Kleiderwahn und Konsumrausch – getanzte Gesellschaftskritik im Depot

Theater im Depot - Dresscode 1001
Mit der Eigeninszenierung  „Dresscode 1001“ startet das Theater im Depot in die neue Spielzeit. Foto: Alex Völkel

Mit vier Premieren startet das Theater im Depot in die neue Spielzeit. „Wir wollen tendenziell wieder etwas politischer werden“, kommentiert Berthold Meyer die Auswahl der Stücke. So wirft „Play Sisyphos“ (8. November) einen Blick auf die heutige Arbeitswelt. „Dantons Dilemma“ (4. Oktober) ist die zweite Kooperation mit dem jungen Theaterlabel Sir Gabriel Dellmann. Los geht es allerdings am 7. September mit der Tanztheater-Inszenierung „Dresscode 1001“.

Saisonstart mit der Eigenproduktion „Dresscode 1001“

Theater im Depot - Dresscode 1001
Matthias Dammberg, Birgit Götz und Cordula Hein. Foto: Völkel

Die Eigenproduktion entführt in eine vom Kleiderwahn beherrschte Gesellschaft. Wer privilegiert ist, bestimmt was getragen wird und entscheidet, wer welche Kleider tragen darf. Immer schneller und schneller dreht sich bald eine absurde Spirale der Identitätssuche durch das Outfit.  „Wir haben untersucht, wie Konsum funktioniert – die Kooperation zwischen Konsumenten und Herstellern“ erklärt Nina de la Chevallerie. Gemeinsam mit  Katja Ahlers führt sie Regie. „Es ist eine gegenseitige Abhängigkeit, ein ständiger Dialog und ein Machtspiel“, erklärt die Göttingerin, die erstmals im Depot inszeniert.

Märchenklassiker als Ausgangspunkt

Eine erste Grundlage und Basis ist der H.C.Andersen-Märchenklassiker „Des Kaisers neue Kleider“. Allerdings ist es bei weitem keine Neuerzählung: Es ist viel mehr ein Ausgangspunkt für Dresscode 1001, an derem Ende die Kundinnen und Kunden Geld für nichts ausgeben werden. „Wir haben viel gelesen und recherchiert“, erklärt Schauspieler Matthias Dammberg. „Daraus ist ein eigenes Stück entstanden.“ Die Kleidung ist dabei nur Träger der Konsumidee. Es geht um Kaufverhalten allgemein, der Suche nach Neuem und der gesellschaftlichen Positionierung.

Junge Tanztheaterwerkstatt übernimmt eine tragende Rolle

Dresscode 1001
14 Jugendliche der Jungen Theaterwerkstatt im Depot wirken mit. Fotos: Alischa D. Leutner

Das 17-köpfige Ensemble, bestehend aus den Schauspielern Matthias Damberg und Cordula Hein sowie der Tänzerin Birgit Götz und 14 Nachwuchsdarstellern der jungen Tanztheaterwerkstatt des Theaters im Depot, verbindet in Schauspiel, Tanz und Videokunst eine Vision des alten Kampfes vom Schein mit dem Sein zu einer aktuellen Geschichte über die Zwänge zur Behauptung und der Suche der Individualität nach Freiheit und Wahrhaftigkeit.

Einen wichtigen Beitrag leistet die Zusammenarbeit mit den Nachwuchsdarstellern im Alter von 17 bis 25 Jahren. Birgit Götz hat mit den Jugendlichen die Choreographien für das Tanztheaterstück erarbeitet. „Wir freuen uns, dass der Nachwuchs ins Theater will. Sie übernehmen große Verantwortung“, betont Götz. Schließlich sind sie ein fester und wichtiger Bestandteil der ansonsten mit Profis besetzten Inszenierung. „Sie geben dem Stück unglaubliche Kraft – sie bringen viel Power auf die Bühne.“ Und sie sorgen für Zeitgeist. Schließlich steuern sie einen jugendlicheren Blickwinkel auf das Konsumverhalten bei.

Projekt „Ich bin nicht mein T-Shirt“ schließt sich an

Dabei gibt es keine  moralisch erhobenen Zeigefinger. Die Marktingstrategen seien nicht per se mit Fratzen dargestellt und die Konsumenten als gut, betont Nina de la Chevallerie. „Jeder kann sein eigenes Kaufverhalten hinterfragen“, ergänzt Katja Ahlers. „Kunst will ja auch nicht pädagogisch, sondern künstlerisch sein“, erklärt Meyer. „Und sie will gut unterhalten.“ Wenn sie dann noch gesellschaftspolitisch relevant und kritisch ist – um so besser. Daran knüpft ein von der LAG Tanz unterstütztes Projekt an: „Ich bin nicht mein T-Shirt“, heißt das einwöchige Angebot für Kinder rund Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sich das Stück im Depot ansehen. „Es ist gesellschaftlich ein Riesen-Thema“, betont Birigit Götz. An dieser Art von pädagogischen Angeboten möchte man im Depot künftig mehr machen. Informationen und Anmeldemöglichkeit zum Projekt gibt es nach den Sommerferien.

 

HINTERGRUND

Regie: Nina de la Chevallerie & Katja Ahlers

Assistenz: Sofie Ruffing

Choreographie: Birgit Götz

Schauspiel & Tanz: Matthias Damberg, Cordula Hein, Birgit Götz

Ensemble Tanz: Junge Tanztheaterwerkstatt des Theaters im Depot

Dominique Abomo Metago, Jenny Bruckmann, Lina Fee Philipp, Carlotta Guna, Clara Hoppe, Katharina Kelm, Sarah Künne, Lucas Maserski, Antonio Di Nauta, Lena Nicola, Anna Severin, Johanna Steden, Marisa Marques da Silva, Sophia Trump

Video: Alischa Diana Leutner

Bühne: Tabea Sieben

Technische Leitung: Peter Fotheringham

Technik: Benno Fotheringham, Vincent Westerwelle

 

PREMIERE

SA 07.09.2013 um 20 Uhr

 

Weitere Vorstellungen: 

SO 08.09.2013 um 19 Uhr

FR 20.09.2013 um 20 Uhr

FR 18.10.2013 um 20 Uhr

FR 15.11.2013 um 20Uhr

SA 21.09.2013 um 20 Uhr

SA 19.10.2013 um 20 Uhr

SA 16.11.2013 um 20 Uhr

 

Eintritt: VVK 13 € / 8 € erm.

AK 15 € / 10 € erm.

 

Kartenreservierung (AK Preis) unter 0231/ 98 22 336 (Anrufbeantworter) oder

ticket@theaterimdepot.de

 

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Reaktionen

  1. Diashow zu „Dresscode 1001“ im Theater im Depot: Viel Applaus für ausdrucksstarkes Tanztheater | Nordstadtblogger

    […] Mehr zu den Hintergründen des Stücks auf nordstadtblogger.de […]

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