Attraktiver Wohnraum in ehemaligen Problemhäusern im Quartier Nordmarkt: 2. Rundgang durch die Nordstadt

Einst weit vorne auf der Liste der Problemimmobilien, ist das Ensemble an der Bornstraße heute ein Schmuckstück.
Einst weit vorne auf der Liste der Problemimmobilien, ist das Ensemble an der Bornstraße heute ein Schmuckstück.

Immer mehr private EigentümerInnen machen sich auf den Weg, ihre Immobilien zu modernisieren. Die Stadt Dortmund fördert dieses Engagement mit Beratungsleistungen, Zuschüssen aus dem Hof- und Fassadenprogramm sowie steuerlichen Sonderabschreibungen. Wie dies den Stadtteil verändert, zeigt die Stadt in mehreren Rundgängen in den Quartieren. Nach einem ersten Rundgang im Borsigplatzviertel im September 2017 gab es im Quartier Nordmarkt jetzt auch einen Blick hinter die Kulissen der Gebäude.

Zweiter Rundgang der Stadt führte zu neuen Schmuckstücken im Nordmarkt-Quartier

Stadtrat Ludger Wilde, Susanne Linnebach, stellvertretende Leiterin des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung, Uta Wittig-Flick, Teamleiterin der Stadterneuerung Nordstadt und das Quartiersmanagement Nordstadt haben gezeigt, wie aus ehemaligen Problemimmobilien regelrechte Schmuckstücke geworden sind.

Besichtigt wurden Immobilien, die engagierte Eigentümer mit Unterstützung der Stadt Dortmund für ganz unterschiedliche Nachfragegruppen instand gesetzt und modernisiert haben.

„Die Bandbreite der Aufwertungs- und Modernisierungsmaßnahmen in der Dortmunder Nordstadt ist groß. Sie reicht von behutsamen Sanierungen, die preiswerten Wohnraum erhalten, bis hin zu aufwändigeren Ausstattungen mit entsprechend höheren Mieten“, betont Stadtrat Ludger Wilde.

Stadtbildprägendes Gebäude-Ensemble Bornstraße 99, 101, 103 saniert

Die zweite Quartiers-Tour führte durch das Nordmarkt-Quartier. Foto: Roland Gorecki/ Stadt Dortmund
Die zweite Quartiers-Tour führte durch das Nordmarkt-Quartier. Foto: Roland Gorecki/ Stadt Dortmund

Der Rundgang startet an der Bornstraße 99 mit einem Gebäude, das als Problemhaus in Verruf geraten war. Das imposante Eckhaus und die beiden angrenzenden Gebäude hat Christian Schmitt, Geschäftsführer der Julius Ewald Schmitt Grundstücksgesellschaft b. R. einigen Jahren erworben und diese aufwendig saniert.

Die mit Stuck verzierten Fassaden wurden instand gesetzt und größtenteils in ihren gründerzeitlichen Ursprungszustand gebracht. Während der Dunkelheit werden die Erker und Figuren angestrahlt und sind aus Richtung Innenstadt schon von weitem zu sehen. Fenster und Türen wurden erneuert, alle Häuser wurden mit Videogegensprechanlagen ausgestattet. Auf der Rückseite wurden attraktive neue Balkone geschaffen.

Noch beeindruckender ist ein Blick hinter die Fassaden: Alle Wohnungen wurden grundlegend saniert und größtenteils auf die Bedürfnisse von Studierendenwohngemeinschaften zugeschnitten. Vom Balkon in der neu geschaffenen Dachgeschosswohnung hat man einen einmaligen Ausblick auf die Stadt.

Die Fassadengestaltung und die Illumination wurden mit Mitteln aus dem städtischen Programm für Hof-, Fassaden- und Lichtgestaltung gefördert.

