Als das Wiener Schnitzel noch 1,60 Mark kostete – Zum Tag des Bieres neue Ausstellung im Brauereimuseum zu sehen

Innenansicht des Restaurants Unionbräu, um 1910. © Stadtarchiv Dortmund
Innenansicht des Restaurants Unionbräu, um 1910. © Stadtarchiv Dortmund

Von Joachim vom Brocke

Das waren noch Zeiten als das Wiener Schnitzel 1,60 Mark, der Wiener Rostbraten 1,75 Mark, die Portion Prinzess-Bohnen 60 Pfennig oder der Stangenspargel aus der 1-Pfund-Dose 1,50 Mark kosteten. Klar, die Einkommen waren im 19. Jahrhundert deutlich niedriger. Längst nicht jeder konnte sich in jenen Jahren überhaupt einen Besuch im Restaurant leisten. Wenn, dann war das schon ein ganz besonderes Erlebnis.

Drei-Gänge-Menü „Ausstellungen“ ist perfekt – Was ist aus den großen Gaststätten geworden?

Zum „Tag des Bieres“ öffnet am Sonntag, 23. April, ab 11 Uhr im Brauerei-Museum an der Steigerstraße 16 die Ausstellung „Essen außer Haus. Vom Henkelmann zum Drehspieß“. Im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte an der Hansastraße wird ebenfalls am Sonntag um 11 Uhr eine weitere Ausstellung eröffnet.

Kronenburgpark, 1907. © Brauerei-Museum
Kronenburgpark, 1907. © Brauerei-Museum

Hier wird gezeigt, wie sich die rasanten Veränderungen in Arbeit und Alltag seit 150 Jahren auf die Ernährung auswirkten. Damit ist das Drei-Gänge-Menü „Ausstellungen“ perfekt. Denn das Hoesch-Museum nimmt bereits seit Anfang April die Werksverpflegung der Hoeschianer in den Blick.

„Die Idee kam von Isolde Parussel, der Leiterin des Deutschen Kochbuchmuseums“, erläuterte Dr. Heinrich Tappe, Leiter des Brauerei-Museums. Das Hoesch-Museum, Brauerei-Museum und das Museum für Kunst und Kulturgeschichte seien mit eingebunden worden.

„Erstmals gibt es zu einem Thema drei Ausstellungen in drei Häusern“, so Tappe. Bei der Zusammenstellung unterstützt wurde Tappe von Peter Cremer, dem Inhaber der Thier-Brauerei, von Gastronomie-Senior Heinz Overkamp und Klaus Berger vom Evinger Geschichtsverein. Hier hatte man sich Gedanken darüber gemacht, was aus den „großen Gaststätten“ geworden ist.

Restaurant-Boom setzte erst um 1900 ein

Doch über die Vergangenheit von Restaurants gebe es nur wenig Literatur, bedauerte Tappe. Erst Ende des 18. Jahrhunderts habe es in Paris Speisegaststätten gegeben, in denen die Gäste à la carte essen konnten.

Ein Boom setzte in Deutschland erst um 1900 ein. Doch dann seien „zum Teil prachtvolle Restaurants mit opulenter Innenausstattung“ entstanden. Selbst Gastwirtschaften nannten sich nach und nach Restaurant.

Pizzerien und Balkan-Restaurants kamen in den 1960er Jahren nach Dortmund

Freuen sich auf die Ausstellung: Peter Cremer, Dr. Heinrich Tappe und Klaus-Joachim Schlegel, Stiftergesellschaft. Foto: Joachim vom Brocke
Freuen sich auf die Ausstellung: Peter Cremer, Dr. Heinrich Tappe und Klaus-Joachim Schlegel. Foto: Joachim vom Brocke

„Ein Restaurant-Besuch“, schildert Dr. Heinrich Tappe, „war meist gut betuchten Kreisen vorbehalten“. Die einfache Kneipe um die Ecke oder Landschenken hätten bis in die 1960er und 1070er Jahre hinaus weder kalte noch warme Küche gehabt.

Die Zeiten änderten sich. Zu den ersten Pizzerien gesellten sich später Balkan- und China-Restaurants. Imbissbetriebe kamen auf, die zunächst Bratwurst, später Pommes Frites anboten. In den 1970er Jahren kam McDonald’s nach Deutschland, andere Ketten folgten.

Heute gibt es Restaurants für nahezu jeden Geldbeutel und jeden Geschmack. Essengehen gehört zu den Selbstverständlichkeiten im Alltag.

Die neue Ausstellung im Brauereimuseum weckt Erinnerungen an Dortmunds riesige Säle

Weißer Saal im Bierhaus Stade, 1909. © Brauerei-Museum
Weißer Saal im Bierhaus Stade, 1909. © Brauerei-Museum

Das klassische Gasthaus mit gutbürgerlicher Küche hatte mit viel Konkurrenz zu kämpfen. In der Ausstellung im Brauerei-Museum gibt es manche Erinnerungen.

Neben zahlreichen historischen Abbildungen und Speisekarten werden sind Hotelsilber, Besteck und Porzellan der 1930er bis 1950er Jahre aus dem Münsterschen „Hotel Kaiserhof“, dem Dortmunder „Grafenhof“ und der „Hövelpforte“ zu sehen.

Ein Highlight ist die Speisekarte zum Festessen anlässlich des Besuchs von Kaiser Wilhelm in der Provinz Westfalen im Jahr 1884. Dazu weitere Innen- und Außenaufnahmen aus dem alten Hotel Römischer Kaiser mit riesigen Sälen oder dem noblen Restaurant Unionbräu.

Plakat zur Ausstellung © Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Gestaltung: Holger Drees

Gerne gab es Ausflüge in die Sommerfrische – zur Hohensyburg zum Beispiel oder in den Biergarten der Kronenburg. Sehenswerte Erinnerungen, längst nicht nur für Zeitzeugen.

Mehr Informationen:

  • Eröffnet wird die Ausstellung „Essen außer Haus. Vom Henkelmann zum Drehspieß“ am Sonntag, 23. April, 11 Uhr. Zu sehen bis 31. Dezember 2017.
  • Der Eintritt und Führungen sind frei, ebenso die kleine Bierverkostung.
  • Der Stiftergesellschaft zur Förderung des Brauerei-Museums gehören inzwischen 553 Mitglieder aus dem In- und Ausland an, teilte Vorsitzender Klaus-Joachim Schlegel mit. Vor allem werden viele Kontakte zu anderen Museen unterhalten. 

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Interessante Ausstellung startet im Hoesch-Museum: „Essen außer Haus – Vom Henkelmann zum Drehspieß“

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Reaktionen

  1. Rainer Eggenstein

    Habe im Unionbraeu ab 1965 Koch gelernt.War erstklassig Hat mir im weiteren Berufsleben sehr geholfen.
    Vielen Dank
    Rainer Eggenstein

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