AWO-Einrichtungen in der Leuthardstraße geben neue Impulse zur gesellschaftlichen Integration von Behinderten

Im Büro für assistierte Kommunikation werden Lernhilfen für Behinderte entwickelt.
Im Büro für assistierte Kommunikation werden Lernhilfen für Behinderte entwickelt.

Sehr unscheinbar, fast schon versteckt, liegen die Einrichtungen der AWO in der Leuthardstraße. Dabei müssen sie sich nicht verstecken: Die innovativen Ansätze können dabei helfen, Menschen mit Behinderung noch stärker in den Alltag zu integrieren und ins Bewusstsein der Menschen ohne Behinderung zu rücken. Über deren Arbeit und Angebote informierte sich jetzt Mitglieder der SPD-Ratsfraktion unter Führung von Michael Taranczewski und Renate Weyer vor Ort.

„Büro für Unterstützte Kommunikation“ entwickelt und verkauft Lernhilfen

Einen besonders interessanten Einblick eröffnete das „Büro für Unterstützte Kommunikation“, das von Bethel.regional und den Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund GmbH betrieben wird.

Kathrin Schäffer zeigt Karten, mit denen Behinderte auch ohne Sprachfähigkeit ihre Wünsche ausdrücken können.
Kathrin Schäffer zeigt Karten, mit denen Behinderte auch ohne Sprachfähigkeit ihre Wünsche ausdrücken können.

Klar ist allen Beteiligten, dass diese Menschen mit besonders hohem Unterstützungsbedarf im normalen Produktionsprozess nicht einsetzbar wären. Die Schwerst- und Mehrfachbehinderten finden hier dennoch eine Aufgabe.

Hier beraten und schulen Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer als Profis in eigener Sache und informieren unterschiedliche Zielgruppen über die verschiedenen, individuell zu gestaltenden Kommunikationsformen, die die fehlende Lautsprache ergänzen oder ersetzen.

So werden auch diverse Hilfsmittel und sogar kleine Spiele produziert. Dabei geht es meist um Karten, die die Bedürfnisse von Menschen ausdrücken helfen, die selbst aufgrund einer schweren Behinderung nicht sprechen. Dennoch können sie in der Kommunikation, aber auch im Alltag helfen.

So können damit beispielsweise Schränke beschriftet werden. Allerdings nicht nur mit Text, sondern vor allem mit Piktogrammen. Kathrin Schäffer stellte diesen Arbeitsbereich in Vertretung von Gruppenleiterin Anne Rosenmeier vor. Die Lernhilfen werden zum Selbstkostenpreis verkauft. Der Verkauf ist dabei eine entscheidende Komponente. Denn diese Einrichtung zählt zu den Werkstätten.

Werkstatt für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen wurde ausgelagert

In die gleiche Kategorie fällt die Werkstatt, in der Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen arbeiten. Früher war diese Abteilung im Schwerstbehindertenbereich der AWo-Werkstätten in Lindenhorst untergebracht.

Die SPD-Sozialfraktion sah sich die Behindertenwerkstätten der AWO in der Leuthardstraße an.
Die SPD-Sozialfraktion sah sich die Behindertenwerkstätten der AWO in der Leuthardstraße an.

„Allerdings passten wir da nicht rein. Es ist dort sehr laut und unsere Mitarbeiter fühlten sich nicht zugehörig“, machte Integrationshelferin Marianne Schatomski den interessierten Besuchern der SPD deutlich.

Seit drei Jahren ist ihre Werkstatt nun in angemieteten Räumen unmittelbar zwischen Nordstadt und dem Wallring angesiedelt. Hier haben sie mehr Platz und Ruhe. Werkstatt- und Ruhebereiche lassen sich hier gut trennen.

Die 12 behinderten Beschäftigten fertigen in der von Simone Keller geleiteten Gruppe Großdübelstücke für Außenfassaden – sie stecken die drei Komponenten zusammen und verpacken sie für den Versand. Außerdem fertigen sie aus alten Paletten Kleinmöbel, die auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Tag der offenen Tür in den Werkstätten verkauft werden.

Offener Treff für Menschen mit und ohne Behinderungen geplant

In Kürze soll hier an der Leuthardstraße ein weiterer Bereich hinzukommen – ein offener Treff. Hier können Menschen aus dem betreuten Wohnen zusammenkommen, machte Dr. Klaus Hermansen, Betriebsleiter der AWo-Eingliederungshilfe, den Besucherinnen und Besuchern deutlich.

An der Leuthardstraße werden kleine Hilfen für den Alltag von Menschen mit Behinderung entwickelt.
An der Leuthardstraße werden kleine Hilfen für den Alltag von Menschen mit Behinderung genutzt und entwickelt.

Vor allem in den Nachmittagsstunden, aber auch am Wochenende, können Menschen mit Behinderungen hier zusammenkommen – und natürlich auch ohne Behinderungen.. „Einsamkeit verstärkt die Krankheits- und Behinderungsbilder“, verdeutlicht Hermansen. Der Förderantrag bei der Aktion Mensch für diesen Treff in der Innenstadt als „Projekt zur Einsamkeitsvermeidung“ ist allerdings noch nicht endgültig entschieden.

Ziel soll sein, hier einen Treff mit Café-Charakter zu etablieren. Dies sei ein wichtiger Baustein für die Inklusion. Doch für Hermansen ist klar, dass die gesellschaftliche Öffnung nur über Sondereinrichtungen gehe und nicht über deren Schließung, machte er den Sozialpolitikern der SPD deutlich.

Anders als bei Schulen dürften solche Sondereinrichtungen nicht gestrichen werden. Sie könnten allerdings näher an den „normalen“ Alltag herangerückt werden – Angebote wie die der AWO in der Leuthardstraße sind ein wichtiger Schritt.

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