Modernisierung und attraktivere Grundrisse in der Schleswiger Straße 18

Das ehemals weitgehend leer stehende Wohn- und Geschäftshaus Schleswiger Straße 18 wurde ebenfalls von außen und innen modernisiert. Geblieben sind die seinerzeit einzigen Mieter: der Kiosk im Erdgeschoss und eine Familie. Alte Nachtspeicheröfen wurden durch eine Gaszentralheizung mit Warmwasseraufbereitung ersetzt.

In den leer stehenden Wohnungen wurden die innen liegenden Badezimmer mit Grundrissänderungen in attraktive Tageslichtbäder umgewandelt. Auch dort wurde auf die Nachfrage von Studenten gesetzt, die ersten sind schon eingezogen. Eines der Highlights ist die neue attraktive Dachloggia.

Die Fassadengestaltung wurde ebenfalls mit Mitteln aus dem städtischen Programm für Hof-, Fassaden- und Lichtgestaltung gefördert.

AWO machte die Schleswiger Straße 38 und 40 zu echten Hinguckern

Die ungewöhnliche Fassadengestaltung von Günter Rückert ist fertig.
Die ungewöhnliche Fassadengestaltung von Günter Rückert ist fertig. Archivfotos (3): Alex Völkel

Nächste Station sind zwei benachbarte Häuser in der Schleswiger Straße 38 und 40. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterbezirk Dortmund hat die Häuser gekauft und modernisiert, um einen weiteren positiven Akzent in der Dortmunder Nordstadt zu setzen.

„Die Häuser befanden sich in einem problematischen Zustand mit viel Leerstand. Mit der Modernisierung schaffen wir preiswerte Wohnungen für Familien, Wohngemeinschaften und Raum für eine Kindertagesstube“, sagt Andreas Gora, Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterbezirk Dortmund. Die Häuser und die Wohnungen wurden aufwendig saniert. „Es ist viel Geld in moderne Technik geflossen, außerdem wurden die Fenster ausgetauscht und das Dach erneuert“, ergänzte Frank Czwikla, Leiter der AWO-Baukommission.

Bemerkenswert ist die Fassadengestaltung des Dortmunder Künstlers Günter Rückert. Die Comicfiguren an der Fassade in der Schleswiger Straße 38 erinnern an die Edelweißpiraten – eine Jugendgruppe, die sich während der NS-Zeit gegen die Nazis engagiert hat und deswegen verfolgt wurde. Dafür hat der Künstler gründlich in Archiven und im Internet geforscht. Das Nebenhaus mit der Kinderstube ist mit vielfältigen bunten Tiermotiven auf blauem Grund gestaltet.

Mallinckrodtstraße 66 – der Kauf aus Notwehr hat sich gelohnt

Ist diese Wohnung noch bewohnbar? Diese Frage stellt sich Käufer Andreas Laube.
Ist diese Wohnung noch bewohnbar? Diese Frage stellte sich Käufer Andreas Laube nach dem Kauf.

Eigentümer der Mallinckrodtstraße 66 ist Andreas Laube. Er hat es quasi aus Notwehr gekauft, weil das Haus sich massiv auf seine eigenen Häusern in der Mallinckrodtstraße 62/64 ausgewirkt hat. Der Dortmunder Architekt Till Redenz hat die Modernisierung des Hauses aus den zwanziger Jahren begleitet. „Als die jetzigen Eigentümer das Haus erworben haben, stand es bis auf drei Wohnungen komplett leer.

Die Wohnungen waren in einem extrem gesundheitsgefährdenden und damit unbewohnbaren Zustand, u. a. durch großflächigen Schwarzschimmel- und Ungezieferbefall und durch fehlende Strom- und Gasversorgung. Es stand eine Komplettsanierung an, bei der u. a. auch Grundrissänderungen vorgenommen wurden, um den Wohnungen einen zeitgemäßen Zuschnitt zu geben und sie insbesondere für Paare und Singles attraktiv zu gestalten“, sagt Redenz.

