sie stehen bis zum 9. November im Mittelpunkt.

Eine Woche lang Reinigungsaktionen für die 250 Dortmunder Stolpersteine

Die ersten Steine wurden am Sonntag durch den OB gereinigt. Weitere Aktionen für die 250 Steine folgen.
Die ersten Steine wurden am Sonntag gereinigt.

Vor 70 Jahren wurde der 2. Weltkrieg beendet, vor 70 Jahren wurde Auschwitz befreit.

Anlass genug für eine besondere Aktion, die die mehr als zehn Bündnisse, die traditionell die rund 250 Stolpersteine in Dortmund reinigen, und die Stadt Dortmund gemeinsam initiiert haben.

Am Sonntag startete auf dem Friedensplatz eine stadtweite Reinigungsaktion dieser 250 Gedenksteine für meist jüdische NS-Opfer.

Den Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Gruppen wurden in Anwesenheit von OB Ullrich Sierau Taschen mit Putzuntensilien ausgehändigt und die ersten Stolpersteine im Rahmen dieser Aktion gereinigt.

Viele Gruppen und Schulklassen beteiligen sich in dieser Woche

Die ersten Steine wurden am Sonntag durch den OB gereinigt. Weitere Aktionen für die 250 Steine folgen.
Viele Gruppen und Schulklassen beteiligen sich.

In dieser Woche werden dann die Putzaktionen durch die einzelnen Bündnisse autonom durchgeführt.

Jede Gruppe gestaltet die Reinigung „ihres“ Steins eigenständig – auch in Verbindung mit Musik oder einer Lesung.

Der Abschluss der Aktion findet am 9.11. 2015 statt. Dann werden gegen 14 Uhr die Steine in Dorstfeld am Hellweg und in der Arminiusstraße gereinigt.

Anschließend gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Gedenkfeier am Mahnmal an der Wittener Straße (Beginn 15 Uhr).

Neue Stolpersteine im Beisein eines Zeitzeugen verlegt

Stolpersteine für Grete, Otto und Klaus Weinberg wurden am Samstag gesetzt. Foto: Stefan Fercho
Stolpersteine für Grete, Otto und Klaus Weinberg wurden am Samstag gesetzt. Foto: Stefan Fercho

Gemeinsam mit dem Holocaustüberlebenden Micha Schliesser aus Amsterdam haben Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Realschule Stolpersteine für Grete, Otto und Klaus Weinberg gesetzt.

Die Arbeitsstelle Zukunft braucht Erinnerung des  Jugendring Dortmund unterstützt die jungen Menschen bei ihrem Engagement gegen das Vergessen.

Die Stolpersteine sind ein Kunstprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Verlegt werden die Steine in Dortmund mit Unterstützung der jungen Auszubildenden von Agricola – Beruf und Integration und ihrem Anleiter Klaus Schlamann.

Hintergrund:

  • Von den 1933 rund 4500 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern Dortmunds wurde mehr als die Hälfte während der 1930er Jahre vertrieben. Fast 2000 wurden im Holocaust ermordet.
  • Heute liegen etwa 250 Stolpersteine zum Gedenken und Erinnerung an die meist jüdischen NS-Opfer in den Straßen Dortmunds. Um die Pflege und Reinigung dieser Gedenksteine kümmern sich regelmäßig mehr als zehn Bündnisse.
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Reaktionen

  1. Karl-Heinz Czierpka (Bezirksbürgermeister Brackel)

    Gedenkveranstaltung am Denkmal gegen das Vergessen am Wickeder Hellweg

    Am Montag, 9.11.2015, findet wie in jedem Jahr die Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die November-Pogrome am Denkmal gegen das Vergessen vor dem Seniorenhaus Lucia am Wickeder Hellweg statt.

    Dort gibt es Texte und Informationen zum Tag und zum Denkmal durch die Kinder der Bach-Grundschule, der Steinbrink-Grundschule und der kath. Hauptschule Husen.

    Anschließend geht es mit den Kerzen auf das Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofes am Fränkischen Friedhof (Zufahrt von hinten über die Zeche-Norm-Straße und die Giselherstraße). Dort werde ich etwa gegen 17:45 mit den Kindern wieder einen Kranz niederlegen.

    Ab etwa 18 Uhr treffen wir uns im Ev. Gemeindehaus am Wickeder Hellweg, dort gibt es den üblichen Ausklang zum Aufwärmen mit Kakao und Plätzchen und regem Gedankenaustausch zum Thema. Finanziert wird die gesamte Veranstaltung durch die Bezirksvertretung Brackel.

    Diese Veranstaltung gibt es in dieser Form nun schon seit zwei Jahrzehnten. Es ist die einzige Veranstaltung ihrer Art in Dortmund bei der die Erwachsenen sich bis auf wenige Worte der Begrüßung völlig zurück gezogen und die Gestaltung vollständig den Schülerinnen und Schülern überlassen haben, natürlich mit entsprechender Anleitung. Die Kinder und Jugendlichen erarbeiten ihre Texte und Beiträge über die Pogromnacht 1938 im laufenden Unterricht – auch das zeigt etwas vom hohen Stellenwert den diese Arbeit einnimmt.

