Alles, was das Herz begehrt: Spannende Lesungen und Erzählabende in Dortmund in den Vorweihnachtswochen

Zeitzeuge Bert Woudstra ist am Dienstabend im Literaturhaus zu Gast.
Der Holocaust-Überlebende Bert Woudstra (Niederlande) ist am Dienstabend im Literaturhaus zu Gast.

Wer sich an den langen Winterabenden als ZuhörerIn mit Texten verschiedener literarischer Gattungen beschäftigen mag, der Lesung spannender Krimis oder den politischen Spitzfindigkeiten eines Menschen mit einer außergewöhnlichen Biographie lauschen möchte, oder doch lieber eine der vielleicht letzten Gelegenheiten ergreift, mit Überlebenden des Holocausts ins Gespräch zu kommen – dem/der sei geholfen. Ein vielfältiges Programm erwartet alle FreundInnen des geschriebenen wie gesprochenen Wortes in den nächsten Wochen in Dortmund.

Zeitzeugengespräch: Der Holocaust-Überlebende Bert Woudstra (Enschede) zu Gast in Dortmund

Bert Woudstra wurde am 19. Februar 1932 als Sohn jüdischer Eltern in Enschede geboren. Der heute 85-jährige überlebte den Krieg nur, weil er mit seiner Mutter und seinem Bruder untertauchen konnte. Seinem Bruder gelang die Flucht nach England. Sein Vater wurde ermordet. Am 14.9.1941 sah er ihn zum letzten Mal.

Gedank-Taschen mit Putzuntensilien wurde den teilnehmenden Gruppen ausgehändigt.
Gegen das Vergessen

13 Türen – so auch der Name seines Vortrags – öffneten sich zwischen 1940 und 1945 für ihn und seine Familie. Bert Woudstra erzählt sehr eindrücklich von seinen Erfahrungen und Erlebnissen im Versteck und schlägt auch einen Bogen in die heutige Zeit. Nach seinem Vortrag wird die Möglichkeit für ein gemeinsames Gespräch bestehen. Eine immer seltener werdende Gelegenheit, mit Überlebenden der Nazidiktatur persönlich zu diskutieren. Veranstalter: BVB Fan- und Förderabteilung und der Jugendring Dortmund.

Hinweis an alle Ewiggestrigen: Der Veranstalter behält sich vor, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen. Personen, die nazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der nazistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, kann der Zutritt zur Veranstaltung verwehrt oder sie können von dieser auszuschlossen werden.

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Dienstag, 28. November, ab 19:09 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr) im literaturhaus.dortmund, Neuer Graben 78, 44139 Dortmund. Der Eintritt ist frei.
  • Ebenfalls am Dienstag, 28 November, ab 10:30 Uhr, in der Droste-Hülshoff-Realschule, Sumbecks Holz 5, 44379 Dortmund.

Zeitzeugengespräch: Eva Weyl (Amsterdam), Holocaust-Überlebende, berichtet vom wie Überleben

Zeitzeugengespräch mit Eva Weyl. Foto: Jugendring Dortmund
Zeitzeugengespräch mit Eva Weyl. Foto: Jugendring Dortmund

Familie Weyl besaß und betrieb in Kleve und in Erkelenz Textilkaufhäuser mit langer Tradition. Bereits kurz nach der Machtergreifung verließen sie das niederrheinische Kleve und flohen in die Niederlande. In Arnheim, dem Geburtsort von Eva, bauten sie sich eine neue Existenz auf. 1942 musste sich die Familie mit der damals sechsjährigen Eva in Westerbork melden.

Eva erlebte dort eine scheinbare Normalität. Sie ging in Westerbork zur Schule und spielte mit den anderen Kindern. Es gab im Lager Westerbork ein Krankenhaus, Fabriken, ein Theater, Sportveranstaltungen und vieles mehr.

Dies alles war, so Eva Weyl „schöner Schein“. Bei den Lagerinsassen sollte der Eindruck von Normalität geweckt werden um von der Deportationsmaschinerie abzulenken. Fast wöchentlich verließ ein Zug Westerbork und erreichte drei Tage später die Vernichtungslager im Osten. Von 105.000 Deportierten überlebten nur knapp 5.000. Nur mit viel Glück konnte die Familie Weyl der Deportation entgehen.

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Montag, 27. November, ab 16:45 Uhr, Jüdische Kultusgemeinde Dortmund, Prinz-Friedrich-Karl Str. 9, 44135 Dortmund.
  • Ebenfalls am Dienstag, 28. November, ab 9:45 Uhr, Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Erzbergerstraße 1, 44135 Dortmund.

20. Dortmunder Lyriktag; Thomas Krüger, „Ein Sonettennetz“. Aus Gedanken zu Miss Liberty

Thomas Krüger
Thomas Krüger

Thomas Krüger, eine solitäre Stimme im Konzert der westfälischen Gegenwartspoesie, nutzt für seine Gedichte Techniken der deutschen Barockdichtung.

Nicht nur, dass er sich der klassischen, im Barock beliebten Form des Sonetts bedient, er baut zweimal vierzehn Sonette und schiebt sie ineinander, so dass achtundzwanzig Gedichte mit unerwartetem, überraschenden Bild- und Sinnkombinationen entstehen.

Das Ganze mit Sprachwitz, Spielfreude und umwerfenden Wortfindungen. Die Moderation übernimmt Ralf Thenior.