An der Vorderseite, zur Mallinckrodtstraße hin, wurden Schallschutzfenster eingebaut mit der ursprünglichen Fenstersprossenunterteilung aus den 20er Jahren. Die Außengestaltung wurde mit Mitteln aus dem städtischen Programm für Hof-, Fassaden- und Lichtgestaltung sowie aus dem städtischen Schallschutzfensterprogramm bezuschusst.

Stadt kaufte den Schlüsselkomplex Nordmarkt 3 / Mallinckrodtstraße 55-57

Der Rundgang endet am Concierge-Büro an der Mallinckrodtstraße 55 mit Andreas Koch und seinem Vorort-Mitarbeiter Hasan Adzaj sowie Theresa Baumeister von der GrünBau gGmbH als Ansprechpartnern. Die GrünBau gGmbH ist seit dem 1. Februar 2016 mit der Sozialen Bewirtschaftung und der Verwaltung der Häuser beauftragt.

Nach mehr als zwei Jahren hat das Ordnungsamtsbüro in der ehemaligen Nordstadt-Apotheke eröffnet.
Nach mehr als zwei Jahren wurde das Ordnungsamtsbüro in der ehemaligen Nordstadt-Apotheke eröffnet.

Die insgesamt 40 Wohn- und fünf Gewebeeinheiten waren vormals in Besitz von Eigentümergemeinschaften mit ständig wechselnden Eigentümern und/oder Verwaltern. Es gab viele Leerstände, nicht legalisierte Wohnverhältnisse, ein starkes Abfallproblem im Haus und Hof, Brandlasten, Drogenkonsum im Hausflur, Schlafstellen im Keller und teilweise stark sanierungsbedürftige bauliche und technischen Anlagen.

Bereits 2015 beantragte die Stadt Dortmund eine Zwangsverwaltung für die Häuser und führte zeitgleich Ankaufsverhandlungen. Schließlich gelang der Eigentumsübergang an die Stadt Dortmund im Mai 2017. In den Häusern lebten zu diesem Zeitpunkt ca. 100 bis 130 Personen, davon 90 Kinder.

Seitdem verwaltet die GrünBau gGmbH im Auftrag der Stadt Dortmund die Häuser und konnte bereits sichtbare Verbesserungen erzielen. So wurden ein neuer Hauseingangsbereich geschaffen, Sicherungs-maßnahmen im Gebäude durchgeführt, die Abfallentsorgung verbessert, Wohnverhältnisse legalisiert und ein Concierge-Büro im Haus eingerichtet. Zwei Vorort-Mitarbeiter betreuen die Bewohner des Hauses. Ein muttersprachlicher Concierge ist bis in die Nacht hinein vor Ort. Nach und nach saniert GrünBau Wohnung für Wohnung mit Hilfe der Bewohner.

Weitere Immobilien und Rundgang durch das Quartier Hafen

Auf weitere sanierte Immobilien im Quartier Nordmarkt weist Alexander Sbosny vom Quartiersmanagement Nordstadt hin: „Insgesamt wurden hier in den letzten beiden Jahren 13 Immobilien durch die Stadt Dortmund gefördert und aufgewertet.“

Susanne Linnebach, stellvertretende Leiterin des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung motiviert weitere Eigentümer: „Die Stadt Dortmund unterstützt das Engagement der Eigentümer mit Beratungsleistungen, Zuschüssen aus unserem Hof- und Fassadenprogramm sowie Bescheinigungen für steuerliche Sonderabschreibungen.“

Das Hof- und Fassadenprogramm und das Quartiersmanagement Nordstadt werden mit Mitteln des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Dortmund über das Stadterneuerungsprogramm Soziale Stadt NRW – Dortmund Nordstadt finanziert. Ein dritter Rundgang durch das Quartier Hafen ist im ersten Halbjahr 2018 geplant.

Hier gibt es Informationen und Steckbriefe zu den einzelnen Gebäuden:

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