    In den ganzen Jahren hat sich lediglich ein Punkt geändert: Seit das Denkmal gegen das Vergessen im Ortskern vor dem Seniorenhaus Lucia steht beginnt die Veranstaltung mitten in Wickede, war zu Beginn dadurch zweigeteilt und seit 2010 findet nun die gesamte Gedenk-Feier vor dem Seniorenhaus statt, dort mitten im Ortskern werden auch viele Passanten erreicht und es gibt deutlich mehr Zuschauer.

    Dieses Denkmal wird von den Wickedern genau so angenommen wie es sich die Initiatoren damals vorgestellt haben. Da sitzen manchmal Menschen am Tisch und essen ihren Döner oder ihre Pommes, da verabreden sich Kinder und Jugendliche zu gemeinsamen Aktivitäten, da treffen sich Familien nach dem Einkauf und die Taschen und Tüten stehen auf dem Tisch – so soll es sein. Ein Denkmal das genutzt wird. Man setzt sich an den Tisch zu den fünf jüdischen Familien die es vor dem Krieg in Wickede gab – darum hat das Denkmal sechs Stühle, einer ist symbolisch für den Gast!

    Zeitplan:
    17:00 Treffen vor Lucia
    17:30 Gang zum Jüd. Friedhof und Kranzniederlegung
    18:00 Kaffee und Plätzchen im ev. Gemeindehaus

  2. Bündnis gegen Rechts

    Bündnis Dortmund gegen Rechts erinnert an die Reichspogromnacht

    Im Rahmen der stadtweiten Reinigungsaktion der Stolpersteine besucht das Bündnis gegen rechts die kleinen Mahnmale in der Heroldstr., der Stahlwerkstr., der Schlosserstr., der Wambeler Str., und der Oesterholzstr. in der Nordstadt.

    Der antifaschistische Spaziergang beginnt am Samstag, 7. 11. um 12 Uhr an der U-Bahnstation Brunnenstr.. Neben dem Reinigen der Steine wird über das Leben und Sterben der Opfer des Hitlerfaschismus berichtet. Der Musiker Peter Sturm begleitet unser Gedenken.

    Außerdem erinnert das Bündnis an die Reichspogromnacht: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen, wurden Juden ermordet, gejagt und geschlagen, verhaftet und in Polizeistationen und Konzentrationslager verschleppt, Ihre Wohnungen und Geschäfte wurden zerstört und geplündert. Das Fanal zur „Endlösung“ war gesetzt.

    In Dortmund wurden 75% der erwachsenen Juden von der Gestapo in die Steinwache verschleppt. SS und SA wüteten in der Innenstadt und den Stadtteilen und zwangen jüdische Mitbürger, barfuß über die mit Glasscherben bedeckten Straßen zu laufen.

    Die Hörder Synagoge ging in Flammen auf, die große Synagoge in der Innenstadt war schon Monate zuvor zerstört worden. Nach dieser Nacht gelang es nur noch wenigen, ins Ausland zu fliehen und den Konzentrationslagern zu entkommen. Von 1942 bis 1945 wurden von Dortmund aus 5.000 Juden nach Riga, Lublin, Theresienstadt und Auschwitz transportiert. Die wenigsten haben überlebt.

    Nichts ist vergessen und niemand!

    253 Stolpersteine mit Namen und Lebensdaten von Opfern des Hitlerfaschismus wurden in Dortmund bisher vor ihren ehemaligen Wohnungen verlegt. Sie erinnern an jüdische Opfer und an Menschen, die im Widerstand gegen Hitler ermordet wurden – Kommunisten, Sozialdemokraten, Christen u.a.. Ihrem Gedenken gilt der Besuch und die Reinigung aller bisher verlegten Stolpersteine. Wir verbinden diese Aktion mit der Mahnung, sich jeder Form von Ausländerhass, Antisemitismus, Rassismus und Neonazismus entgegenzustellen!

    Nie wieder Faschismus! Nein zum Krieg!

    Diese Aktion wird von vielen Gruppen im Stadtgebiet durchgeführt – hier ist das Bündnis Dortmund gegen Rechts aktiv. https://dortmundgegenrechts.wordpress.com/

  3. VKK

    Ökumenisches Gedenken an die Reichspogromnacht

    An den Pogrom, die gewalttätige Übergriffe an Juden in Deutschland am 9. November 1938, erinnert ein ökumenisches Gedenken in St. Petri . An die verwüsteten Wohnungen und das zerschlagene Mobiliar, an die geplünderten Geschäfte, die Misshandlungen der Menschen und an die Inhaftierungen.

    Schülerinnen und Schüler eines Abitur-Jahrganges der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Dorstfeld berichten exemplarisch von dem Schicksal der Familie Rosenthal aus Dorstfeld. Beginn des Gedenkens mit Erinnern und Stille, Gebet und Musik ist am Montag, 9. November, um 19 Uhr in der Stadtkirche St. Petri.

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