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Mittwoch, 29. November, 19:30 Uhr, Einlass: 19 Uhr. literaturhaus.dortmund, Neuer Graben 78, 44139 Dortmund. Der Eintritt ist frei.
  • www.LesArt.Ruhr

Christiane Bogenstahl & Reinhard Junge: „Krimineller Advent“

Christiane Bogenstahl & Reinhard Junge
Christiane Bogenstahl & Reinhard Junge

Zwei böse Kriminalgeschichten zur Adventszeit: Zum einen ein in Wattenscheid spielender Krimi von Christiane Bogenstahl aus der im Oktober erschienenen Anthologie „Kerzen, Killer, Currywurst“. Und zum anderen die als Sonderedition aktualisierte Geschichte „Advent, Advent“ von Reinhard Junge mit dem neuen Titel „Wenn der Baum brennt“.

Selbstverständlich geht es um die angeblich größte Tanne der Welt auf dem Dortmunder Marktplatz. Die Lesung der beiden Geschichten wird mit einem heiteren Krimiquiz und passenden kleinen Gewinnen für wissende Mitrater fein abgerundet, bevor zum Abschluss des spannenden Abends die beiden Autoren ihre zwei (satirischen) Lieblingskapitel aus dem „Datengrab“ lesen.

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Donnerstag, 30. November, 19:30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr). literaturhaus.dortmund, Neuer Graben 78, 44139 Dortmund. Eintritt: VVK 5 €, AK 7 €.
  • Vorverkauf beim literaturhaus.dortmund im Netz oder an allen Eventim-Vorverkaufsstellen (ggf. Aufschlag).

Heinrich Peuckmann, „Nicht die Macht der Steine“

Heinrich-Peuckmann
Heinrich-Peuckmann

Manchmal sind es alltägliche, oft politische oder soziale Themen, denen Heinrich Peuckmanns Gedichte poetische, zartfühlende und tief beeindruckende Aspekte abgewinnen. Aber bei Beschämung, Unterdrückung oder Verfolgung bleibt das Leben nicht stehen, es schreitet fort. Das Humane und Versöhnende schwingt immer mit.

Peuckmann erinnert sich. An Menschen, die ihn ein Stück auf seinem Lebensweg begleiteten, an Orte, die ihn prägten, an Begebenheiten, die lange nachwirken. Und er findet bei dieser poetischen Erkundung heraus: Das letzte Wort hat nicht die Macht der Steine.

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Dienstag, 5. Dezember, 19:30 Uhr, Einlass: 19 Uhr. literaturhaus.dortmund, Neuer Graben 78, 44139 Dortmund. Der Eintritt ist frei.

Die „Legende“ von Ronald M. Schernikau oder der letzte normale Mensch des letzten Jahrtausends

Ronald Schernikau. Es liest seine Mutter
Ellen und Ronald Schernikau

„Man kann sagen, er war der letzte normale Mensch in diesem Jahrtausend“, schrieb Peter Hacks 1999 über seinen viel zu jung verstorbenen Kollegen Ronald Schernikau (1960-1991).

Dessen einmalige Normalität hatte schon vor dem Abitur mit „Kleinstadtnovelle“ ihr Coming-out gefeiert und war in immer neuen literarischen Höhenflügen zur schwul-kommunistischen Menschlichkeit gereift. Schernikaus Leben und Werk wird seine Mutter Ellen Schernikau vorstellen.

Nicht zuletzt auch mit Auszügen aus seinem unvollendeten Hauptwerk „Legende“. Ihre Neuedition bildet den Auftakt der vom Verbrecher-Verlag geplanten Schernikau-Werkschau. „Die Dummheit der Kommunisten halte ich für kein Argument gegen den Kommunismus.“ Ronald M. Schernikau.

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Donnerstag, 07. Dezember, 19 Uhr, Einlass: 18:30 Uhr. literaturhaus.dortmund, Neuer Graben 78, 44139 Dortmund. Der Eintritt ist frei.

Im Gespräch mit Bachtyar Ali, Irakisch-kurdischer Schriftsteller

Nelly-Sachs-Preisträger 2017: Bachtyar Ali
Nelly-Sachs-Preisträger 2017: Bachtyar Ali

Lesung: Daniel Berger, Moderation: Stefan Weidner

Bachtyar Ali (geboren 1966 in Sulaimaniya/Irak, Preisträger des Nelly-Sachs-Preises 2017 der Stadt Dortmund) erinnert als bedeutender Autor an die große orientalische Erzähltradition und schildert auf hochpoetische Weise eine unbekannte Welt: Das Schicksal der irakischen Kurden – brutal verfolgt und in inneren Auseinandersetzungen zerrissen.

Durch sein Engagement geriet Bachtyar Ali selbst in Konflikte mit der Diktatur seines Landes und floh in den Neunzigerjahren nach Deutschland, wo er sein Gesamtwerk aus Romanen, Essays und Gedichten fortführt.

Bisher wurden zwei seiner Romane in die deutsche Sprache übersetzt („Der letzte Granatapfel“ von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim und „Die Stadt der weißen Musiker“ von Peschawa Fatah und Hans-Ulrich Müller-Schwefe).

Veranstalter: Kulturbüro Dortmund in Zusammenarbeit mit dem literaturhaus.dortmund

Mehr Informationen:

  • Wann/wo: Freitag, 8. Dezember. Beginn 19:30 Uhr, Einlass und Abendkasse ab 19 Uhr. literaturhaus.dortmund, Neuer Graben 78, 44139 Dortmund. Eintritt: VVK 5 €, AK 7 €.
  • Vorverkauf beim literaturhaus.dortmund im Netz oder an allen Eventim-Vorverkaufsstellen (ggf. Aufschlag).
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